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Debüt eines Oscar-Preisträger: FOLLOWING

Christopher Nolans Filmdebüt FOLLOWING liegt nach einer Wiederaufführug im Kino nun in einem toll ausgestatteten Mediabook vor.

Er gilt als einer der innovativsten Hollywood-Filmemacher der letzten 20 Jahre. So war es nur folgerichtig, dass Christopher Nolan dieses Jahr mit dem Regie-Oscar für „Oppenheimer“ ausgezeichnet wurde. Gerade deshalb lohnt ein erneuter Blick zurück auf seine Anfänge: Im Jahr 1998 veröffentlichte er seinen ersten abendfüllenden Spielfilm FOLLOWING, der schon viele von Nolans späteren Themen vorwegnimmt. Hier verfolgt ein Möchtegern-Schriftsteller (Jeremy Theobald) in London willkürlich Leute, bevor ihn der Kleinkriminelle Cobb (Alex Haw) unter seine Fittiche nimmt. Seine Einbrüche in Wohnungen sind weniger Raubzüge, vielmehr dringt er dabei in die Persönlichkeiten der Menschen ein, wie er seinem neuen Begleiter klarmacht, der blauäugig und gutgläubig in einen Strudel der Gewalt taumelt...    

Ein Hammer ist ein zunehmend bedeutendes Utensil.

Stets geht es in Christopher Nolans Filmen um die Konstruktion von Identität, um ein Eindringen ins Innenleben seiner Figuren, was wohl bislang in „Inception“ am augenfälligsten umgesetzt wurde. Doch nicht nur dieses Thema greift der in grobkörnigem Schwarz-Weiß auf 16 mm und vierstelligem Budget gedrehte, in seinen Handgemengen zuweilen etwas unbeholfen inszenierte 70-Minüter bereits auf. Auch Zeit spielt bei der nicht-linearen, mit einigen Twists aufwartenden Narration in FOLLOWING eine Rolle, die immer wieder Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft miteinander vermischt, wie Dr. Marcus Stiglegger im Booklet des vorliegenden Mediabooks von Pandastorm Pictures analysiert und Nolan gar in die Nähe des deutschen Existenzialismus um Martin Heidegger rückt. Das bietet auch weitere lohnenswerte Extras für Cinephile, die sich mit Nolans Frühwerk näher befassen wollen. Mit dem verstörenden, kafkaesk anmutenden 3-Minüter „Doodlebug“ (ebenfalls mit Jeremy Theobald) ist einer der drei frühen Kurzfilme auf den Scheiben zu finden und Nolan selbst rekapituliert in einem 23-minütigen Interview die Dreharbeiten mit kleinem Team von FOLLOWING, wobei ein Einbruch in seine Wohnung im Londoner Stadtteil Camden ihn zum Drehbuch inspirierte und er sich damals als einer der ersten No-Budget-Filmer Großbritanniens verstand.

LUTZ GRANERT

Titel: FOLLOWING – COLLECTOR’S EDITION MEDIABOOK
Label: Pandastorm Pictures
Land/Jahr: Großbritannien 1998
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 70 Minuten (+ Bonus)
Verkaufsstart: veröffentlicht

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