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Verboten gut?

Roman Perez Jr. bringt mit seinem jüngsten Werk LINETH – ODYSSEE DER SÜNDE einen Film auf die Leinwand, der sich zwischen provokativer Sozialkritik und kompromisslosem Exploitation-Kino bewegt. Eine Geschichte, die an die Nieren geht – und an die Moralgrenzen vieler Länder.

Was muss ein Film enthalten, um in Großbritannien quasi verboten zu werden und in Deutschland zunächst ohne FSK-Freigabe zu bleiben? Regisseur Roman Perez Jr., spätestens seit „The Housemaid“ bekannt für seine schonungslose Handschrift, liefert mit diesem Skandalwerk die Antwort. Eine raue Mischung aus Elend, Ausbeutung und Überlebenswillen, inszeniert mit der Wucht eines Fiebertraums und der Ästhetik eines verbotenen Blicks.

Im Zentrum steht Lineth, eine junge Mutter, die nach einem verheerenden Taifun ohnehin schon alles verloren hat – und dann auch noch auf die falschen Männer trifft. Ihr vermeintlicher Retter, Seemann Rod, hört sich ihre Leidensgeschichte an, die von zahlreichen sadistischen Männern auf unmenschliche Weise geschrieben wurde. Eine Geschichte voller perverser Gelüste und Gewalt.

Doch wer nun glaubt, die Handlung sei bloß eine Aneinanderreihung von (S)Exploitation, irrt. Perez Jr. hat noch einen perfiden Trick im Ärmel und schlägt kurz vor Schluss einen Haken, der die Erwartungen aushebelt.

Hauptdarstellerin Azi Acosta, oft in plakativen Erotikrollen besetzt, beweist hier, dass sie mehr ist als nur ein hübsches Gesicht (oder ein schöner Körper). Ihre Lineth ist keine passive Figur, sondern eine Frau, die trotz aller Gräuel eine tiefe innere Stärke bewahrt. 

Ästhetisch bewegt sich der Film irgendwo zwischen schmutzigem Realismus und verstörender Sinnlichkeit. Die Kamera hält nichts zurück, aber gerade dadurch entlarvt sie die Abgründe einer Gesellschaft, in der moralische Verwahrlosung zur Normalität gehört. 

Perez Jr. gelingt ein verstörendes, aber packendes Werk, das sich tief ins Gedächtnis brennt, irgendwo zwischen „Der Zauber von Malèna“ und Laura-Gemser-Klassikern à la „Die Frau vom heißen Fluss“.

PETER ELWE

 

Titel: LINETH – ODYSSEE DER SÜNDE
Land/Jahr: Philippinen 2022
Label: Busch Media Group
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 99 Min.
Verkaufsstart: 17. April

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