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Wer sündenfrei ist …

… werfe den ersten Stein. Ins Meer, könnte man ergänzen. Mit DIE YACHT – EIN MÖRDERISCHER TRIP bringt Atlas Film eine Mischung aus „Open Water“ und „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ ins Heimkino. Es wird feuchtfröhlich-mörderisch. 

Da kann man schon mal neidisch sein als Zuschauer: Sommer, Sonne, Strand. Italien ist des Deutschen liebstes Urlaubsziel. Wenn dann noch viel Geld und eine Luxusjacht im Spiel sind, dann will man sofort mitreisen. Nicht wahr? Aber man ahnt recht bald, der Trip von drei schicksalhaft miteinander verbundenen Pärchen wird nicht mit großartigen Urlaubserinnerungen, sondern entweder im Meer oder mit viel Glück im Krankenhaus enden.

DIE YACHT – EIN MÖRDERISCHER TRIP ist ein hübsch fotografierter Ferientrip ins Grauen. Und eine interessante Mischung aus dem Überhit „Open Water“ und dem Neunziger-Slasher-Phänomen mit dem dämlichen, aber treffenden Titel „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“. Der 42-jährige Filmregisseur Alessio Liguori (der deutsche Verleiher Atlas hat leider die falschen Credits aufs DVD-/Blu-ray-Cover drucken lassen und behauptet u.a., dass Vincenzo Ricchiuto den Film gedreht hätte) hat hier ganze Arbeit abgeliefert. Der italienische Genre-Spezialist hat zum Beispiel „In The Trap“ (2019) und „Report 51“ (2013) zu verantworten und hält tapfer den Glanz längst vergangener Tage der Filmkunst vom Apennin hoch. Man muss sagen, das gelingt ihm über die Jahre ganz anständig. Der neuste Streich hört außerdem auf den Untertitel „Ein mörderischer Trip“. Die Marschrichtung ist klar: Nicht alle werden das Schiff lebend verlassen.

Drei junge Paare, die sich lange nicht gesehen haben, feiern feuchtfröhlich auf einer Luxusyacht vor der Küste Italiens. Am nächsten Morgen klopft der Kater mörderisch aufs Deck. Kopfschmerzen und Übelkeit. Doch recht schnell wird klar, dass man das luxuriöse Schiff sabotiert hat. Ohne Trinkwasser, Essen und Treibstoff treiben sie hilflos auf dem offenen Meer. Land ist nicht in Sicht. Nach vielen aussichtslosen Stunden scheint endlich die erhoffte Rettung zu kommen, doch der Kapitän des sich nähernden Schiffes hat noch eine Rechnung mit den Reisenden offen. Die sechs Landratten sind der Rache des Mannes hilflos ausgeliefert. Sie müssen sich nicht nur dem scheinbar Wahnsinnigen, sondern auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen, um den Alptraum zu beenden.

Unermüdlich brennt die Sonne herab. Unermüdlich quält der Durst die Pärchen. Unermüdlich nagt der scheinbar Fremde am Gewissen der an Bord befindlichen sechs. Nach und nach entfaltet sich die Schuld. Dabei geht es um Mord, ums Fremdgehen, um Erpressung. Viel zu viel Niedertracht für das anfänglich riesig erscheinende, schwimmende Luxusressort.

Als Zuschauer ertappt man sich mehr als einmal beim Gedanken, diesen Wölfen im Schafspelz den Tod an den Hals zu wünschen.

In wunderschönen, aber beklemmenden Bildern fragt man sich, ob die Natur in Form der endlosen Wasserwüste und sengenden Hitze oder der Mensch selbst der ärgste Feind des Menschen ist. Vieles erinnert an „Open Water“, und man kommt sich als Mensch arg klein vor. Die Beklemmung. Der Antihumanismus. Das Antizentristische. Das blanke Überleben in einer menschenfeindlichen Umgebung. Das Scheitern. Das totale Scheitern. 

Aber auch das Home-Invasion-Genre kommt einem in den Sinn. Eine fast hermetisch abgeriegelte Umgebung. Die Yacht ist ein kammerspielartiges Setting. Es gibt kein Entkommen. Und von außen dringt die Bedrohung ein, trifft mitten ins Herz. Aber die zunächst unschuldig wirkenden Herzen der Protagonisten sind alles andere als schuldfrei. Denn die Vergangenheit kehrt immer wieder. Bis die Schuld gesühnt ist, selbst wenn nur noch der Tod die Welt ins Gleichgewicht zurückbringt.

Das Duisburger Label Atlas Film veröffentlicht den Streifen von Alessio Liguori mit italienischem Originalton und deutscher Sprache als Stream oder Download, auf DVD und Blu-ray. 

MARCUS CISLAK    

Titel: DIE YACHT – EIN MÖRDERISCHER TRIP
Land/Jahr:Italien 2022
Label:Atlas Film
FSK & Laufzeit:ab 16, ca. 94 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht

 

 

 

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