Finale
Finale
Während ganz Dänemark zuhause vor der Glotze das Finale eines Fußballturniers verfolgt, schieben die naive Belinda (Karin Michelsen) und die Studentin Agnes (Anne Bergfeld) Dienst an einer Tankstelle. Ganz Dänemark? Nein, denn tatsächlich schauen irgendwann zwei schräge Hinterwäldler vorbei und kaufen eine Gasflasche. Ab diesem Zeitpunkt geschehen immer mehr merkwürdige Dinge, bis sich beide Frauen in einer perversen Reality-TV-Show wiederfinden, in der sie nach den Wünschen zahlungskräftiger Zuschauer von einem Weißclown langsam zu Tode gequält werden...
FINALE basiert auf dem gleichnamigen Roman von Steen Langstrup, der seit Mitte der 90er Jahre düster-blutige Thriller schreibt und von Literaturkritikern als „Stephen King Dänemarks“ bezeichnet wird. Soweit, so gut. Leider gerät der Horrorthriller aber durch seine missglückte Erzählstruktur (zwei Zeitebenen: Geschehnisse an der Tankstelle vs. Torturen in einer Art "Mad Circus") sehr tempo- und spannungsarm. Auch die beiden Hauptdarstellerinnen entsprechen mit ihren Charakterzeichnungen als einfältige Dumpfbacke bzw. cleveres final girl gängigen Genre-Stereotypen, was neben sich deppert verhaltenen Bösewichten wirkliches Mitfiebern verhindert.
Es bleiben die wenigen Gore-Szenen, die Fans von Horrorthrillern oder Torture Porns goutieren werden. Denn das Malträtieren der an einen Stuhl gefesselten Agnes mit einem Tacker oder das Durchstechen ihrer Brustwarze mit der Sicherheitsnadel eines Namensschilds geraten deftig. Gerade diese kröseligen Schauwerte führen in FINALE aber die Kritik am Überwachungsstaat und perversem Voyeurismus ad absurdum, die gerade bei wiederholt eingefügten Szenen aus der Sicht von (Überwachungs-)Kameras immer wieder betont wird. FINALE ist pseudo-hintersinnige Durchschnittsware - mit dem Unterschied, dass sie mal nicht aus den USA, sondern Dänemarkt kommt.
FINALE wird von Pierrot Le Fou als 20. Beitrag der "Uncut"-Reihe im Mediabook veröffentlicht - und zumindest die Ausstattung kann sich sehen lassen. Im Booklet gibt Nando Rohner u.a. einen Einblick in den aktuellen dänischen Horrorfilm (verkürzt: man kennt hierzulande kaum Genrebeiträge). Ein beliegendes A2-Filmposter und Interviews u.a. mit Regisseur Søren Juul Petersen runden die zahlreichen Boni der Neuveröffentlichung ab.
LUTZ GRANERT
Titel: FINALE - Pierrot Le Fou Uncut #20
Label: Pierrot Le Fou
Land/Jahr: Dänemark 2018
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 99 Min (Blu-Ray) / ca. 95 Min. (DVD)
Verkaufsstart: 5. Juni
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