Es war einmal...nach Roald Dahl
Es war einmal...nach Roald Dahl
Alles ist anders
Für den ersten Teil des Märchens ES WAR EINMAL… NACH ROALD DAHL können sich nach der überraschenden Nichtberücksichtigung von Fatih Akins NSU-Drama „Aus dem Nichts“ noch zwei deutsche Filmemacher Oscar-Hoffnungen machen. Die zweiteilige Kurz-Animation verknüpft bekannte Märchen neu miteinander und ist kürzlich bei Concorde auf DVD und Blu-ray erschienen.
Ein Kindermä1dchen sitzt in einem Café und wartet darauf, bald ihren Dienst bei den beiden Kindern von Rotkäppchen anzutreten. Ein großer Wolf betritt das Lokal und fragt das Kindermädchen, ob er sich dazusetzen darf. Sein Blick fällt auf ein Märchenbuch auf dem Tisch. Nichts darin würde der Wahrheit entsprechen, sagt der Wolf, und beginnt mit seinen eigenen Ausführungen zu Prinzessin Schneewittchen, die eigentlich dick mit dem wehrhaften Rotkäppchen befreundet ist; den drei kleinen Schweinchen, die das Geld anderer Leute raffen; Aschenputtel, die von einem mordlüsternen Prinzen verfolgt wird und Hans, der oben auf seiner Bohnenranke Goldstücke findet, mit denen er ein Geschäft eröffnet.
Die Märchen des walisischen Schriftstellers Roald Dahl sind nicht vorbehaltsfrei für alle Kinder geeignet: Zu düster und schwarzhumorig sind seine Geschichten wie „James und der Riesenpfirsich“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“, als dass die ganz Kleinen keine Albträume davontragen würden. Auch in der zweiteiligen BBC-/ZDF-Koproduktion ES WAR EINMAL… NACH ROALD DAHL nach einem Erzählband des Schriftstellers lauert eine Vielzahl von bösartigen Bedrohungen, doch diese bergen – ebenso wie die auf altbekannten Märchen basierende Story – ein großes Maß an überraschender Ambivalenz in sich. Am besten lässt sich das in der Gestalt des Wolfs ablesen: Obwohl er hier Rotkäppchen und später ihren Kindern nach dem Leben trachtet, steckt doch so viel Güte in ihm, dass er seine teuflischen Pläne aus moralischen Gründen letztlich nicht in die Tat umsetzen kann. Soviel Subversion gefällt besonders den US-Amerikanern: Der erste Teil von ES WAR EINMAL… NACH ROALD DAHL ist dieses Jahr in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ für den Oscar nominiert und mit den beiden Regisseuren Jakob Schuh und Jan Lachauer haben somit zwei Deutsche Chancen auf einen „Goldjungen“.
In der deutschen Synchronfassung können sich die Zuschauer des witzigen und temporeichen, zuweilen allerdings etwas hysterischen Spektakels über einige bekannte Stimmen freuen. Der böse Wolf wird von Christoph Maria Herbst („Stromberg“) gesprochen, Hans‘ garstige Mutter von Katharina Thalbach (bekannt aus „Strajk – Die Heldin von Danzig“, 2006 und „Der Minister“, 2013). ES WAR EINMAL… NACH ROALD DAHL ist ein unterhaltsamer Spaß für Kinder ab 10 Jahren – und auch für Erwachsene.
LUTZ GRANERT
Titel: ES WAR EINMAL… NACH ROALD DAHL (1+2)
Label: Concorde Home Entertainment
Land/Jahr: GB 2016
FSK & Laufzeit: ab 6, ca. 58 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht
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- Aufrufe: 2490