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FCK 2020 - ZWEIEINHALB JAHRE MIT SCOOTER

Nomen est omen: Die Dokumentation zeichnet das authentisch anmutende Portrait der Techno-Dance-Combo im Corona-Lockdown.

Hans-Peter Geerdes, besser bekannt unter seinem Künstlernamen H.P. Baxxter, war schon immer ein Paradiesvogel: Blondiert und mit Lippenstift besuchte er die Schule, war mit den Gedanken aber stets im Electroparty-Wochenende. Selbst Musik machen und damit erfolgreich sein war sein Traum – und der begann 1986 in Hannover, als er während einer Ausbildung zum Dental-Kaufmann Rick J. Jordan kennenlernte. Aus der gegründeten Elektro-Pop-Band Celebrate the Nun ging 1993 die Formation Scooter hervor, die mit einer Ehrerbietung an alle großen DJs der Zeit („Hyper hyper“) ihren ersten Hit feierte.

Diesen mit alten Videomaterial gesäumten Werdegang beleuchtet die Dokumentarfilmerin Cordula Kablitz-Post, welche H.P. Baxxter und (die inzwischen gegangenen) Bandmitglieder Michael Simon und Sebastian Schilde dafür von Frühling 2020 bis in den Spätsommer 2022 begleitete. Nicht nur die Niedergeschlagenheit ob der verhängten Auftrittverbote im Corona-Lockdown, sondern auch kreative Differenzen bei der Produktion der Songs fürs Album „God Save The Rave“, H.P.s schwaches Stimmchen bei Live-Auftritten wie in Bremen (der Autor kann diese Atemlosigkeit bei einem Konzert auf der Trabrennbahn in Hamburg 2022 bestätigen) und ein Machtgefälle innerhalb der Band werden greifbar.



Dabei kommt zur Sprache, dass der in einer Suite residierende, divenhafte Frontmann-Partylöwe schon einmal nach Auftritten für die ganze Crew ein Besäufnis („Barzwang“) anordnet und im Rider mit Raucherstäbchen und Monster-Soundanlage im Backstage nervt, während seine beiden Kompagnons zusammen nur ein Zimmer zugewiesen bekommen und einfach mal ihre Ruhe haben wollen. Auch die Depressionen des früheren, damals noch sehr jungen Bandmitglieds Ferris Bueller (H.P.s Cousin) werden offen angesprochen und H.P. gibt im Interview unumwunden zu: „Wir sind ja nicht so die begnadeten Songschreiber.“

FCK 2020 – ZWEIEINHALB JAHRE MIT SCOOTER gibt einen ebenso authentischen wie unverstellten Einblick ins Innenleben der Band, was Cordula Kablitz-Post bereits bei ihrer Dokumentation „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ gelang, als sie hinter die Kulissen der Punk-Band schaute. Bei den vielen Interviewszenen kokettiert Kameramann Christopher Rowe mit H.P. Baxxters Eitelkeit: Mit Gegenlicht vor die Glasfassade des Plattenlabels mit Blick auf die Elbe gesetzt, zeichnen sich auf der immer noch glatten Stirn des End-50ers, der einmal wöchentlich zum Friseur geht, keinerlei Falten ab. In diesem Sinne: „Never Stop The Show“!

LUTZ GRANERT

Titel: FCK 2020 – ZWEINEINHALB JAHRE MIT SCOOTER
Label: Wild Bunch Germany
Land/Jahr: Deutschland 2022
FSK & Laufzeit: unbekannt, ca. 113 Min.
Kinostart: 12. Januar

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