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Stephen Kings Kinder des Zorns

Dutzendware aus dem Maisfeld - Knapp acht Jahre nach seiner Premiere im us-amerikanischen Fernsehen liegt mit STEPHEN KINGS KINDER DES ZORNS das Remake des Kultfilms aus den 80er Jahren in Deutschland erstmals auf DVD und Blu-Ray vor. Leider enttäuscht die Neuauflage durch wenige Effekte und zähe Dialoge.

Viele spätere Hollywood-Stars haben einmal in preisgünstigen Horrorfilmen klein angefangen. Kevin Bacons Auftritt in „Freitag, der 13.“ (1980) ist ebenso legendär wie Johnny Depps Nebenrolle in „A Nightmare On Elm Street“ (1984). In den ersten Filmen der inzwischen acht (!) Teile umfassenden „Kinder des Zorns“-Reihe waren es vor allem die weiblichen Darstellerinnen, die später Bekanntheit erlangten. Linda Hamilton spielte noch kurz vor ihrem Karriereschub als Sarah Connor in „Terminator“ (1984) im ersten Teil der Reihe die Rolle der Vicky. Charlize Theron (Oscar für „Monster“, 2003) ist in „Kinder des Zorns III: Das Chicago-Massaker“ (1995) sekundenkurz zu sehen, als ihr ein Tentakel in den Schoß fährt und Naomi Watts („King Kong“, 2005) spielt in „Kinder des Zorns IV: Mörderischer Kult“ (1996) eine in die elterliche Provinz zurückgekehrte Medizinstudentin, die sich um ihre Mutter kümmert.

Von einer „Tradition“ in der Filmreihe zu sprechen, wäre übertrieben, doch gelingt es der Südafrikanerin Kandyse McClure (bekannt aus der TV-Serie „Battlestar Galactica“) im vorliegenden TV-Remake STEPHEN KINGS KINDER DES ZORNS aus dem Jahre 2009 so gar nicht, an diese Tradition anzuknüpfen. Sie verkörpert abermals den Part von Vicky, die Mitte der 70er Jahre mit Vietnamveteran und Ehemann Burt (David Anders) in den zweiten Flitterwochen quer durch die USA reist, um die kriselnde Ehe vielleicht doch noch zu retten. Mitten in Nebraska überfährt Burt unabsichtlich ein Kind, das aus einem Maisfeld auf die Straße rannte. Bei dem Versuch, den Vorfall den Behörden zu melden, landet das Paar in dem kleinen Ort Gatlin, der wie ausgestorben wirkt. Kinder, die einem Gott namens „Er, der hinter den Reihen wandelt“ huldigen und alle Erwachsene getötet haben, haben die Herrschaft übernommen. Und Burt und Vicky geraten in ihr Visier…

Das große Problem von STEPHEN KINGS KINDER DES ZORNS liegt tatsächlich in seinen unsympathischen Hauptfiguren. Vicky und Bert sind so dermaßen anstrengende Haar-in-der-Suppe-Streithähne, dass man diesen Anti-Identifikationsfiguren den Exitus schnellstmöglich herbeiwünscht, damit sie endlich die Klappe halten. Doch leider lassen sich die beiden Drehbuchautoren Donald P. Borchers (der zudem auf dem Regiestuhl Platz nahm) und Stephen King höchstpersönlich mit der Umwandlung einer latenten in eine manifeste Bedrohung sehr viel Zeit. Die erste Film-Hälfte dominieren zähe Streit-Dialoge das Geschehen, die nur kurz von dem Autounfall und einem Ausflug an eine verlassene Tankstelle unterbrochen werden. Umso erfrischender gerät dann die zweite Filmhälfte, als die Terror-Kinder auftauchen und nach Vicky auch dem ungleich wehrhafteren Burt nach dem Leben trachten. Bei seiner mit einigen gelungenen Gore-Effekten gesäumten Flucht quer durchs Maisfeld nimmt das Tempo endlich zu und es kommt dann sogar einmal Spannung auf.

Leider ist STEPHEN KINGS KINDER DES ZORNS dauerhaft seine Preisgünstigkeit (Budget: ca. 2 Mio. US-Dollar) anzumerken. Eine schwache Sepia-Blende ersetzt so etwas wie detailreiches Setdesign und stimmiges Zeitkolorit. Gerade das Finale gerät durch eine Aussparung von Effekten enttäuschend. Der Zusatz „ungekürzt und unzensiert“ auf dem DVD-Cover bezieht sich dabei weniger auf drastische Splatter-Szenen denn auf die einzige deutsche TV-Ausstrahlung im Pay-TV 2010, als der Film mit Kürzungen in den Dialogen lief. Die herausgeschnittenen Szenen sind in der vorliegenden Veröffentlichung allesamt enthalten, liegen aber nur in englischem Originalton mit deutschen Untertiteln vor.

Etwas Retro-Feeling kommt dann aber doch noch auf: Regisseur Donald P. Borchers produzierte bereits 1984 den Originalfilm und übernahm aus diesem weite Teile des beklemmenden Kindergesang-Scores. Auch im Bonusmaterial der DVD trägt man dieser Verbeugung Rechnung: Neben dem Trailer des Original-Films ist u.a. ein 10-minütiges Feature mit dem Titel „Rough Cuts: Remaking ‚Children Of The Corn‘“ auf der Scheibe enthalten, in dem Borchers erwähnt, worauf er bei der Neuverfilmung in Abkehr vom Original besonderen Wert legte. Das reicht zwar nicht für einen kultigen Horror-Filmabend, macht aber Lust, den Kult-Horror aus den 80ern noch einmal anzuschauen.

LUTZ GRANERT

Titel: STEPHEN KINGS KINDER DES ZORNS
Label: capelight pictures
Land/Jahr: USA 2009
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 92 Min.
Verkaufsstart: 27. Dezember

 

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