Mörderisches Maisfeld
Mit KINDER DES ZORNS liefert PLAION PICTURES das Prequel zum gleichnamigen Kultfilm aus dem Jahr 1984 in die Kinos. Und dieses hat es in sich, denn Regisseur Kurt Wimmer bringt frischen Wind in das Franchise und liefert einen der gelungensten Horrorfilme des Kinojahres 2023.
Basierend auf Stephen Kings Kurzgeschichte „Kinder des Mais“ schuf Regisseur Fritz Kiersch 1984 den Horrorklassiker „Kinder des Zorns“. Darin verschlägt es das junge Paar Burt und Vicky, gespielt von Peter Horton und Linda Hamilton, die Filmfans unter anderem als Sarah Connor aus der „Terminator“-Reihe bekannt sein dürfte, nach Gatlin. Die verschlafene Farmstadt in Nebraska hütet ein düsteres Geheimnis: Die Kinder der Gemeinde hängen einem blutrünstigen Kult an, bei dem sie einen im Mais lebenden Dämonengott anbeten. Dazu gehört auch, dass jeder Erwachsene, der sich der Stadt nähert, rigoros ausgelöscht wird. Und so findet sich das junge Paar plötzlich in einer alptraumhaften Situation wieder, in der sie um ihr eigenes Überleben kämpfen müssen ...
Die kompromisslose Darstellung der Ereignisse trug maßgeblich zum Kultstatus des Films bei. Auch hierzulande, obwohl der Film bis 2017 indiziert war. Und so erschien mit „Kinder des Zorns 2 – Tödliche Ernte“ neun Jahre nach dem ersten Teil die erste Fortsetzung, die zwar weit weniger stimmungsvoll war als das Original, aber mindestens ebenso kompromisslos und erfolgreich genug, um weitere Fortsetzungen zu rechtfertigen. 2018 erschien mit „Children Of The Corn: Runaway“ der mittlerweile neunte Teil der Reihe. Und obwohl einige davon so misslungen waren, dass man sie gern selbst mit Mais begraben hätte, sollte es nicht der letzte Teil der Reihe sein.
Nun bringt PLAION PICTURES mit KINDER DES ZORNS einen weiteren Teil der Reihe ins Kino. Der schlichte deutsche Titel KINDER DES ZORNS ist etwas unglücklich gewählt, denn im Gegensatz zum TV-Remake „Stephen Kings Kinder des Zorns“ aus dem Jahr 2009 handelt es sich nicht um eine Neuverfilmung, sondern um ein Prequel zum Kultfilm von 1984.
Kurt Wimmers Film führt uns in ein trostloses Kaff, mitten im Nirgendwo. Der Pfarrer (gewohnt brillant: Bruce Spence) ist ein perverses Ekel. Und die anderen Erwachsenen sind zumeist Hinterwäldler ohne Gewissen, Anstand oder Umweltbewusstsein. Und erst recht ohne Liebe und Verständnis für die eigenen Kindern. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung ist der Einsatz von Chemikalien im örtlichen Kinderheim, bei dem 15 Kinder sterben. Und nicht nur sie, auch die Maispflanzen gehen durch die Entsorgung von Chemikalien ein.
Und hier kommt die zwölfjährige Eden (Kate Moyer) ins Spiel, die mit ihren Zöpfen ein wenig an Drew Barrymore in „Firestarter“ erinnert. Eden überzeugt die anderen davon, aufzustehen und sich brutal zu rächen. Nur eine lässt sich nicht von Eden mitreißen, Boleyn „Bo“ Williams (Elena Kampouris), die versucht, die Katastrophe aufzuhalten. Natürlich wissen wir, dass Bo scheitern muss, doch der Weg dahin ist unheimlich spannend, was mitunter auch an der erstklassigen Performance der beiden extrem jungen Hauptdarstellerinnen liegt.
Und nicht nur der Cast vermag zu überzeugen, KINDER DES ZORNS begeistert auch durch ein spürbar höheres Budget als die Vorgängerfilme. Von den detailreichen Sets und Außenaufnahmen über hochwertige Kameraarbeit bis zu den sehenswerten CGI-Effekten ist Wimmers Film auch technisch auf erstklassigem Niveau. Dieses erlaubte wohl auch eine weitere Änderung. Bisher stand der Kult im Vordergrund, die Existenz des Dämons, „der hinter den Reihen geht“, war nie wirklich klar. Diesmal sehen wir ihn zum ersten Mal – fantasievoll-gruselig dargestellt als Monster aus grünen Maisstängeln.
Mit KINDER DES ZORNS präsentiert uns Kurt Wimmer einen erstklassigen Horrorfilm, der nicht nur Fans des Originals gefallen wird. Horrorfreunde, die hier keine Kinokarte lösen, sind selbst schuld.
PETER ELWE
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