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Rückkehr des Satansbratens: BEELZEBUB - VOL. 2

Inzwischen haben sich Oberschule-Schläger Tatsumi Oga und der Spross des Dämonenkönigs aneinander gewöhnt. Das Zusammenleben der Beiden bleibt jedoch turbulent – nicht nur, weil der Beel-bō getaufte Frechdachs einfach mal so Samen höllischer Prunkwinden sät, die sekundenschnell zu tödlichen Riesenpflanzen gedeihen. Auf einmal verliert Oga auch seinen Zebul Spell, der die Verbindung zwischen ihm und dem plötzlich fiebernden Baby herstellt, welches mit Ogas Feind Hidetora Tōjō andockt. Kein Wunder also, dass das etwas langatmig geratene Duell der beiden Schläger das Geschehen von Folge 17 bis 21 bestimmt.

In der Anime-Serie BEELZEBUB – VOL. 2 rückt aber auch Ogas Kumpel Takayuki Furuichi stärker in den Fokus der Geschehnisse, der sich voll pubertärer Fantasien sowohl für Dämonenamme Hilda als auch für Angelica, die hübsche, aber etwas einfältige Tochter des Dimensions-Teleportationsdämons Alaindelon interessiert, welche er sogar einmal (fast) aus dem Kerker der Banditenstadt Vlad im Dämonenreich rettet. Nachdem Oga die Ishiyama-Oberschule in Schutt und Asche gelegt hat, steht auch ein Schulwechsel an – wobei an der neuen Penne die rätselhaften „Sechs Ritter“ für Ordnung sorgen, die sich nur teilweise zu erkennen geben (Folgen 29/30).

Regisseur Yoshihiro Takamoto und Charakterdesigner Takeshi Yoshioka führen in BEELZEBUB – VOL. 2, auf welchem peppermint anime die Folgen 16 bis 30 der insgesamt 60 Folgen versammelt, die auf einem gleichnamigen Shōnen-Manga basierende Reihe konsequent fort, Studio Pierrot+ („Bleach“, „Naruto Shippuden“) produzierte. Der Humor und die reichlich vorhandenen Fights sind immer noch schrill, aber nicht mehr ganz so überdreht wie in den ersten Folgen. Als Boni sind die zwei Clean Openings und zwei Clean Endings (also Intro- und Outro-Songs ohne Credits) auf den beiden Discs enthalten, bei deren Authoring scheinbar nicht auffiel, dass ein magentafarbener Cursor bei der Folgenauswahl auf magentafarbenem Untergrund vielleicht noch einmal überdacht werden sollte...  
Wie es in Vol. 3 weitergeht, erfahrt ihr hier.

LUTZ GRANERT

Titel: BEELZEBUB – VOL. 2
Label: peppermint anime
Land/Jahr: Japan 2011
FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 360 Min.
Verkaufsstart: 26. Januar

peppermint anime, Dämon, Gangster, schule, beelzebub, Anime

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Ein flammendes Inferno: ROTER HIMMEL auf DVD

Die Filme von Christian Petzold gleichen oftmals Versuchsanordnungen, in denen er ebenso sachlich wie nüchtern die fragilen sozialen Beziehungen seiner Figuren analysiert. In seinem beklemmenden Drama „Barbara“ (2012) erzählt er von einer Ärztin in der DDR, die nach einem Ausreiseantrag in ein Krankenhaus der Provinz versetzt und ihr wiederholt Entwürdigungen ausgesetzt ist. „Undine“ (2020) ist eine ebenso zarte und geerdete wie poetische Liebesgeschichte zwischen einem Industrietaucher und einer Stadthistorikerin. Es sind einfache Geschichten normaler Menschen, die ohne pathetischen Stuck keinerlei Überhöhung erfahren.

ROTER HIMMEL reiht sich hier nahtlos ein. In langen Szenen und gedreht an Originalschauplätzen erzählt er eine unkonventionelle sommerliche Urlaubsromanze. Leon (Thomas Schubert) ist Schriftsteller und will die Arbeit an seinem zweiten Roman beenden, Felix (Langston Uibel) muss eine Bewerbungsmappe für die Kunsthochschule fertigstellen. Die beiden Kumpels aus Berlin planen zu arbeiten, als sie zusammen das abgelegene Ferienhaus von Felix' Familie an der Ostsee beziehen. Hier wohnt bereits die mit Felix befreundete Nadja (Paula Beer), welche sich mit Rettungsschwimmer Devid (Enno Trebs) abends lautstark sexuell austobt. Die Laune von Leon ist im Keller, während Felix in der Hitze die Auszeit am Strand genießt. Doch kurz nachdem Leons Verleger Helmut (Matthias Brandt) eingetroffen ist, nähert sich bedrohlich ein Waldbrand...  

Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold legt großen Wert auf die messerscharfe Charakterzeichnung seiner Figuren, woraus im unerwartet explosiven Figurenquintett nicht nur Spannungen, sondern auch große Spannung entsteht. So lässt der egozentrische Leon jegliches Interesse an und Empathie für seine Mitmenschen vermissen. Als er seinen Verleger Helmut – der sich mehr für die Arbeiten von Literaturwissenschaft-Promovendin Nadja als Leons (offenkundig furchtbaren) Roman interessiert – nach einem Zusammenbruch auf der Onkologie besucht, glaubt er tatsächlich dessen Mär von Nierensteinen. Liebe und Eifersucht, Freude und Trauer sind jene Themen, welche große Literaten schon seit vielen Jahrunderten beschäftigen – und Christian Petzold hier insbesondere zum Ende hin mit selbstreflexivem Augenzwinkern ebenfalls verhandelt. Auch durch das nuancierte Spiel von Paula Beer („Transit“) bietet „Roter Himmel“ eine filmisch ebenso konzentrierte wie intensive Seherfahrung, die das Publikum fordert.

Als Boni sind vier Interviews auf der vorliegenden DVD enthalten. In einem davon gibt Christian Petzold reflektiert Auskunft über den Entstehungsprozess von ROTER HIMMEL und u.a. die Metapher des Waldbrands: Es gehe in seinem Sommerfilm um „das Ende eines mythischen Raums“ – ganz wie durch blockierte literarische Fantasie. Ein weiteres Gespräch mit Petzold findet sich in einem beiligenden 16-seitigen Booklet.

LUTZ GRANERT

Titel: ROTER HIMMEL
Label: good movies
Land/Jahr: Deutschland 2023
FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 99 Min.
Verlaufsstart: veröffentlicht

ostsee, paula beer, roter himmel, deutscher film, liebe, dvdreview, bike, literatur

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Skandalfilm im Heimkino: SPARTA von Ulrich Seidl

Es gibt wohl kaum einen anderen deutschsprachigen Filmemacher, der die Hässlichkeiten im menschlichen Dasein in (semi-)dokumentarischer Ästhetik so schmuck- und schonungslos auslotet wie der Österreicher Ulrich Seidl („Paradies“-Triolgie). Wenn auf seiner Homepage zu SPARTA zu lesen ist, das Drama sei zusammen mit dem Nachfolger „Rimini“ zu verstehen als „Diptychon über die Unentrinnbarkeit der eigenen Vergangenheit und den Schmerz, sich selbst zu finden“, dann bekommt das Publikum eine vage Vorstellung davon, welch fordernde Erfahrung es erwartet.

Tatsächlich ist schon der Plot von SPARTA nur schwer erträglich. Ein ruhiger Österreicher namens Ewald (Georg Friedrich) geht in Rumänien freudlos seinem Alltag zwischen seinem Job im Kraftwerk und seiner eingeschlafenen Beziehung mit seiner Partnerin (Florentina Elena Pop) nach, bei der er keinen mehr hochbekommt. Vielmehr erregen ihn neuerdings kleine Jungen, deren Nähe er sucht. Er bricht mit seinem bisherigen Leben und eröffnet in einem kleinen Dorf eine Judo-Schule, in der er zunächst kostenlose Trainings, später Freizeitbeschäftigung für Kinder anbietet. Acht Jungen aus schwierigem Elternhaus besuchen das Areal täglich, welches der zunehmend auf Tuchfühlung gehende Ewald bald von Holzpalisaden einfasst und Sparta tauft. Doch im Dorf regt sich Widerstand und Misstrauen gegenüber Ewald…

SPARTA sorgte vor seiner geplanten Premiere auf dem Toronto Film Festival 2022 für einen handfesten Skandal. Die Kinder – allesamt Laiendarsteller – wurden zum Teil zu Nacktszenen oder Konsumieren von Alkohol genötigt und nicht darüber aufgeklärt, dass es bei den Berührungen des hier abermals ebenso spröde wie stark aufspielenden Georg Friedrich („Große Freiheit“) um Pädophilie gehe, recherchierte DER SPIEGEL (die englischsprachige Version des Artikels ist ohne Abo abrufbar). Das überschattete die abermalige Brillanz, mit der Ulrich Seidl (verantwortlich für Regie, Drehbuch und Produktion) hier ein schwieriges Thema seziert. Die alles andere als sympathische, aber sanftmütige Hauptfigur wird mit den brachialen Erziehungsmethoden auf dem rumänischen Hinterland rund um „männliche Härte“ konfrontiert – während Ewalds greiser und Nazilieder singender Vater (Hans-Michael Rehberg) im trotz farbenfroher Wandtapete trostlosen Pflegeheim vergeblich auf einen Besuch seines Sohns wartet. Und dabei stellt Seidl ohne zu moralisieren die Frage, was Liebe zwischen den Generationen eigentlich bedeuten kann.

