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Operation: 12 Strong

Operation: 12 Strong

Helden – aber mit Bescheidenheit

Es ist eine wahre, heldenhafte Geschichte, die OPERATION: 12 STRONG erzählt; eine Geschichte, die wie geschaffen ist für das Kino. Als mutmaßliches Himmelfahrtskommando ausgerückt, gelang es der Spezialeinheit ODA-595 im Jahr 2001 in einer geheimen Militärmission, wichtige Stellungen der Taliban in Nordafghanistan zu zerschlagen und auf ihre Hochburg Masar-e Scharif vorzurücken. Eine Mission, den Militärexperten einen ungewissen Ausgang und eine Dauer von zwei Jahren bescheinigten, erledigten die zwölf „Green Berets“ innerhalb von nur 23 Tagen – ohne Verluste. Kein Wunder also, dass dieser Filmstoff, der auf die wahren Ereignisse und die Romanbiografie „Horse Soldiers: The Extraordinary Story of a Band of US Soldiers Who Rode to Victory in Afghanistan“ des Journalisten Doug Stanton aus dem Jahr 2009 nicht lange auf eine Filmadaption warten musste.

Als der kampfunerprobte Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth) in seinem Urlaub die Anschläge aufs World Trade Center live im Fernsehen sieht, steht für ihn fest: Er will eine Einheit befehligen, die nach Afghanistan geht und gegen die Taliban und Al-Qaida kämpft. Nachdem er auch seine Vorgesetzten überzeugen konnte, reisen die zwölf Männer über die Grenze nach Afghanistan, um sich der Nordallianz unter der Leitung von General Abdul Raschid Dostum (Navid Negahban) anzuschließen. Beritten gelingt es ihnen erfolgreich, auf dem Weg nach Masar-e Sharif vorzurücken.

Das Erstaunliche ist: OPERATION: 12 STRONG nimmt diese Heldengeschichte nicht als Vorwand, um die militärische Stärke der USA und den Patriotismus einer durch 9/11 traumatisierten Nation zu feiern. Im Gegenteil: Das Drehbuch von Ted Tally („Das Schweigen der Lämmer“) und Peter Craig („Die Tribute von Panem - Mockingjay“) verweigert sich diesen glorifizierenden Ingredienzien regelrecht. Dies zeigt sich vor allem in der hemdsärmeligen Charakterzeichnung von Mitch Nelson. Chris Hemsworth („Thor – Tag der Entscheidung“) spielt ihn als aufgeklärten, klugen Kosmopolit, der Vorgesetzte in Militärtaktiken korrigiert, durch politische Kenntnisse punktet, fließend Russisch spricht und seinen zunächst überforderten Männern einen Crashkurs im Reiten gibt. Als Dostum ihm am Ende seiner Mission anbietet, die us-amerikanische Flagge zu hissen, lehnt er mit dem Verweis ab, dass es sich nicht um seinen, sondern Dostums Triumph handele. Solche Bescheidenheit ist das Gegenteil jener widerlich rechtskonservativ-patriotischen Heldenhuldigung, die Clint Eastwood zuletzt in „American Sniper“ (2014) auf die Leinwand zimmerte.

Natürlich kommt das Kriegsdrama von Nikolai Fuglsig, einem ehemaligen Kriegsfotografen, nicht ohne pathetische Momente aus, gerade wenn sich eine Handvoll der späteren Helden zu Beginn minutenlang zuhause verabschiedet – doch überwiegt auch hier sein realistischer Anspruch. Auch lässt OPERATION: 12 STRONG nie die Reihenfolge von Militäroperationen außer Acht: erst Taktikbesprechung, Abwägung von Vor- und Nachteilen und Ressourcenprüfung, dann ab in die Gefechte – die mit explosiver, hervorragend choreografierter Action überzeugen. Diese Abfolge erzeugt keine Längen, sondern stets Spannung, die von der ersten bis zur letzten Minute packt. OPERATION: 12 STRONG ist tatsächlich großes (Helden-)Kino – mit politischen Denkanstößen bis in die Gegenwart.

LUTZ GRANERT

Titel: OPERATION: 12 STRONG
Verleih: Concorde
Land/Jahr: USA 2018
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 120 Min.
Kinostart: 8. März

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