Ein wahnsinnig schriller Killer
Der gruseligste Film des Jahres? Viele Kritiker sind sich bei LONGLEGS einig. Der Okkult-Horrorthriller mit Nicolas Cage liegt nun auf DVD und Blu-ray vor.
Im Netz kursieren etliche Videos, die charakteristische Momente aus Nicolas Cage-Filme aneinanderreihen. Der inzwischen abseits großer Blockbuster besetzte Hollywood-Star wird dabei in kompromittierenden Szenen gezeigt, in denen der Wahnsinn seiner Figuren nur so heraussprudelt. Wer könnte also besser in die Rolle eines schrillen Serienkillers passen? Der unabhängig produzierte Okkult-Horrorthriller LONGLEGS, für den Cage auch als Co-Produzent tätig war, verlässt sich aber nicht nur auf seine Performance, sondern bietet auch eine nervenzerfetzend spannende Inszenierung auf.
Seit über 20 Jahren beschäftigt das FBI eine ungelöste Mordserie. In allen Fällen ermordet ein wahnsinnig gewordener Vater erst seine Familie und dann sich selbst – und an den Tatorten wird ein Brief mit kryptischen Symbolen gefunden, der mit „Longlegs“ unterschrieben ist. Als die FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) auf den Fall angesetzt wird, kommt endlich Bewegung in die Ermittlungen. Die tief traumatisierte Frau ist in ihrer Kindheit schon einmal den mutmaßlichen Killer (Nicolas Cage) begegnet – und vermutet, dass mit Carrie Anne (Kiernan Shipka) eine weitere Überlebende, die inzwischen in der Psychiatrie lebt, hilfreiche Hinweise geben kann, um ihm das Handwerk zu legen...
Der genreerfahrene Regisseur und Drehbuchautor Osgood Perkins („Hansel & Gretel“) – übrigens Sohn des Schauspielers Anthony Perkins, der als Dusche-Killer in „Psycho“ (1960) berühmt wurde – siedelte seinen Horrorthriller in den 90er Jahren an und ließ sich deutlich von berühmten Kriminalfällen inspirieren. Die chiffrierten Briefe an den Tatorten erinnern an jene, die der Zodiac-Killer Ende der 60er Jahre an US-Tageszeitungen schickte. Perkins baut schon in den ersten Minuten durch verstörende Tonmontagen und einen eruptiven Gewaltausbruch eine ebenso unheimliche wie bedrohliche Atmosphäre auf, die im weiteren Verlauf des wendungsreichen Okkult-Thrillers stets aufrecht erhalten wird. Untersichten und verzerrte, distanzierte Weitwinkelaufnahmen entfalten auf Breitwandbildern in LONGLEGS auch visuell eine beklemmende Wirkung, Rückblenden in die Kindheit der Protagonistin kontrastieren diese im Retro-Look eines beengten TV-Bildformats. So gerät LONGLEGS verstörend – und lässt auch hartgesottene Genre-Fans frösteln.
Perkins betrachtet seinen Film als „Milchshake, in dem von allem etwas drin ist“, verrät er im 6-minütigen Bonus-Interview – und meint damit die großen Genre-Vorbilder „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Sieben“. In kürzeren (und weniger informativen) Interviews kommen im sonst trailerlastigen Bonusmaterial auch ein paar Cast-Mitglieder zu Wort – wobei zwar über Nicolas Cage gesprochen wird, der aber mit eigenem Statement fehlt.
LUTZ GRANERT
Titel: LONGLEGS
Label: DCM
Land/Jahr: Kanada/USA 2024
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 101 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht
dcm, longlegs, nicolas cage, home entertainment
- Erstellt am .