Rache, kalt und nass serviert
Der kleine, aber feine Action-Klassiker DER MANN DER AUS DEM DSCHUNGEL KAM liegt in neuer Edition auf DVD vor.
Eigentlich ist bei diesem Cover im hübschen VHS-Retro-Stil alles gesagt, sollte man meinen. Ein durchtrainierter Mann mit Knarre macht alle platt, denn schließlich: „Er zerfetzt seine Feinde!“, wie uns der Werbespruch weismachen will. Und daran ist nahezu alles irreführend: Denn eigentlich ist das „Rambo“-Pin-Up nicht der eigentliche Killer und trägt auch keine zerrissenen Klamotten wie nach einer Mutation zum Hulk. Doch der Reihe nach.
Im Jahr 1968 gerät eine US-Einheit in ein Gefecht, in dem sich der vietnamesische Verbindungsoffizier (Jong Soo Park) als Feigling erweist – und von seinen Kameraden verletzt und zurückgelassen wird. Zehn Jahre und eine Finger-Orthese später sinnt er auf Rache und macht nach den anderen Mitgliedern der Einheit rund um die kanadische Stadt Niagara Falls auch Jagd auf Kip Moore (Perry King) und Buddy Grant (Don Stroud), den er querschnittsgelähmt prügelt. Auch weil der namenlos bleibende Killer Kips Freundin Kate (Tisa Farrow) als Geisel nimmt, kommt es in den steilen Hängen rund um die Niagarafälle zu einem erbarmungslosen Showdown…
DER MANN DER AUS DEM DSCHUNGEL KAM profitiert von seiner eindrucksvollen Naturkulisse und bietet mit zahlreichen Verfolgungsjagden, Schießereien und einigen handwerklich sauber choreografierten Prügelszenen actionreiche und blutige Unterhaltung, der zuweilen etwas der Feinschliff fehlt. So nimmt der Killer schon bei kilometerweit entfernten Polizeisirenen vom Dach eines lauten Turbinenkraftwerks Reißaus – was reichlich konstruiert wirkt. Beim finalen Gerangel wurden durch vielen unstimmige Anschlüssen bei der Flussumgebung deutlich sichtbar mehrere Drehorte mehr schlecht als recht zusammengeschnibbelt. Perry King („Die Klasse von 1984“) schlägt sich als bärbeißiger Kämpfer in den Actionszenen wacker, während George Kennedy („Die nackte Kanone“) als resignierender Polizist nicht viel mehr tun darf als ihm das Feld zu überlassen. Ein paar sphärische Sequenzer- und Synthieklänge runden das gelungene, ebenso martialische wie bei einigen markigen Dialogen kultige Spektakel ab.
Gerade bei hellen Szenen wirkt das Bild matschig, Gesichter wirken dann wächsern; zudem fällt immer wieder ein gewisser Blaustich auf. Die DVD weist als Bonus die US-Langfassung auf, die nur Handlungsschnitte enthält und noch breiter das Unvermögen der Polizei bei einer erfolglosen lückenlosen Überwachung vom als Lockvogel fungierenden Rip aufzeigt. Auch der etwas pixelige Retro-Trailer, bei dem – wie im frühen Videothekenzeitalter üblich – enervierend der Filmtitel perpetuiert wird, ist neben einer Bildergalerie als Extra auf der Scheibe zu finden. Ein stimmiges Retro-Erlebnis!
LUTZ GRANERT
Titel: DER MANN DER AUS DEM DSCHUNGEL KAM
Label: Video Cult (Cardo Records)
Land/Jahr: Kanada 1979
FSK & Laufzeit: ungeprüft, ca. 89 Min. (US-Langfassung) / ca. 79 Min. (dt. Kinofassung)
Verkaufsstart: veröffentlicht
niagara, der mann der aus dem dschungel kam
- Erstellt am .