Die Känguru-Chroniken
DIE KÄNGURU-CHRONIKEN
Das turbulente Zusammenleben eines verträumten Kreuzberger Kleinkünstlers und eines kommunistischen Kängurus diente Marc-Uwe Kling als Stoff für einen Podcast und insgesamt vier episodenhafte Romane. Gerade durch den absurden und frechen Witz, mit dem er mit unserer Konsumgesellschaft abrechnet, bescherte diesen Formaten eine große Beliebtheit – eine Verfilmung war die logische Folge. Nachdem der Kinostart von DIE KÄNGURU-CHRONIKEN am 05. März kurz vor dem Lockdown erfolgte, wurde gerade einmal 4 Wochen später die digitale Auswertung des Films vorgezogen, was zu großem Aufsehen in der Branche sorgte. Schließlich steht den Kinos ein exklusives Auswertungsfenster zu.
Wer die Komödie bisher weder auf der großen Leinwand noch via Stream gesehen hat, für den liegt diese nun auf DVD und Blu-Ray vor – und kommt mit zahlreichen spaßigen Extras daher. 5 Minuten lang kann man beim „Frühsport mit Helge“ etwa den perückten Komiker Helge Schneider bei seinen stocksteif vorgetragenen, plump betitelten Work-Outs („Halsbein“) beobachten oder sich an einer 3D-Szene (Hundekicken im Park, anaglyph konvertiert) erfreuen. Tatsächlich offenbaren diese Boni das, was dem spaßigen Film streckenweise fehlt. Zwar reihen sich in DIE KÄNGURU-CHRONIKEN, als Marc-Uwe und sein... pardon: das Känguru gegen einen nationalkonservativen Immobilienhai (hübsche Karikatur: Henry Hübchen) und dumpfe Nazis antreten, einige Lacher aneinander. Doch während die auf wenigen Seiten zugespitzten, pointierten Alltags-Episoden in den Büchern den Leser regelmäßig lautstark losprusten lassen, zünden die Gags im Korsett eines Spielfilms mit stringenter Handlung nicht immer. Der bissige Anarcho-Humor wurde zugunsten massenkompatibler(er) Filmzitate von „Fight Club“ bis „The Big Lebowski“ abgeschwächt. Dass man dabei etwa den denkwürdigen Streit im Buch zu Ticketpreisen an einer Kinokasse zwischen den beiden ungleichen WG-Mitgliedern vermisst, war zu erwarten. Etwas mehr Mut zur Widerborstigkeit hätte aber gut getan – und so bleibt Dani Levys Film letztlich ein nicht nur massenkompatibl(er)es, sondern auch familienfreundliches Vergnügen.
LUTZ GRANERT
Titel: DIE KÄNGURU-CHRONIKEN
Label: Warner (X-Filme)
Land/Jahr: Deutschland 2020
FSK & Laufzeit: ab 0, ca. 89 Min.
Verkaufsstart: 20. August
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