Die Reise ins Ungewisse – A MILLION DAYS
Die Menschheit steht am Abgrund, der Planet ist unbewohnbar, und eine Künstliche Intelligenz bestimmt unseren Weg ins All – A MILLION DAYS von Mitch Jenkins bietet ein spannendes Zukunftsszenario mit überraschenden Wendungen und tiefgründigen Reflexionen.
In den letzten Jahrzehnten haben Filme unzählige Male den Weltuntergang inszeniert und die Erde als einen zukünftig nicht mehr sonderlich lebenswerten Ort gezeigt. Früher waren zumeist Atomkriege dafür verantwortlich. Ein in aktuelleren Dekaden gern genutztes und leider nur allzu realistisches Szenario dafür ist die Umwelt- bzw. Klimakatastrophe – eine Idee, die in Filmen wie „WALL·E“, „Interstellar“ und „Aniara“ bereits thematisiert wurde.
Eine vertraute Ausgangslage also, die Regisseur Mitch Jenkins in A MILLION DAYS nun aufgreift: Anderson Reigel (Simon Merrells, „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“) und sein Team übernehmen im Jahr 2041 die Planung der Weltballbesiedelung. Die Menschheit fliegt also wieder mal davon, während die Erde dem Untergang geweiht ist. Doch Jenkins bietet mehr als nur eine Neuauflage dieses Motivs und lenkt das Ganze in eine unerwartete Richtung.
Im Zentrum der Geschichte steht eine Künstliche Intelligenz namens Jay, die die komplexe Planung der Mission übernimmt. Reigel und sein Team verlassen sich guten Glaubens auf Jays Fähigkeiten, was angesichts der heutigen Verwendung von KI durchaus glaubwürdig erscheint. Doch als Jay eine Route plant, die eine Million Tage dauern soll, beginnt das eigentliche Rätsel: Hat die KI einen Fehler gemacht oder verfolgt sie einen eigenen Plan?
Mit einem Fokus auf die Interaktion zwischen den Hauptfiguren und die Analyse der KI entfaltet sich ein intellektuelles Kammerspiel. Reigel und sein Team um Sam (Kemi-Bo Jacobs, „London Has Fallen“) und Charlie (Hermione Corfield, „The Misfits – Die Meisterdiebe“) müssen wissenschaftliche (und philosophische) Fragen beantworten: Was passiert, wenn wir die Kontrolle über unser Schicksal einer Maschine überlassen? Können wir einer KI vertrauen, die in einem solchen Ausmaß über unser Leben entscheidet? Und vor allem: Was will Jay wirklich? Diese Frage durchzieht den Film wie in einem Krimi, bis sich nach einigen Twists schließlich die Wahrheit offenbart.
Simon Merrells brilliert in der Rolle des Missionschefs. Seine Darstellung eines entschlossenen, aber innerlich zerrissenen Anführers ist authentisch und emotional fesselnd. Seine Konterparts um Kemi-Bo Jacobs und Hermione Corfield ergänzen ihn hier perfekt. Vor allem Corfield bringt als eine erfrischende Mischung aus Intelligenz und Verletzlichkeit in ihre Rolle, die perfekt das Dilemma der menschlichen Abhängigkeit von Technologie widerspiegelt.
A MILLION DAYS ist nicht nur ein Film über das Überleben der Menschheit, sondern auch eine tiefgründige Reflexion über Vertrauen, Technologie und die Zukunft. Der Film ist eine brillante Mischung aus Science-Fiction und philosophischem Drama, die weit über die bloße Darstellung eines postapokalyptischen Szenarios hinausgeht. Mitch Jenkins hat einen Film geschaffen, der sowohl spannend als auch intellektuell anregend ist – ein Muss für jeden, der sich für die Zukunft der Menschheit und die Rolle der Künstlichen Intelligenz interessiert.
PETER ELWE
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