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Ein reifer Lausbube wagt den Wüstentrip

Im Sommer ging Terence Hill mit MEIN NAME IST SOMEBODY – ZWEI FÄUSTE SCHLAGEN ZURÜCK in Deutschland auf Kinotour. Wer nicht dabei sein konnte, hat nun die Möglichkeit, das Road Movie mit reichhaltiger Ausstattung im Heimkino zu erleben.

Der Aussteiger Thomas (immer noch drahtig wie eh und je: Terence Hill) lässt sein bisheriges Leben nahe eines italienischen Klosters hinter sich und bricht mit seinem Motorrad auf, um in der Einsamkeit der Wüste von Tabernas das Buch „Lettere dal deserto“ eines italienischen Geistlichen zu lesen. Bei einem Zwischenstopp an einer Tankstelle wird er Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen zwei Männern und der Ausreißerin Lucia (Veronica Bitto). Er schreitet in den Streit ein – und Lucia weicht dem genervten Einzelgänger Thomas fortan nicht mehr von seiner Seite.

Die junge Frau inspiriert Thomas zwar durch ihre Lebensfreude, doch verbirgt sie einige Geheimnisse, die erst nach der Ankunft in der Wüste ans Tageslicht kommen. MEIN NAME IST SOMEBODY ist ein Film, der sich ganz dem Fan-Service verschrieben hat: Immer wieder streut Terence Hill, der sich auch für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, Referenzen an seine großen Leinwanderfolge ein. Einige Szenen wurden an einer Location in der Wüste von Tabernas gedreht, wo er am Set von „Gott vergibt … Django nie!“ (1967) zum ersten Mal eine gemeinsame Szene mit Bud Spencer bestritt.

Die gepfiffene Titelmelodie stammt von Franco Micalizzi, der schon Kompositionen zu „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und „Zwei bärenstarke Typen“ lieferte. Auch die Bratpfanne darf natürlich als Gim- mick beim Taschepacken nicht fehlen. Sie wird später jedoch nicht zum Braten von Bohnen mit Speck, sondern als schlagkräftiges Argument zum Einsatz kommen. Und trotz Hills fortgeschrittenen Alters gibt es wie einst u. a. in „Vier Fäuste für ein Halleluja“ auch wieder eine enorm witzige Massenprügelszene in einer Kneipe, als er es mit einem scheinbar unbezwingbaren Riesen zu tun bekommt.

Das sind allesamt Szenen, welche die Fans in dieser um Tiefgang ebenso wie um Humor bemühten Mischung aus Westerndrama und Road Movie zum Jubeln bringen. Auch die Veröffentlichung der DVD und Blu-ray von MEIN NAME IST SOMEBODY, wird die zahlreichen Hill-Anhänger erfreuen. Während auf jeder Edition entfallene und geschnittene Szenen zu finden sind und zwei Fankarten beiliegen, sind als weitere Boni auf der „Special Edition“ ein Interview mit Terence Hill, eine B-Roll und ein 16-seitiges Booklet enthalten. Die ULTIMATE 3-DISC LIMITED FAN EDITION enthält sogar ein handgeschriebenes Autogramm von Terence Hill höchstpersönlich.

Wir hatten die Gelegenheit, Terence Hill in Berlin zu treffen und ihn anlässlich des Filmstarts zu interviewen.

Du bist inzwischen 79 Jahre alt, wirkst aber nach wie vor jung und frisch. Hast du ein Geheimrezept gegen das Alter?

Ich hatte wohl Glück, dass ich die Gene meines Vaters geerbt habe (schmunzelt). In früheren Zeiten war das Leben in Italien karg. Fleisch gab es so gut wie nie, und das heute übliche Übermaß an Essen konnte sich Niemand leisten. Das wird sich positiv auf mich ausgewirkt haben. Sport treibe ich jedenfalls nicht.

MEIN NAME IST SOMEBODY ist dein erster Kinofilm nach 20 Jahren, in denen du verstärkt fürs Fernsehen gearbeitet hast. Wie unterschieden sich die Dreharbeiten?

Die Arbeit an einem Kinofilm ist schon aufgrund der Atmosphäre etwas Besonderes. Der größte Unterschied ist jedoch, dass du bei der Arbeit an einem Kinofilm mehr Freiheiten hast, in jeder Hinsicht – besonders bei der Zeit, die du investieren kannst.

Gab es bei den Dreharbeiten besondere Herausforderungen?

Lange war unklar, wo das Filmset aufgebaut wird. Favorit war immer Marokko, was letztlich an versicherungsbedingten Hindernissen scheiterte. Und so entschlossen wir uns, in einer spanischen Wüstenregion zu drehen, wo einst meine Karriere ihren Anfang nahm. Als wir dort den ersten Location-Check vornahmen, erreichte mich die Nachricht vom Tod meines Freundes und ewigen Filmpartners Bud Spencer. Ich nahm das als Bestätigung dafür, dass wir den Film hier drehen mussten. Auch wenn Bud Spencer für den Film nicht vorgesehen war, traf mich der Verlust natürlich sehr hart.

Deine ersten Lebensjahre wohntest du in der Nähe von Dresden. Kannst du dich noch an diese Zeit erinnern?

Ja, ich verbrachte meine frühe Kindheit in Lommatzsch, einer sächsischen Kleinstadt. Ich kann mich noch genau an die Nacht erinnern, in der Dresden unter den alliierten Bomben in Flammen aufging. Ich konnte die Flieger hören und den Flammenschein sehen. Dieses traumatische Erlebnis verfolgte mich jahrelang in Alpträumen. Das ist einer der Gründe, warum ich an der Lernfähigkeit der Politiker zweifele. Denn die Welt ist nicht viel besser geworden, wie man aktuell in Syrien sieht. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie die Menschen sich dort fühlen und warum sie nach Europa fliehen.

Text: LUTZ GRANERT Interview: MIKIS WESENSBITTER

Titel: MEIN NAME IST SOMEBODY – ZWEI FÄUSTE SCHLAGEN ZURÜCK
Label: KSM
Land / Jahr: Italien 2018
FSK & Laufzeit: ab 6, ca. 90 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

 

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