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Martial Arts in bestechender Präzision: 3 Teile von THE STREET FIGHTER erstmals auf Blu-ray

Quentin Tarantino ließ im Drehbuch zu „True Romance“ (1993) seinen Protagonisten Clarence zum Geburtstag ins Kino gehen. Auf dem Programm standen drei „Street Fighter“-Teile mit Sonny Chiba. Jahre später besetzte der Kult-Regisseur den Japaner als Schwertkampfmeister Hattori Hanzo in „Kill Bill – Vol. 1“ (2003). Es lässt sich also vermuten, dass die Martial Arts-Klassiker um einen verbissenen, zwielichtigen Kampfkünstler, der Karate mit chinesischem Boxen kreuzte, bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – und auch bei einem Hamburger Filmlabel. So bildete das Trio THE STREET FIGHTER, THE RETURN OF THE STREET FIGHTER und THE STREET FIGHTER’S LAST REVENGE jeweils als deutschsprachige BluRay-Premiere den Auftakt zur jeweils auf 777 Exemplaren limitierten Lucky 7 Art Collection, welche den Martial-Arts-Klassikern neuen Glanz verleiht.  

THE STREET FIGHTER kam 1974 in einer gekürzten Fassung unter dem Titel „Der Wildeste von allen“ in die Kinos. Warum, wird schon in den ersten Minuten klar. Getarnt als buddhistischer Mönch besucht Takuma Tsurugi (Sonny Chiba) im Auftrag von dessen Geschwistern den Todeskandidaten Tateki Shikenbaru (Masashi Ishibashi) kurz vor seiner Hinrichtung im Knast und macht ihn nach einem kurzen Kampf bewegungsunfähig. Damit verhilft er ihm zur Freiheit im Hongkonger Exil. Doch Takumas Rechnung ist hoch, so dass es zu einem Handgemenge kommt, bei dem Tatekis Bruder aus dem Fenster springt (!) und stirbt. Tatekis Schwester hingegen wird vom Gangster Renzo Mutaguchi als Sexsklavin verkauft – der zugleich Takuma für die Entführung der Öltycoon-Tochter Sarai anheuern will. Doch Takuma lehnt ab – und muss sich fortan mit der Yakuza herumschlagen, bis auch Tateki auf seine Fährte kommt und brutale Rache fürs Schicksal seiner Geschwister einfordert. 

Takumas rabiat-zudringlicher Umgang mit Frauen, ein abgerissener Hodensack beim Prügeln mit einem schwarzen Vergewaltiger und ein herausgerissener Kehlkopf beim stilisierten Endkampf auf einem Frachtschiff bei stürmischen Regen sind die brachialsten Szenen von THE STREET FIGHTER, der hier – wie auch die beiden Fortsetzungen – in einer beeindruckend scharfen Bildqualität vorliegt. Alle Teile kommen als DVD-BluRay-Kombination in einer Scanavobox im stabilen Pappschuber daher und weisen als Extras den Trailer, ein A4-Poster und einen Bieruntersetzer mit dem jeweiligen Coverartwork auf. Die Scheiben des ersten Teils enthalten zudem noch den deutschen Vorspann als Bonus.


Teil 2 knüpft nahtlos an den Erstling an: Neben Sonny Chiba sind bei RETURN OF THE STREET FIGHTER auch Shigehiro Ozawa auf dem Regiestuhl und die Wiederholung der Rückblende des ersten Teils mit dabei, in welcher gezeigt wird, wie Takumas Vater von den Chinesen umgebracht wurde. Nur sein Sidekick wurde ausgetauscht. Hier steht dem Titelhelden eine stets zur Zurückhaltung mahnende, mit seitlich abstehenden Zöpfen, Jeans-Overall, Häkelmütze und Rundbrille wie eine Hippie-Version von „Pippi Langstrumpf“ anmutende Gehilfin mit dem bezeichnenden Rollennamen Kitty im abermaligen Kampf gegen die Yakuza bei. Denn das Verbrechersyndikat sammelt bei verschiedenen Kampfsportschulen Geld für den Bau einer eigenen Ausbildungsstätte ein – und als Takuma den Auftrag ablehnt, den gedrungenen Karatemeister Kendo Masaoka (Masafumi Suzuki, ebenfalls schon bekannt aus dem ersten Teil) aus dem Weg zu räumen, wird er selbst wieder zur Zielscheibe. Der hauchdünne Plot wirkt sprunghaft und wie es Takuma etwa von jetzt auf gleich in ein Wintersportgebiet verschlägt, wo er einem Widersacher in einer Kampfszene regelrecht die Augäpfel aus dem Kopf prügelt, bleibt unklar. Zum Teil cartoonesk überzeichnete Martial-Arts-Action und regelrechte Bäche knallroten Kunstblutes sorgen auch im zweiten Teil für gehobene Trash-Unterhaltung.

THE STREET FIGHTER’S LAST REVENGE fällt dagegen qualitativ etwas ab – auch weil es Takuma hier mit Agenten-Schmu übertreibt. Inzwischen hat er eine geheime Tür im Wohnzimmer, die ihn in einen Raum voller Gummimasken führt, mit denen er sich auf seinen Einsätzen zu verkleiden pflegt. Auch ein alberner Oberbösewicht darf nicht fehlen: Der heißt hier Mr. Black, ist ein US-amerikanischer Zauberkünstler mit riesigem Sombrero und Laserkanone – und wird von Takuma nach diversen Scharmützeln buchstäblich ins Krematorium geschickt. Der Plot um die Hatz auf ein kleines Tape, auf dem sich eine verfängliche Politiker-Aussage zu einem Umweltskandal befindet, hinter der auch ein Staatsanwalt mit meisterhaften Karatekünsten her ist, bleibt hauchdünn, die Fights mit schaurig-gutem Soundediting (knirschende Knochen) sind einmal mehr technisch versiert choreografiert. Und für alle, die sich nicht mehr erinnern: Eine Rückblende zum Tod von Takumas Vater gibt’s auch wieder. Das Bildrauschen fällt in THE STREET FIGHTER’S LAST REVENGE etwas stärker aus als in den Vorgängern und die Synchronstimme von Sonny Chiba wurde getauscht, wirkt daher weniger hart als in den Vorgängern. 

LUTZ GRANERT

Titel: THE STREET FIGHTER
Label: Lucky 7 Art Collection (Venal Virulent Video)
Land/Jahr: Japan 1974
FSK & Laufzeit: ungeprüft, ca. 91 Min. (BluRay) / ca. 88 Min. (DVD)
Verkaufsstart: veröffentlicht

Titel: RETURN OF THE STREET FIGHTER
Label: Lucky 7 Art Collection (Venal Virulent Video)
Land/Jahr: Japan 1974
FSK & Laufzeit: ungeprüft, ca. 82 Min. (BluRay) / ca. 79 Min. (DVD)
Verkaufsstart: veröffentlicht

Titel: THE STREET FIGHTER’S LAST REVENGE
Label: Lucky 7 Art Collection (Venal Virulent Video)
Land/Jahr: Japan 1974
FSK & Laufzeit: ungeprüft, ca. 83 Min. (BluRay) / ca. 80 Min. (DVD)
Verkaufsstart: veröffentlicht

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