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Einstand einer Actionheldin

Eine Taiwanesin teilt ordentlich aus: Die Hongkong-Action SEA WOLVES mit Cynthia Khan liegt mit zwei verschiedenen Covern in Deutschland erstmals auf Blu-ray vor.

Im Hongkong-Actionklassiker „Ultra Force 2“ (1985) waren zwei Martial Arts-Kämpferinnen von verschiedenen Enden der Welt als Polizistinnen Seite an Seite zu sehen, die später ganz unterschiedliche Wege gehen sollte. Während US-Karate-Champion Cynthia Rothrock weitgehend im Sumpf qualitativ durchwachsener B-Movies wie „Martial Law“ (1991) stecken blieb, ebnete sich die malaysische Kung Fu-Kämpferin Michelle Yeoh (gebürtig: Michelle Choo-Kheng Yeoh) durch ihren Part in „James Bond 007: Der Morgen stirbt nie“ (1997) ihren Weg in Hollywoods A-Liga, bis sie 2023 für ihre Hauptrolle in „Everything Everywhere All at Once“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Beide waren die Vorbilder für die taiwanesische Kampfsportlerin Yang Li-Tsing, auch bei ihrem Künstlernamen: Als Cynthia Khan mischte sie in den ausgehenden 80er und 90er Jahren Hongkongs Actionkino ordentlich auf – so wie in SEA WOLVES (1991).

Ein vietnamesisches Flüchtlingsboot fängt Feuer – und die Passagiere haben scheinbar Glück. Doch an Bord eines Frachters von Drogenschmugglers gerettet, werden die Migranten kurzerhand niedergemetzelt. Während seine Schwester Amy stirbt, überlebt der wegen einer Kopfverletzung an Amnesie leidende Gary (Gary Chow) Dank seines Jugendkumpels John (Simon Yam), der ebenfalls zur Crew gehört. Im Hafen eingelaufen gelingt Gary die Flucht. Und da die Crew befürchtet, dass er das Massaker ausplaudern könnte, heften sich die Schmuggler ebenso an seine Fersen wie Polizeiinspektorin Yeung (Cynthia Khan), die Gary wegen Mordes sucht…

Anhand dieser dünnen Story entspinnt sich in SEA WOLVES eine kurzweilige Dauerverfolgungsjagd, die mit handwerklich solider Martial Arts-Handkanten-Action und einigen blutigen Shoot-Outs angereichert ist. Dabei spielt der Film von Siu-Keung Cheng (eigentlich eher Kameramann, etwa bei „Ip Man 4: The Finale“) unverhohlen auf „Rambo“ (1982) an, wenn der hünenhafte Gary im Bett des leichten Mädchens Carol landet, die ihn auch wegen eines Stallone-Posters an der Wand ihrer Wohnung als solchen bezeichnet. (Später soll übrigens noch ein riesiges Jagdmesser auftauchen.) Cynthia Khan – in streng über den Bauchnabel gezogener Hose – kommt entgegen ihren männlichen Kollegen wenig Screentime zu, doch dafür darf sie in allerlei Stunts ordentlich austeilen, etwa auf einer Baustelle.

Wer sich am rätselhaften Texttafel-Ende mit dem bitteren Schicksal der (fiktiven) vietnamesischen Jugendfreunde stört, findet auf der Blu-ray einen alternativen Schluss mit Abspann in englischer Sprache ohne diesen Schmarrn. Als weitere Boni sind auf der mit Limitierung versehenen Scheibe eine Trailershow und eine Bildergalerie enthalten, während ein eng bedrucktes Faltblatt (oder euphemistisch: Booklet) in der Amaray über die weitere Karriere der Beteiligten und Wirrungen zum Film-Titel informiert, der auch unter „Red Force 6“ kursiert. Das HD-Master weist eine gute Schärfe, aber auch starke Körnigkeit und vereinzelt Laufstreifen auf.

LUTZ GRANERT

Titel: SEA WOLVES (Cover A)
Label: T&G Vision Film (Cargo Records)
Land/Jahr: HK 1991
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 92 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

hongkong, cynthia khan

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