SPARTA ist bei Ewalds immer stärkeren Annäherungsversuchen unangenehm, tut weh – und verweigert sich in den häufigen Totalen mit leichter Untersicht auch der Partei- oder Anteilnahme für seine Protagonisten. Auch deswegen ist es – dem Skandal zum Trotz – ein wichtiger Film, der bei good movies auf DVD und Blu-Ray vorliegt. Leider sind auf der Scheibe als Boni nur eine Handvoll Trailer enthalten – eigentlich schade, denn dieses harte Drama hätten ein paar Einblicke in seine Entstehung gut getan.

LUTZ GRANERT

Titel: SPARTA
Label: good movies (Neue Visionen)
Land/Jahr: D/A/F 2022
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 94 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

Rumänien, Sparta, Pädophilie, georg friedrich, ulrich seidl

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Slasher-Klassiker in HD: SLUMBER PARTY MASSACRE

Die 18-Jährige Trish (Michele Michaels) hat sturmfrei, also veranstaltet sie mit ihren Freundinnen am Abend eine Pyjama-Party. Während Diane, Jackie und Kim der Einladung für einen lustigen Mädelsabend mit Alkohol und ein paar Joints nachkommen, sagt die neu nach Los Angeles gezogene Valery ab: Trish lästert nämlich über sie. Doch nicht nur wegen zwei notgeilen Mitschülern, die dem Mädchenquartett nachsteigen, gerät die Party turbulenter als gedacht. Der psychopathische Serienkiller Russ Thorn (Michael Villella) ist aus dem Gefängnis entkommen und trachtet mit seinem riesigen Bohrer den leicht bekleideten Teenagerinnen nach dem Leben…

SLUMBER PARTY MASSACRE wurde im Jahr 1982, also in der Hochphase der Teenie-Slasher-Welle veröffentlicht. In Sachen Spannungsaufbau kann er den hierzulande wesentlich bekannteren Genre-Vertretern „Freitag, der 13.“ (1980) und „A Nightmare on Elm Street“ (1984) nicht das Wasser reichen: dafür herrscht bei den zahlreichen Pseudo-Schockeffekten im Mittelteil einfach eine zu lange Durststrecke zwischen den mit deftigen Gewaltspitzen angereicherten Kills. Womit der lange Zeit in Deutschland wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmte, für eine bierselige Runde bestens geeignete Streifen von Regisseurin Amy Holden Jones hingegen punktet, ist – trotz vom Produzenten Roger Corman eingeforderten Nacktszenen – sein feministischer Ansatz. Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Rita Maw Brown, einer Aktivistin der lesbischen Frauenbewegung – und so ist es nicht verwunderlich, dass der absurd lange Bohrer ein phallisches Symbol darstellt, während die Jungfrauen natürlich nachvollziehbare Angst davor haben, von diesem penetriert zu werden. In dieser metaphorischen Lesart entpuppt sich das Finale als schmerzhafte Kastration.

Die vorliegende Limited Collector’s Edition von Lucky 7 präsentiert den Film ungeschnitten in einer Scanavobox mit einer Blu-Ray und DVD des Films, welche dieselben Boni aufweist wie eine wesentlich strenger limtierte Veröffentlichung von Shamrock Media (2022). Interessant ist die als Extra auch hier enthaltene 23-minütige Dokumentation „Sleepless Nights“, bei der 28 Jahre später die Beteiligten zu Wort kommen, jedoch allemal. Die aufstrebende Cutterin Amy Holden Jones steht zu ihrem Regiedebüt – womit sie sich gegen ein Mitwirken an Steven Spielbergs Meisterwerk „E.T. - Der Außerirdische“ (1982) entschied. Killer-Darsteller Michael Villella ist ohne wahnsinnigen Blick kaum wiederzuerkennen – und gibt zu, dass er sich bei seiner Method-Acting-Methode während des Drehs vom übrigen Cast separierte und seine Fortbewegung im Film einem Pfau nachempfand. Als physische Boni sind zudem – wie üblich in der Edition – ein Bierfilz mit dem Coverartwork und ein A4-Filmposter enthalten.

LUTZ GRANERT

Titel: SLUMBER PARTY MASSACRE (2-Disc Limited Collector's Edition)
Label: Lucky 7 Art Collection (Venal Virulent Video)
Land/Jahr: USA 1982
FSK & Laufzeit: ungeprüft, ca. 76 Min. (BluRay) / ca. 72 Min. (DVD)
Verkaufsstart: veröffentlicht

driller, teenies, slumber party massacre, lucky 7

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