
Ein stilistisch brillanter Thriller
Ein verstaubter Highway, ein alter Ford und eine Frau auf der Flucht: BLOOD STAR: GNADENLOSE JAGD beginnt wie ein klassisches Roadmovie, entpuppt sich jedoch als scharfe Abrechnung mit strukturellem Machtmissbrauch und Misogynie.
Der Film beginnt auf einem einsamem Highway in den Badlands von New Mexico: Die junge Bobbie (Britni Camacho) jagt einer ungewissen Zukunft entgegen. Der Beginn eines klassischen amerikanischen Roadmovies, könnte man meinen, doch Lawrence Jacomelli, der hier sein Filmdebüt als Autor und Regisseur gibt, geht einen etwas anderen Weg. BLOOD STAR: GNADENLOSE JAGD ist eher eine Anklage an eine Welt, in der Frauen Spielbälle eines Systems sind, das sich nicht einmal die Mühe macht, dabei sonderlich subtil vorzugehen.
Symbolisch dafür steht in Lawrence Jacomellis Film Sheriff Bilstein (John Schwab) – eine Karikatur toxischer Autorität mit schmalem Mundwerk und schmieriger Attitüde. Auf ihn trifft Bobbie während eines Tankstopps und wird bald Objekt seines grausigen Vergnügens. Und sie bleibt dabei nicht allein, denn alsbald wird auch Amy (Sydney Brumfield) in dieses Spiel hineingezogen.
Handwerklich beweist Jacomelli ein erstaunliches Gespür für verdichtete Bildsprache. Die Montage führt nahtlos von verstreuten Schrottautos zu einer Kiste mit beschlagnahmten Handys – ein subtiler Hinweis auf die vielen verschwundenen Frauen, deren Geschichten ungehört bleiben. Die Kameraarbeit ist unerbittlich: lange Einstellungen, die das Unvermeidliche zementieren, unbarmherzige Close-ups, die jede Nuance der Angst einfangen.
Die Dialoge sind knapp, aber messerscharf. Eine beiläufige Unterhaltung über häusliche Gewalt entlarvt, wie allgegenwärtig dieses Thema im Leben der jungen Frauen ist. Die Unterdrückung ist nicht nur institutionell, sondern tief in die Gesellschaft eingewoben. Jacomelli lässt keinen Zweifel daran, dass Bilstein kein Einzeltäter ist, sondern das Symptom einer tief verwurzelten Misogynie.
Doch BLOOD STAR: GNADENLOSE JAGD ist keine anderthalbstündige Anklage, sondern in erster Linie ein erstklassiger Psychothriller – präzise konstruiert, gnadenlos spannend und bis zur letzten Minute unerbittlich. Besonders in der zweiten Hälfte zieht Jacomelli das Tempo an: Jede Begegnung könnte tödlich enden, jede falsche Entscheidung ist unumkehrbar, und mit jeder Szene verdichtet sich die klaustrophobische Atmosphäre. Es gibt keine Atempause, keine Gnade – nur die konstante lähmende Angst vor dem Unausweichlichen.
Hier liegt die wahre Stärke des Films: nicht im schnellen Schock, sondern in der quälenden Ungewissheit. Jacomelli versteht es meisterhaft, Spannung nicht über plakative Gewalt zu erzeugen, sondern über das Spiel mit Erwartungen.
Dass das so gut funktioniert, liegt in erster Linie an seinem wunderbaren Antagonisten. John Schwab spielt Bilstein mit ekelhafter Präzision: ein Machtmensch, der Frauen nicht als Menschen sieht, sondern als Beute. Seine Szenen, vor allem der erzwungene Kuss, während er Hähnchen isst, sind erstklassig und lösen in jeder Sekunde Unbehagen aus
BLOOD STAR: GNADENLOSE JAGD ist ein Film, der sich seiner gesellschaftlichen Dimension bewusst ist, ohne den Thrill aus den Augen zu verlieren. Lawrence Jacomelli liefert ein erstklassiges Debüt, das Lust auf mehr macht. Ein Meisterwerk des modernen Psychothrillers.
FLORIAN TRITSCH

Label: Meteor Film
Land/Herstellungsjahr: USA 2025
Laufzeit: ca. 93 Min.
FSK: ab 16
Verkaufsstart: veröffentlicht
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