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Quatsch mit dem Sasquatch

Turbine Medien entdeckt BIGFOOT UND DIE HENDERSONS wieder – und veröffentlicht den Oscar-Preisträger mit zahlreichen Extras auf DVD und Blu-ray. 

Bei der Oscarverleihung 1988 ging es in einigen Kategorien recht überschaubar zu. In der Kategorie Beste visuelle Effekte war „Die Reise ins Ich“ gegen „Predator“ nominiert und beim Make-Up trat die hierzulande wenig bekannte Räuberpistole „Happy New Year“ gegen BIGFOOT UND DIE HENDERSONS an – wofür Maskenbildner Rick Baker einen seiner inzwischen sieben „Goldjungen“ mit nach Hause nahm. Tatsächlich ist das liebenswerte anthropomorphe Fabelwesen auch der Hauptgrund, warum man sich die ursprünglich als Sitcom konzipierte Chaoskomödie einmal anschauen sollte.

Auf der Rückfahrt vom Familienurlaub in den Rocky Mountains läuft Familie Henderson eine riesige, haarige Gestalt vors Auto, die sich als Bigfoot entpuppt. Da der jagdbegeisterte Vater George (John Lithgow) durch hohes Medieninteresse ein gutes Geschäft wittert, nimmt er den grobschlächtigen, aber liebenswerten Vegetarier mit nach Hause. Allerdings ist Bigfoot bereits der Jäger Jacques LaFleur auf den Fersen…



Der Humor ist BIGFOOT UND DIE HENDERSONS ist wortwörtlich krachend komisch. Der alsbald Harry getaufte Bigfoot ist zu groß für die Fahrgastzelle, weswegen er Autodächer mit seinem Quadratschädel ausbeult. Im Haus der Hendersons durchschlägt er Wände, zertritt Treppen und hinterlässt bei schwungvollen Versuchen, sich irgendwo hinzusetzen, zerbrochene Möbel. Und die Familie? Nimmt diese Zerstörung ihres Heims eher schulterzuckend zur Kenntnis. Kein Wunder, sind die Mitglieder der Familie Henderson – impulsiver Kapitalisten-Vater, versöhnliche Mutter, zickige Tochter, faszinierter Nerd-Sohn – doch ebensolche Knallchargen wie der spleenige Jacques LaFleur, der seinen Namen wohl daher hat, dass er den Aufenthaltsort des streng riechenden Bigfoots an Blumen in der Nähe erschnüffeln kann. Zum Glück ist der reichlich alberne Klamauk von Regisseur und Co-Autor William Dear („Rocketeer“, 1991) so temporeich und voller Spitzen gegen den Waffenfetischismus der US-Amerikaner erzählt, dass nie Zeit bleibt, mal etwas tiefer über den flachen Plot nachzudenken.   

Turbine Medien legt den Komödienklassiker in HD-Qualität vor: Das geschärfte Bild ist fürs Alter des Films beeindruckend, nur in Nahaufnahmen fallen fehlende Konturen in den Gesichtern etwas negativ auf. Das deutsch untertitelte Bonusmaterial ist reichhaltig und lohnenswert: Neben Deleted Scenes und einer Making-Of-Doku (Erkenntnis: es brauchte zwei Puppenspieler für die „Bedienung“ von Harrys Mimik, für die mechanische und elektronische Teile verbaut worden) ist eine 28-minütige Diskussion zum 35-jährigen Jubiläum zwischen William Dear und Rick Baker enthalten. Hier verrät der Make-Up-Künstler, dass sein erstes gezeichnetes Bigfoot-Design auch direkt im Film verwendet wurde in einer Szene, in der George in seinem Waffenladen mit einem Bigfoot-Poster den Umsatz ankurbeln soll. Auch wird augenzwinkernd die Grobschlächtigkeit kommentiert, mit der John Lithgow seine Figur verkörpert.

LUTZ GRANERT

Titel: BIGFOOT UND DIE HENDERSONS
Label: Turbine Medien
Land/Jahr: USA 1987
FSK & Laufzeit: ab 6, ca. 110 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

make-up, rick baker, bigfoot

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