Am Ende der Nacht: YOU‘LL NEVER FIND ME
Der australische Horrorfilm YOU‘LL NEVER FIND ME bietet Hochspannung pur und zeigt, dass man für einen packenden Genrefilm kein Effekt-Gewitter braucht – denn ein richtiges Gewitter kann viel wirkungsvoller sein.
Patrick (Brandon Rock) lebt als Eremit in einem Trailerpark am Rande vom Nirgendwo. In einer finsteren Regennacht sitzt er an seinem Küchentisch, hört Radio und trinkt Whisky, als es an seiner Tür klopft … unheilvoll klopft. Es kostet ihn sehr viel Überwindung, die Tür zu öffnen. Draußen steht eine junge Frau (Jordan Cowan), völlig durchnässt. Patrick lässt sie herein und bietet ihr trockene Sachen an.
Eigentlich will sein Besuch schnell weiter, aber in der Nacht fährt kein Bus, und ein Telefon besitzt er nicht. Und während draußen der Sturm immer stärker tobt, versuchen die beiden, miteinander zu reden. Und das wird zunehmend schwieriger, denn keiner der beiden glaubt dem anderen ein Wort …
Im klassischen Genrefilm ist die Rollenverteilung ziemlich schnell klar. Der eine trägt Maske, Messer oder Kettensäge, der andere versucht wegzulaufen. Bei YOU‘LL NEVER FIND ME hingegen weiß der Zuschauer sehr lange nicht, wer hier eigentlich vor wem Angst haben muss. Die beiden Protagonisten sind misstrauisch, und beide haben etwas zu verbergen. So entsteht ein spannendes Spiel, das sich lange nicht auflösen lässt, da der Film auch immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen aufwartet. Die beiden Darsteller sind die perfekte Besetzung für die Geschichte.
Perfekt inszeniert ist auch die Soundkulisse. Der Regen peitscht gegen die Fenster, der Donner grollt, und der Trailer ächzt und knarzt im Sturmwind. Schon allein das lässt einen schaudern.
YOU‘LL NEVER FIND ME macht von Anfang an klar, dass es auf kein gutes Ende zusteuert, aber genau das erwartet man ja auch. Und mit zunehmender Laufzeit beginnt der Film, dem Zuschauer Stück für Stück den Teppich unter den Füßen wegzuziehen und verwandelt sich in einen Alptraum, der einen lange nicht mehr loslassen wird. Also genau so, wie subtiler Horror wirken soll!
MIKIS WESENSBITTER
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