Liebesgeschichte zwischen Musik und Musiker
BLUE GIANT ist eine Manga-Serie, die von Shinichi Ishizuka geschrieben und gezeichnet wird. Ab dem 10. Mai 2013 gibt es regelmäßig neue Kapitel. Der Manga umfasst mittlerweile vier verschiedene Erzählungen. Jede von ihnen begleitet Dai Miyamoto während verschiedener Phasen seiner Karriere. Der Film BLUE GIANT erzählt die ersten zehn Kapitel des gleichnamigen Mangas, der zwischen dem 10. Mai 2013 und dem 25. August 2016 erschienen ist.
Dai Miyamoto ist ein normaler Schüler, der den Sinn seines Lebens noch nicht gefunden hat. Lustlos fristet er seine Tage im Basketball-Club der Schule, um dem tristen Alltag zu entkommen. Sein ganzes Leben ändert sich, als ein Freund ihn zu einer Live-Jazz-Performance einlädt. Die Musik bewegt ihn bis in sein Innerstes und fortan sollen Noten sein Leben prägen.
Er beginnt, Teilzeit zu arbeiten, erhält jedoch sein erstes Saxofon als Geschenk von seinem Bruder Masayuki Miyamoto. Schlussendlich zieht er nach Tokio, da es in seiner Heimatstadt Sendai keinen Platz für Jazz zu geben scheint. Auch hier, in der riesigen Stadt, ist es schwer für ihn. Stundenlang, egal bei welchem Wetter, übt er das Spielen seines Saxofons. Dabei geht er so weit, dass er in winterlicher Kälte so vertieft spielt, dass seine Lippen blutig werden.
Da er von seiner Musik noch nicht leben kann, teilt er sich mit einem Freund ein kleines Apartment. Tagsüber arbeitet er Teilzeit, des Nachts streift er mit seinem Instrument durch die Bars und Jazz-Clubs der Stadt. Er möchte bekannter werden und nimmt nicht selten eine schlaflose Nacht auf sich. Seine Überzeugung und nicht zuletzt seine kindlich-großspurige Art ziehen den talentierten Pianisten Yukinori Sawabe in seinen Bann. Selbst sein Zimmergenosse, Shunji Tamada, lässt sich von Dai anstecken. Er ist Drummer und selbst als Anfänger verteufelt gut.
Gemeinsam gründen sie die Band „Jass“. Für das Trio beginnt eine nervenaufreibende Reise durch das bunte Nachtleben Tokyos, bei dem Höhen, Tiefen und natürlich das ein oder andere Drama den Weg der Musiker säumen. Erfolg kommt eben nicht über Nacht, sondern bedarf einer großen Menge Herzblut.
Jazz für alle Fälle
BLUE GIANT konzentriert sich auf die Musikrichtung Jazz. Ein Großteil der 120 Minuten nehmen Jazz-Sequenzen ein. Sie sind ein fester Bestandteil der Handlung und zeigen wahrhaftig die Bindung und Liebe der einzelnen Figuren zu ihren Instrumenten. Zudem vermitteln die Musik-Szenen den technischen Fortschritt, den die Charaktere im Laufe der Handlung durchlaufen. Klingen Dais erste Versuche auf dem Saxofon eher plump und schief, ist während der weiteren Geschichte stetig die Verbesserung zu hören.
Die aufwendigen Jazz-Szenen werden vornehmlich durch den Einsatz von Cel-Shading-Computer-Grafiken realisiert. Anders wären beispielsweise die komplexen Fingerbewegungen des Saxophonspiels sowie die dynamischen Haltungsänderungen während eines Auftrittes von Dai kaum möglich gewesen. Andererseits setzen die Produzenten auf handgezeichnete Hintergründe, was sich beim Ansehen des Films manches Mal als Fluch herausstellt.
Toben auf der Bühne, Figuren in bester 3D-Optik über die Bühne, wirken die Hintergründe starr und unnatürlich. Gerade in vollen Bars, bei denen das Publikum eigentlich aktiv der Musik zuhören sollte, wird dieses Problem oft sichtbar. Die Zuschauer sind lediglich starre 2D-Figuren und interagieren kaum mit den Musikern. Aber eben die Musik ist es, die all das erdulden lässt.
Melancholische Saxophon-Solos reihen sich an dynamische und wilde Stücke für Piano, Drums und Klavier. Dazu gesellen sich überaus gefühlvolle Titel wie „BLUE GIANT (Cello & Piano – Version)“, die zum Träumen und Entspannen einladen. BLUE GIANT spielt bewusst mit den verschiedenen Gefühlen der Stücke, um die Emotionen der nervenaufreibenden Reise des aufstrebenden Trios „Jass“ zu untermauern.
Fazit
Mit seiner gut erzählten Handlung, die sich fast gänzlich an die Original-Vorlage hält, ist die Geschichte um Dai und seine Gefährten eine Hommage an die Musik und ihre aufstrebenden Künstler. Es geht dabei nicht nur um die Perfektionierung der Kunst, sondern auch um den bloßen Willen, einen Traum zu verwirklichen. „Blue Giant“ lohnt einen Blick, selbst ohne eine Vorliebe für Jazz.
Mit seinen ausdrucksstarken Songs und Figuren, die vor den Augen des Zuschauers reifen und jede Hürde auf dem Weg ihres Traumes nehmen, rollt das ein oder andere Tränchen. Musik ist der Fokus, aber der Film gibt allen Akteuren Raum zur Entfaltung, sodass es für die Zuschauer ein Leichtes ist, ihren Gedanken und Beweggründen zu folgen.
LILI SCHMIRGAL
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