Prey - Beutejagd
Prey - Beutejagd
Seine „Flodder“-Trilogie um eine asoziale Familie ist heute Kult. Doch trotz dieses Erfolgs ist Filmemacher Dick Maas die große Hollywood-Karriere versagt geblieben. Das Angebot, eine Fortsetzung von „A Nightmare on Elm Street“ zu drehen, schlug er aus, weil er seinen blutig-atmosphärischen Thriller „Verfluchtes Amsterdam“ (1988) vorzog; einer Zusammenarbeit mit Jean-Claude van Damme stand seine frisch gegründete eigene Produktionsfirma im Weg, wegen der er seine niederländische Heimat nicht über den „großen Teich“ verlassen wollte. Maas' Karriere besteht aus verpassten Möglichkeiten. Damit steht sie seiner jüngsten Arbeit PREY – BEUTEJAGD in nichts nach, die über drei Jahre nach ihrer Premiere mit Indeed Film einen deutschen Verleih gefunden hat. Nach fünf limitierten Mediabook-Veröffentlichungen ohne FSK-Prüfung vor einigen Monaten liegt der Film nun ungekürzt und mit FSK-18-Siegel im ungleich schnöden Keep Case auf DVD und Blu-Ray vor.
Ein preisgünstig animierter Löwe, der mitten in Amsterdam nach Menschenfleisch giert, bringt als Prämisse alle Voraussetzungen für ein kurzweiliges Trash-Fest mit. Schade nur, dass Dick Maas (neben Regie auch für Produktion, Drehbuch und Filmmusik verantwortlich; ein Interview mit ihm findet sich als Extra auf beiden Scheiben) die schwarzhumorige, mit allerlei blutigem Gekröse angereicherte Hetzjagd immer wieder durch unnötigen Ballast ausbremst. Während Möchtegern-Wilderer stimmungsvoll im fahl ausgeleuchteten Vondelpark durch ihre eigenen Fallen mit einigem Gekröse das Zeitliche segnen und die Bestie in einer Straßenbahn (!) wütet, nerven das lahme Taktieren der Behörden und seichte Beziehungskonflikte. Tierpflegerin Lizzy (Sophie van Winden), die schon mal todesmutig ein iPhone aus dem Maul eines betäubten Krokodils herausoperiert, lotet etwa immer wieder ermüdend die Beziehung mit dem umtriebigen Kameramann Dave (Julian Looman) aus. Spannung will da leider nur phasenweise aufkommen.
Immerhin gibt es bei aller Geschwätzigkeit auch einige pointierte Dialoge mit Filmanspielungen (auf den TV-Horror „Cujo“ ebenso wie Maas' filmischen Durchbruch „Fahrstuhl des Grauens“) – und eine wirklich unschlagbar extravagante Figur. Tatsächlich verleiht die einbeinige Jäger-Koryphäe Jack DelaRue (Mark Frost) durch eine gehörige Portion Schmierigkeit und Ironie PREY – BEUTEJAGD einen angemessen augenzwinkernden Ton, wenn er etwa in Angesicht seines Todes als letzten Wunsch Lizzy noch einmal nackt sehen will. Schade nur, dass derartige Albernheiten nicht omnipräsent ist.
LUTZ GRANERT
Titel: PREY – BEUTEJAGD
Label: Indeed Film
Land/Jahr: Niederlande 2016
FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 104 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht
- Erstellt am .
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