Zum Hauptinhalt springen

Irre aus der Nachbarschaft

Ein vergessener Giallo-Klassiker? DIE HEISSE NACHT DER KILLER liegt erstmals auf DVD vor – ungeschnitten.

An der Grenze zwischen düster-spannendem Krimi und blutigem Slasher hatte der italienische Giallo in den 70er Jahren Hochkonjunktur. Dario Argento oder Mario Bava hießen die bekannten Filmemacher, die „Rosso – Farbe des Todes“ oder „Im Blutrausch des Satans“ wurden zu einschlägigen Klassikern des Genres – einem Status, von dem die spanisch-italienische Co-Produktion DIE HEISSE NACHT DER KILLER nicht zuletzt wegen fragwürdigen Wendungen und seiner Situierung in London meilenweit entfernt ist.

Peggy Foster (Gillian Hills, „Clockwork Orange“) ist eine attraktive Cartoonistin, die sehnlich auf die Rückkehr ihres Partners Michael wartet, der als Kriegsfotograf im Vietnamkrieg weilt. Während dessen Abwesenheit erhält sie zahlreiche Avancen anderer Männer und vermietet das Obergeschoss ihrer Apartment-Wohnung an den (vermeintlichen) Naturwissenschaftler John Kirk Lawford aus Liverpool. Michael ruft an und versucht sich mit ihr zu treffen – was aber nicht klappt. Kurze Zeit später wird die vermeintliche Leiche des neuen Untermieters gefunden, der scheinbar in den Tod gesprungen ist und der echte John Kirk Lawford (Ángel del Pozo) zieht ein. Doch irgendwann wird Peggys Kollegin Shirley erstochen und sie gerät immer stärker in den Fokus des Killers...



Zugegeben: Diese Inhaltswiedergabe klingt recht halbseiden – wird aber dem sprunghaften Plot des Films von Juan Bosch („Fäuste wie Dynamit“, 1974) mit etlichen bedeutungsschwangeren, aber in Sackgassen führenden Plot-Elementen mehr als gerecht. Peggys schmieriger Verleger macht ihr äußerst brüske Avancen. Ein Motiv? Spoiler: nein. Von einem Tag auf den anderen ist Peggy schwanger, aber von wem? Egal, tut eh nichts zur Sache. Aber: die Haushälterin will es schon länger gewusst haben. Deren Ehemann Anthony schleicht mit Sichel durch ihre dunkle Wohnung – natürlich nur, um die Pflanzen auf dem Balkon zu schneiden. Was man nachts halt so tut. Plötzlich hängt Peggys homosexueller und Kontrabass spielender Nachbar Louis gefährlich am Sims vor ihrer Wohnung – weil er seinen entflohenen Kater sucht. Tut das irgendetwas zur Sache? Nein, tatsächlich nicht. Aber dann taucht eben – Simsalabim – noch eine Million US-Dollar auf, die dann zur hanebüchenen, weil gänzlich logikbefreiten Auflösung des sinistren Treibens inklusive wahrer Identität des behandschuhten und Kettchen am Arm tragenden Killers beiträgt.

Angereichert mit ein paar Brüsten und genauso viel recht blutigen Morden, etwas psychedelischen Synthie-und-Flöten-Gedudel und einer zumindest ganz ansehnlichen finalen Verfolgungsjagd bietet DIE HEISSE NACHT DER KILLER bierernste, zumindest halbwegs spannende Trash-Kost, die erstmals auf einer mit zwei Trailern und Wendecover recht puristisch ausgestatteten DVD vorliegt.

LUTZ GRANERT

Titel: DIE HEISSE NACHT DER KILLER
Label: Giallo Cult Edition / Heimfilm
Land/Jahr: Spanien/Italien/GB 1974
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 87 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

naked, giallo, Filmklassiker, blut, dvd heimkino, dvd, klassiker

  • Erstellt am .