Wenn Kinderhelden erwachsen werden

Was passiert mit Kindheitshelden, wenn sie erwachsen werden – und ihre Monsterfreunde längst vergessen sind? DIGIMON ADVENTURE TRI wagt den Sprung von der Nostalgie zur ernsten Selbstfindung und zeigt, dass das größte Abenteuer manchmal das Leben selbst ist. Leider kommt die Spannung dazwischen etwas zu kurz.

Im Sommer 1997 erschien in Japan ein One-Shot-Manga mit dem Titel „C’mon Digimon“. Unverkennbar inspiriert vom kurz zuvor gestarteten Phänomen Pokémon, wurde hier der Grundstein für eine eigene digitale Welt gelegt. Trotz offensichtlicher Parallelen entwickelte sich schnell ein eigenständiges Universum: Mangas, Videospiele, Serien – und natürlich Kinofilme folgten.

Den Anfang machte 1999 der Kurzfilm Digimon Adventure, der die gleichnamige erste Serie einläutete. Schauplatz: der Tokioter Bezirk Nerima. Die Kinder Tai, Matt, T.K., Sora, Izzy, Joe und Mimi werden beim Sommercamp in die geheimnisvolle Digiwelt gezogen, landen auf der File-Insel und kämpfen fortan Seite an Seite mit ihren Digimon-Partnern gegen das Böse.

Zeit vergeht, Digiwelt bleibt: DIGIMON ADVENTURE TRI

Jahre später kehren die Digiritter zurück – allerdings nicht mehr als Kinder. „Digimon Adventure Tri“, eine sechsteilige Filmreihe, setzt die Geschichte als Coming-of-Age-Drama fort. Die einstigen Helden sind Teenager, die Digimon verschwunden, der Schulalltag Realität. Tai spielt Fußball, Matt gründet eine Band, Mimi lebt in den USA – und T.K. ist inzwischen alles andere als klein.

Doch dann bricht Kuwagamon über Odaiba herein – und mit ihm kehren die Digimon zurück. Die Bedrohung ist real, doch Tai zweifelt am Sinn seiner Rolle als Digiritter. Auch Jo will mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben. Die Filme erzählen vom Wiedersehen mit alten Freunden – und davon, wie schwer es ist, Erwachsenwerden und Weltrettung unter einen Hut zu bringen.

Zwischen Nostalgie und Leerlauf

Der erste Teil „Reunion“ trifft den Ton perfekt: Er führt die Figuren glaubhaft in die Gegenwart, bringt alte Bande zum Klingen und ergänzt das Ganze mit einer mysteriösen Regierungsorganisation sowie einer geheimnisvollen neuen Digiritterin. Leider verliert sich die Reihe im Mittelteil – „Determination“wirkt wie ein Lückenfüller ohne nennenswerte Entwicklungen. Und so muss man sich bis zum, durchaus gelungenen, Ende ein wenig durchbeissen.

Trotzdem bleibt der Charme spürbar. Der Humor funktioniert, und die Animationen sind – wie immer bei „Digimon“ – auf hohem Niveau. Für Fans der ersten Stunde ist DIGIMON ADVENTURE TRI vor allem eins: eine bittersüße Reise zurück in eine Welt, in der Freundschaft buchstäblich Grenzen überwinden konnte.