
Ein Mensch, eine Maschine und die Apokalypse
Meteor Film hat sich Rechte an einem Meisterwerk gesichert. Ein Underdog, der es leicht mit Schwergewichten wie „Omega Man“ und „2001“ aufnehmen kann. THE LAST SPARK OF HOPE wird man nie mehr vergessen!
Der polnische Regisseur Piotr Biedron braucht in diesem Independentfilm weniger als fünf Minuten, um zu zeigen, was Rechtspopulisten als Klimahysterie beschimpfen: In einem wahnwitzigen Tempo und mit stakkatoartigen Bildern wird der menschengemachte Klimawandel und seine Folgen so simpel wie effektiv im Zeitraffer gezeigt. Das überfordert einen erstmal. Und am Ende winkt: die Apokalypse.
Industrie. Technik. Ausbeutung. Umweltverschmutzung. Artensterben. Hitze. Hunger. Abgeschmolzene Pole. Überflutung. Darum: Migrationsdruck. Neid. Verzweiflung. Abschottung. Gewalt. Krieg. Massenvernichtungswaffen. Auslöschung. Tod, für fast alles. Der Planet Erde ist ein Massengrab.
Die Menschheit hat’s geschafft: Sie hat sich endlich selbst vernichtet. Auch wenn ein paar privilegierte versuchten im Weltall ihr Heil zu suchen, bedeutet das All auch ein Grab. Es stimmt: Der Mensch ist des Menschen größter Feind.
Aber seine Kreationen haben ihn überlebt: Von KI be- beziehungsweise getriebene Maschinen, die nach ihrer menschgegebenen Programmierung ihren Dienst verrichten. Alles für ihre Schöpfer, stets untertan. Nur sind ihre Schöpfer längst im Nichts verschwunden. Sinnlose Arbeit also?
Willkommen in der menschengemachten Apokalypse.
In dieser Hölle, in dieser lebensfeindlichen Hölle von THE LAST SPARK OF HOPE hat Ewa überlebt. Irgendwie. Es wird ein Rätsel bleiben, das aber eigentlich nicht von Belang ist. Viel wichtiger, um nicht zu sagen der Kern des philosophischen Films, ist das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Roboter namens Arthur. Das Helferlein ist eine Art Freund, Lebensgefährte, aber auf jeden Fall Beschützer und Werkzeug. Er rostet vielleicht, aber rastet nicht.
Die tägliche, bisweilen langweilige Routine, die sich um sauberes Wasser, haltbare Lebensmittel und das Pflegen der Behausung dreht (kurzum: Überleben), lockert man mit Witzchen, Rätseln und Gesprächen auf. Doch die scheinbare Überlegenheit des Roboters hat seine Grenzen. Das merkt man zuerst subtil (eine Maschine kann nicht lügen, sich nicht über die Programmierung hinwegsetzen), später im Überlebenskampf (Widersprüche lassen sich nicht auflösen). Und so fragt man sich als Zuschauer schnell: Kann eine programmierte Maschine einen menschlichen Partner ersetzen? Plötzlich und aus einem dummen Zufall heraus erhält man die eindeutige Antwort.
Es gibt kein Entkommen. Es gibt keine Lösung. Es gibt nur das unvermeidliche Ende.
Die Maschine lässt sich nicht durch Tricks, Lügen und Cleverness überlisten. Den Schock muss man als Zuschauer erstmal verdauen. Und eins ist sicher: Den Film wird man lange im Gedächtnis behalten. Trotz, nein, besser, weil Regisseur Biedron ein minimalistisches Setting, eine Schauspielerin und ein Roboter wählte. Die universellen Aussagen und die ewige Debatte um die Definition des Menschseins und ihrer Imitation wirken nach. Ein Meisterwerk (die IMDB-Wertung ist eine einzige Frechheit). Ob man sich damit zu weit aus dem Fenster heraus lehnt oder nicht: Dieser Film sollte künftig in einem Atemzug mit „Alien“, „2001: Odyssee im Weltraum“, „The Omega Man“, „Solaris“, „Terminator“ und anderen zutiefst menschlichen Filmen genannt werden.
THE LAST SPARK OF HOPE sollte jeder oder jede wenigstens einmal in seinem Leben gesehen haben. Nicht mehr und nicht weniger. Dieser wunderbare Hit wird mit digitalen Veröffentlichungen und einem limitierten Mediabook gewürdigt.
MARCUS CISLAK

Land/Jahr: Kanada 2012
Label: Busch Media Group
FSK & Laufzeit: 96 Minuten
Verkaufsstart: erhältlich
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