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Erstmals als 4K-UHD und Blu-Ray: Roland Klicks Klassiker SUPERMARKT

Der Herumtreiber Willi (Charly Wierczejewski) ist ein Kleinkrimineller, der schon mal den Toiletten-Mann abzieht, um an etwas Bares zu kommen. Kein Wunder, dass er irgendwann einmal von der Polizei festgenommen, aufs Revier gebracht wird und kurz davor steht, ins Erziehungsheim gesteckt zu werden. Doch ihm gelingt im Trubel die Flucht. Er gerät an den Journalisten Frank (Michel Degen), der sich mit finanzieller Unterstützung und einem neuen Mantel seiner annimmt, aber zugleich nur daran denkt, wie er Willi für eine Story nutzen kann. Nachdem Willi an den dubiosen Kriminellen Theo (Walter Kohut) gerät, prostituiert er sich und wird von einem reichen Homosexuellen (Hans-Michael Rehberg) mit nach Hause genommen. Kann die Zufallsbekanntschaft Monika (Eva Mattes), mit der er eine Affäre beginnt, Willis scheinbar unaufhaltsamen Abstieg vermeiden?

Der im Hamburger Hafenviertel gedrehte, ungeschönte Mix aus Sozialdrama und Gangstertthriller gilt heute als Kultfilm. Roland Klick („Deadlock“) drehte an Originalschauplätzen und besetzte mit Charly Wierczejewski einen Laiendarsteller in der Hauptrolle, der selbst im Heim für Schwererziehbare aufwuchs und daher zahlreiche biografische Gemeinsamkeiten mit dem entwurzelten Protagonist aufweist. Die Nähe zum linken Milieu war jedoch während des Drehs von SUPERMARKT ein Problem: Charly Wierczejewski blieb schon mal ein paar Tage spurlos verschwunden, bevor er wieder auftauchte. Darin erinnert er sich in einem eigens aufgenommenen 24-minütigen Bonus-Interview – in dem er am Ende über die reißerisch-sleazigen Werbezeilen auf einem türkischen Filmposter schmunzelt. 



Auch Kameramann Jost Vacano ("RoboCop"-Regisseur Paul Verhoeven wurde durch SUPERMARKT auf ihn aufmerksam) kommt in einem Interview zu Wort und erklärt, wie er einen Kreiselstabilisator baute, um bei aller Beweglichkeit seiner mit besonders lichtsensiblem Objektiv ausgestatteten Handkamera und Identifizierung mit seinen Protagonisten allzu heftiges Gewackel zu vermeiden. Denn gerade die Authentizität und der hohe Grad an Realismus (und somit an natürlichem Licht) ist an SUPERMARKT das große Verdienst von Roland Klick – der den Titelsong „Celebration“ eines gewissen Marius West (später ungleich bekannter als Marius Müller-Westernhagen) im Film immer wieder einsetzte.

Ergänzend zu den genannten, vom Label Subkultur Entertainment selbst produzierten Extras - zu denen auch ein Audiokommentar von Roland Klick zählt - ist auf den beiden Scheiben (UHD und Blu-Ray des Films) dieser schicken Edition im Digipak u.a. auch der englischsprachige Vorspann enthalten. Nur der prätentiös-verklausulierte Essay vom Österreicher Paul Poet zu Roland Klicks Kino und dessen Einordnung in die deutsche Filmgeschichte im 20-seitigen Booklet kommt bisweilen arg selbstgefällig daher.  

LUTZ GRANERT

Titel: SUPERMARKT – Edition Deutsche Vita #20
Label: Subkultur Entertainment
Land/Jahr: BRD 1974
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 84 Min.
Verkaufsstart: 31. Januar

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