Theo gegen den Rest von Kapstadt
Mit INDEMNITY – DIE JAGD NACH DER WAHRHEIT gelingt Regisseur Travis Taute ein erstklassiger Verschwörungsthriller mit viel Tempo und großartig choreografierten Kampfszenen. Actionfans, die hier nicht zugreifen, sind selbst schuld.
Der Name Travis Taute wird vermutlich nur wenigen etwas sagen. Und das mag nicht allzu sehr verwundern, denn in der Vita des Regisseurs stehen bislang ein paar Episoden verschiedener Serien. Dass man sich seinen Namen jedoch für die Zukunft merken sollte, beweist er mit seinem Spielfilmdebüt INDEMNITY – DIE JAGD NACH DER WAHRHEIT, für das er auch das Drehbuch schrieb, auf eindringliche Weise.
Seine Geschichte beginnt mit einem im Genre durchaus vertrauten Motiv: Jemand erwacht neben einer Leiche, ohne die Spur einer Erinnerung an die vergangene Nacht. Und kaum hat derjenige durchgeatmet, ist er auch auch schon der Hauptverdächtige. Im Fall von INDEMNITY – DIE JAGD NACH DER WAHRHEIT heißt dieser Jemand Theo Abrams (Jarrid Geduld), ein ehemaliger Feuerwehrmann, der aufgrund einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung dienstunfähig ist und nun erinnerungslos neben seiner ermordeten Ehefrau, der Journalistin Angela (Nicole Fortuin), erwacht. Natürlich glauben die rasch eintreffenden Behörden kein Wort von Theos Unschuldsbeteuerungen. Kein Wunder, wer vertraut schon einem Verdächtigen, der sich an nichts erinnern kann und gegen den alle Beweise sprechen?
Und so (wie könnte es anders sein?), bleibt Theo nur eine Möglichkeit, er muss fliehen und auf eigene Faust herausfinden, wer Angela ermordet hat. Keine leichte Aufgabe, denn die Gesetzeshüter um den knallharten Ermittler Alan Shard (André Jacobs) sind nicht einfach so abzuschütteln. Und die Polizisten sind beleibe noch seine kleinste Sorge, denn wie er bald feststellen muss, trachten ihm auch ein paar gnadenlose Killer nach dem Leben. Den Grund dafür stellt Theo fest: Der Mord an Angela war Teil eines groß angelegten Komplotts, das in die höchsten politischen Kreise führt. Nun beginnt eine halsbrecherische Jagd unter der brennenden Sonne Kapstadts …
Keine Frage, die Ausgangsidee kann man durchaus als vertraute Genrekonvention bezeichnen. Dass INDEMNITY – DIE JAGD NACH DER WAHRHEIT jedoch mehr bietet als die gewöhnliche Handlung nach Schema F, zeigt sich relativ schnell, denn Taute gibt seinem Plot ein paar interessante Drehs, die man tatsächlich nicht kommen sieht und die einige vermeintliche Ungereimtheiten am Ende schlüssig auflösen. Doch nicht nur die Geschichte kann überzeugen, sondern auch die Inszenierung. Taute arrangiert seinen Film mit viel Tempo und beweist sich vor allem als ausgezeichneter Action-Regisseur, der seine Kampfszenen angenehm old-schoolig in Szene setzt. Statt auf hektisch gefilmtes Schnitt- und CGI-Gewitter zu bauen, begeistert sein Film durch erstklassig choreografierte, handgemachte Action.
Dass das funktioniert, liegt neben Tautes Gespür für Timing und Action vor allem an Hauptdarsteller Jarrid Geduld. Dem bislang noch eher unbekannten südafrikanischen Mimen gelingt es in den ruhigeren Szenen ausgezeichnet, den psychischen Schmerz seiner Figur darzustellen. Was ihn jedoch wirklich zur perfekten Wahl für die Hauptrolle werden lässt, ist seine großartige physische Präsenz, mit der er dem Film eindeutig seinen Stempel aufdrückt.
Mit INDEMNITY – DIE JAGD NACH DER WAHRHEIT gelingt Autor und Regisseur Travis Taute ein spannender Politthriller, der mit einer packenden Geschichte, einem exzellenten Hauptdarsteller und wunderbar inszenierten Actioneinlagen überzeugt. Hier kann man als Action-Fan definitiv nichts falsch machen.
Florian Tritsch
Titel: INDEMNITY – DIE JAGD NACH DER WAHRHEIT
Land/Jahr: Südafrika 2021
Label: Meteor Film
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 126 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht
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