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Ewige Suche nach dem Glück

Science-Fiction trifft eine unmögliche Liebesgeschichte über mehrere Zeitebenen: Der originelle Genremix THE BEAST liegt nun auf DVD vor.

So wie Regisseur und Co-Autor Bertrand Bonello („Saint Laurent“) haben wir uns die Zukunft nicht vorgestellt. Da spricht eine KI in einem entgrenzten Raum mit Gabrielle Monnier (Léa Seydoux, „Dune: Part Two“), die eigentlich nur auf der Suche ist nach einem Job – was jedoch ihre „Affekte“, heißt: Gefühle verhindern. Wir schreiben das Jahr 2044 und vielerorts ist menschliche Arbeitskraft längst überflüssig geworden. Das hat sich aber bereits im Jahr 2014 angedeutet, als eine frühere Inkarnation der Frau als Model und Schauspielerin vor einem Green Screen einen Werbespot dreht. Andere Charaktere, eine Straße und ein Auto? Werden später am Computer eingefügt. 

Trotz oder gerade wegen dieser Verankerung der Zukunft im Heute: Wer in THE BEAST aufwändige Effekte und riesige Bauten einer visionären Zukunftswelt erwartet, wird schnell enttäuscht sein. Vielmehr erzählt das auf der 1903 erschienenen Kurzgeschichte „The Beast in the Jungle“ von Henry James basierende SciFi-Drama über mehrere Epochen und über mehrere Inkarnationen derselben Personen vom unausweichlichem Scheitern einer möglichen Liebe – aus Angst vor einer tödlichen Bedrohung. Während 1910 ein schnell steigendes Hochwasser und ein Brand einer Puppenfabrik in Paris verhindert, dass Gabrielle und Louis Lewanski (George MacKay, „1917“) ihre Gefühle zueinander ausleben können, so steht sich 2014 Louis als jungfräulicher Incel, der in den USA Frauen nach dem Leben trachtet, selbst im Wege. 2044 sind seine Gefühle nach einer „Reinigung der DNA“, heißt: dem Auswaschen jeglicher Emotionen ganz verschwunden, während Gabrielle bei ihrem Tingeln durch Motto-Club der Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts ihren Seelenverwandten aus einem früheren Leben sucht. Motive wie „Madame Butterfly“, eine Puppe und ein feindseliges Damentrio kehren in den verschiedenen Zeitebenen ebenfalls wieder. 



Trocken und eher unterkühlt inszeniert, weist THE BEAST so seine Längen auf. Nur die Episode aus dem Jahr 1910 weiß zu berühren – auch weil sie die einzige ist, die mit Schauwerten von opulenten Kostümen bis zu einer spannenden Unterwasser-Sequenz daherkommt. Die Rationalität der Zukunft findet sich auch im Abspann wieder, der nur übers Scannen eines QR-Codes zugänglich ist. Genauso nüchtern ist auch die DVD von Grandfilm ausgestattet (eine Blu-Ray wurde in Deutschland nicht veröffentlicht). Der Film selbst kommt nur in französischer Originalversion mit Untertiteln daher, als Bonus finden sich ein Trailer, eine Bildergalerie ohne Musik und unterschiedlich schnell ablaufende Texttafeln mit einem Interview mit Bertrand Bonello und Biografien zum Cast. Diese Extras sind antiquiert, aus der Zeit gefallen, erinnern nicht an 2014, allenfalls 2004.

LUTZ GRANERT

Titel: THE BEAST
Label: Grandfilm
Land/Jahr: Kanada/Frankreich 2023
FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 141 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

the beast, george mckay, lea seydoux, Grandfilm, science fiction

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