Zwei Welten, gebaut auf einem Lügengerüst: SANGRE – IM RAUSCH DER LUST
Regisseur Juan Schnitman mischt Drama, Stalking und heimliche Liebschaften zu einem provokanten und freizügigen Film. Meisterhaft.
Der attraktive Fernando fährt zur See. Er pendelt auf einer festen Route zwischen zwei Städten in Argentinien. So pendelt er auch zwischen zwei Frauen umher. Er hat eine Freundin, behauptet, verheiratet zu sein, und verkehrt mit einer weiteren Frau. Die eine ist eine Straßenverkäuferin, die andere lebt im Luxus mit ihrem deutschenEhemann. Eine gemeinsame Vergangenheit scheint Fernando und die Verheiratete zu verbinden. Aber so genau weiß man das als Zuschauer nicht, schließlich erzählt er der einen Frau eine Version, der anderen eine andere. Aufgelöst wird wenig.
Es baut sich ein Lügengerüst auf, das sich nach und nach in Wohlgefallen auflöst. Es beginnt zaghaft mit der Schwangerschaft der reichen Ehefrau. Es wird nie geklärt, wer der Vater ist. Die Ärmere zieht bei ihm ein, man will heiraten und ein Kind. Fernando wirkt getrieben, kopiert das eine Leben im anderen. Glück und Unglück liegen dicht beieinander. Die Katastrophe naht.
SANGRE – IM RAUSCH DER LUST erzählt eine packende Geschichte mit einer starken Besetzung. Es ist das Drama eines Mannes, der besitzen, zu viel besitzen will – und daran scheitert. Die kopulierenden Körper werden auf Abstand von der Kamera eingefangen. Unterstrichen wird das von der pulsierenden, elektronischen Musik. Das Publikum wird zum distanzierten Beobachter. Das Geschehen wird in langen, ruhigen, fast kalten Einstellungen eingefangen. All das spiegelt das Seelenleben der Hauptfigur wider. Mit wenigen Emotionen ausgestattet, baut Fernando ohne Rücksicht auf Verluste seine beiden Welten auf Lügen auf. Was ist wahr? Was ist Fiktion? SANGRE – IM RAUSCH DER LUST erzählt eine packende Geschichte mit einer starken Besetzung.
MARCUS CISLAK
- Erstellt am .