Weihnachten mit den Strohhüten – „Chopper und das Wunder der Winterkirschblüte“
Weihnachten steht vor der Tür, und so mancher Anime-Fan sucht nach Alternativen zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oder den endlosen Märchen-Dauerschleifen des ZDF. Das Animation Digital Network (ADN) schafft Abhilfe mit einem besonderen Highlight.
CHOPPER UND DAS WUNDER DER WINTERKIRSCHBLÜTE ist ein Remake der Drumm-Arc aus dem Anime-Klassiker ONE PIECE. Während der ursprüngliche Anime diesen Handlungsstrang über 13 Episoden erzählt, reduziert sich das filmische Abenteuer auf kompakte 109 Minuten – und überrascht mit frischen Neuerungen. Die Geschichte beginnt nicht allzu weihnachtlich.
Ein Elch auf dem Weg zum Arzt
Schweißperlen, schimmernde Haut und ein verschlafener Blick – als Schiffskoch Sanji die Navigatorin Nami eines Morgens in diesem Zustand vorfindet, ist er überzeugt, die hübsche Frau habe sich endlich in ihn verliebt. Doch Nami ist nicht verliebt – sie ist schwer krank.
Ein seltenes, lebensbedrohliches Fieber hat sie befallen, und ohne ärztliche Hilfe droht ihr Tod. So machen sich Ruffy und die Strohhut-Bande auf die Suche nach einem Arzt. Ihre Reise führt sie zur frostig-schönen Winter-Insel Drumm, die für ihre exzellenten Mediziner bekannt ist. Doch Captain Ruffy muss schnell erkennen, dass die Situation komplizierter ist: Der tyrannische Wapol hat sämtliche Ärzte der Insel vertrieben – bis auf eine einzige Ausnahme.
Doktor Kuleha, die letzte verbleibende Ärztin, lebt auf einem steilen, schneebedeckten Berg, zusammen mit ihrem unkonventionellen Assistenten Chopper. Chopper ist ein Rentier mit einer blauen Nase, das sprechen kann – und einen großen Traum hegt: der beste Arzt der Welt zu werden.
Um Nami zu retten, müssen die Strohhüte den gefährlichen Berg erklimmen, wilden Tieren trotzen und gleichzeitig das Königreich Drumm vor Wapol und seiner Herrschaft schützen. Doch der größte Schatz dieser Reise könnte Chopper selbst sein. Denn wer wäre besser als Schiffsarzt für den zukünftigen König der Piraten geeignet als ein sprechender Elch mit medizinischem Talent?
Änderungen mit Augenschmaus
Ein Remake ohne Änderungen? Unvorstellbar. ONE PIECE-Fans wissen, dass die Archäologin Robin und der Cyborg Franky erst später zur Crew gestoßen sind und das Königreich Drumm ursprünglich mit der Going Merry statt der Thousand Sunny erreicht wurde. Doch für den Film wurden einige Details angepasst, um die Geschichte frischer und spannender zu gestalten.
So bekommt Wapol einen Bruder namens Musshul, der als zweiter Antagonist für zusätzliche Konflikte sorgt. Fans des Originals könnten enttäuscht sein, dass es sich nicht um einen kleinen roten Drachen handelt, doch Musshul erweist sich als würdiger Gegenspieler. Ruffy erhält zudem Zugriff auf die Fähigkeiten Gear 2 und Gear 3, die ihm im Kampf einen deutlichen Vorteil verschaffen – obwohl diese Techniken im Original erst später eingeführt werden.
Trotz dieser Neuerungen bleibt der Film dem Geist der Vorlage treu. Die atemberaubende Animationskunst der Serie wird ins neue 16:9-Format übertragen, und die detailverliebte Gestaltung überzeugt auf ganzer Linie: von den tanzenden Schneeflocken bis hin zu den spektakulären Kampfszenen. Besonders beeindruckend ist die Kameraführung, die den dynamischen Kämpfen eine völlig neue Intensität verleiht.
Auch bei den Charakterdesigns zeigt sich Liebe zum Detail. Robin und Franky behalten ihre ursprünglichen Erscheinungsbilder bei, sodass selbst langjährige Fans kaum Unterschiede zur Serie feststellen werden.
Ein Soundtrack wie ein Wintermärchen
Die musikalische Untermalung trägt entscheidend zur Atmosphäre des Films bei. Das Thema der Insel Drumm erinnert mit sanften Xylophon- und Geigenklängen an verschneite Winterlandschaften, die von einer melancholischen Schönheit geprägt sind. Dieselben Instrumente sorgen in Choppers tragischer Vergangenheit für eine tief bewegende Stimmung, die Einsamkeit und Hoffnung gleichermaßen einfängt.
Fazit
CHOPPER UND DAS WUNDER DER WINTERKIRSCHBLÜTE ist weniger ein Einstieg für Neulinge in die Welt von ONE PIECE als ein Fest für langjährige Fans. Dennoch bietet der Film genug Humor, beeindruckende Kämpfe und emotionale Momente, um auch Einsteiger zu begeistern. Und wer kann schon einem Schlitten widerstehen, der durch eine funkelnde Winterlandschaft gleitet – gezogen von einem Rentier mit blauer Nase?
LILI SCHMIRGAL
Studio: Toei Animation
Regie: Junji Shimizu
Land/ Herstellungsjahr: Japan 2012
Anbieter: Animation Digital Network (ADN)
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