Ein Wald und seine Gefahren: EVIL DOES NOT EXIST erscheint auf DVD und Bluray
Poetisches Meisterwerk oder zähes Moralstück? An dem japanischen Drama EVIL DOES NOT EXIST, jetzt auf DVD und Bluray erhältlich, scheiden sich die Geister.
Der japanische Filmemacher Ryūsuke Hamaguchi nimmt sich gern viel Zeit. Über eine Laufzeit von 179 Minuten erzählte er im oscargekrönten „Drive My Car“ (2021) mit Ruhe und hoher Intensität vom intimen Verhältnis eines trauernden Theaterregisseurs und seiner Fahrerin. Das Drama EVIL DOES NOT EXIST weist zwar nur etwas mehr als die Hälfte der Laufzeit auf, ist aber ähnlich unaufgeregt erzählt.
Das Dorf Mizubiki lebt von und mit einem Bergfluss, der sich durch ein urwüchsiges Waldstück windet. Umso mehr sorgen die Pläne einer Veranstaltungsagentur für Aufsehen unter der naturverbundenen Bevölkerung um Takumi (Hitoshi Omika) und seiner Tochter Hana. Eine Glamping-Anlage für Erholung suchende, reiche Großstädter soll hier entstehen – und vor allem die geplante Kläranlage für das Areal würde den Fluss verunreinigen. Nach einer schwierigen Informationsveranstaltung müssen die beiden Mitarbeiter Mayzumi (Ayaka Shibutani) und Takahashi (Ryûji Kosaka) Schadensbegrenzung betreiben – bis ein Ereignis sämtliche Baupläne überschattet.
Unheilvolle Klangteppiche dominieren die ersten Minuten zu einer langen (und rahmenden) Einstellung, welche die Baumwipfel des winterlichen Waldes aus einer Untersicht zeigen. Ryūsuke Hamaguchi hat es nicht eilig, im Gegenteil: In bedächtigem Tempo erschließt er das entschleunigte Leben von und mit der Natur – mit dem Abfüllen mehrerer Wasserkanister oder beim Holzhacken. Ganz im Sinne des Titels kennt er kein Gut und Böse: Die beiden Agentur-Mitarbeiter ringen nach Druck von ihrem Chef mit ihren Jobs, sprechen auf einer Autofahrt lang über ihre Lebenspläne – und die Natur ist als Ökosystem sowieso über diese menschlich konstruierte Dichotomie erhaben. Der wirklich greifbare Plot verflüchtigt sich in EVIL DOES NOT EXIST zugunsten langer Einstellungen, welche (zuweilen kontemplative) Stimmungen atmen, immer mehr – bis ein arg assoziativ gefilmtes Finale einige Fragezeichen hinterlässt. So bleibt trotz vieler erkennbar guter Absichten anstrengendes Arthouse-Kino, zu dessen Enträtselung auch die DVD nicht beiträgt: Auf der Scheibe sind zwar insgesamt satte zwölf Trailer, aber keinerlei erhellende Boni zum Film zu finden.
LUTZ GRANERT
Titel: EVIL DOES NOT EXIST
Label: Pandora Film
Land/Jahr: Japan 2023
FSK & Laufzeit: ab 12, a. 103 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht
- Erstellt am .
- Aufrufe: 338