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"Pulp Fiction" reloaded? THE KILL ROOM im Kino

Miteinander verwobene Episoden, schräge Charaktere, pointierte Dialoge sowie blutiger schwarzer Humor: Das waren die Ingredienzien aus denen die beiden ehemaligen Videotheken-Kollegen Quentin Tarantino und Roger Avary zusammen ihr oscarprämiertes Skript zu „Pulp Fiction“ (1994) strickten. Entscheidenden Anteil am Erfolg der lakonischen Gangster-Groteske hatte damals auch das spielfreudige Ensemble, darunter Samuel L. Jackson als gläubiger Auftragskiller und Uma Thurman als tanzwütig-koksende Gangsterbraut – obwohl beide keine Szene zusammen bestritten. In der Thrillerkomödie „The Kill Room“ verbringen die beiden Hollywood-Stars nun reichlich gemeinsame Leinwandzeit, kommen aber in der Thrillerkomödie nicht gegen einen reichlich hanebüchenen Plot und laue Pointen an. 

Die Geschäfte der New Yorker Kunsthändlerin Patrice (Uma Thurman) laufen schlecht, Konkurrenten wie die anbiedernde Anika (Dree Hemingway) haben ihr bei Sammlern längst den Rang abgelaufen. Ein dubioses Angebot des zwielichtigen jüdischen Bäckers Gordon (Samuel L. Jackson) kommt dabei wie gerufen: Um schmutziges Mafiageld zu waschen, soll Patrice ihm für einen Obolus schnell gemalte Gemälde eines unbekannten Künstlers namens „The Bagman“ abkaufen. Die erfreuen sich in der Kunstszene jedoch ungeahnter Beliebtheit, so dass der dafür verantwortlich zeichnende Mafiakiller Reggie (Joe Manganiello) alsbald seine Anonymität aufgeben muss – was seinen Auftraggebern so gar nicht passt…

Von Tarantinos Kumpel Roger Avary lief mit „Lucky Day“ vor einem halben Jahr bereits eine grotesk-blutige Komödie in den deutschen Kinos, bei dem ein Profikiller den Werken einer ideenlosen Künstlerin mit Blut wortwörtlich einen frischen Anstrich verlieh. Ähnlich plakativ treibt Debüt-Autor Jonathan Jacobson seinen Spott auf den überhitzten Kunstmarkt auf die Spitze. So geht der „Bagman“ bald zur bildenden Kunst mit Plastiktüten – eigentlich sein Mordwerkzeug – über, bevor dann alles auf ein betont gewieftes Finale zusteuert. Der Schalter von einer leidlich witzigen Gaunerkomödie zum eleganten, aber gänzlich überraschungsfreien Coup mit tödlicher Life-Performance auf einer Kunstmesse wird von Regisseurin Nicol Paone („Friendsgiving“) reichlich unvermittelt umgelegt. 

Doch auch an anderen Ecken wollen die verschiedenen Tonalitäten in dem unsinnigen Plot nicht so recht zusammenpassen. Dabei fällt nicht nur der Kontrast zwischen drastisch-brutalen Erstickungsmorden und albernem Herumgezicke auf einer Reiche-Leute-Vernissage der betuchten Gesellschaft ein paar Filmminuten später zu grell aus. Auch die Figuren wirken zu schrill überzeichnet: Uma Thurman („Kill Bill“) legt ihre verpeilte, stets aufgeputschte Galeristin als alberne Karikatur an, Samuel L. Jackson („Argylle“) wirkt wie ein redseliger Fremdkörper in seiner Bialy-Backstube – während eine bierernst um Professionalität bemühte Galerie-Praktikantin und ein mit überdimensioniertem Messer fuchtelnder Mafiaboss gleich absolute Witzfiguren bleiben. „The Kill Room“ bleibt trotz einiger gelungener Pointen eine alberne und auch haarsträubend konstruierte Gaunerkomödie, der es leider für eine gelungene Kunstmarkt-Satire deutlich an Biss fehlt.

LUTZ GRANERT

Titel: THE KILL ROOM
Label: Universal
Land/Jahr: USA 2023
FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 97 Min.
Kinostart: 21. März

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