Skip to main content

Perfektes Balancing

Rogue-like made in Germany: Deutsche Entwickler werden auf dem internationalen Markt gern mal belächelt, doch auch in unseren Breitengraden gibt es allerhand talentierte Devs, die mit Leidenschaft, Schweiß und (hoffentlich kein) Blut ihre Traumprojekte verwirklichen. Eines dieser Indie-Teams, die zeigen, dass aus Deutschland mehr kommt als Handy-Games und F2P, ist das Sticky Stone Studio aus Freiburg. Nachdem die junge Spieleschmiede bereits mit dem atmosphärischen Ego-Knobler „Memorrha“ ihr Talent eindrucksvoll unter Beweis stellte, zeigt man mit M.O.O.D.S. Vielfältigkeit: Denn auf gemächliche Rätselkost folgt nun rasante Rogue-like Action mit Bullet-Hell-Einschlag.

Roboter sind gefühllose Wesen, von Menschenhand geschaffen, um gedankenlos und mit kalter Effizienz ihren vorprogrammierten Tätigkeiten zu folgen? In der Welt, die  M.O.O.D.S zeichnet, ist das etwas anders. Hier kämpfen Mechs in unerbittlichen Kämpfen um das rare Gut, das sich Emotionen nennt. Als Spieler mimen wir die Rolle eines Roboterwesens, das sich aufmacht, das Emotions-Monopol einiger weniger mechanischer Lebensformen zu stürzen. In der Praxis bedeutet das, dass wir uns in der metallenen Haut unseres Alter Egos in bester Genre-Manier den Weg durch zufällig zusammengestellte Dungeons bahnen – und dabei in hitzigen Gefechten nicht nur eine Unzahl feindlich gesinnter Mechs in ihre Einzelteile zerlegen, sondern auch sterben, sterben, sterben.

So ein Mech-Körper ist aber schnell wieder zusammengeschustert, sodass es allzu bald in einem neu generierten Dungeon in die nächste Runde geht. Am Anfang eines Runs können wir hierbei zwischen verschiedenen Anfangswaffen wählen. Wie etwa der einem Sturmgewehr nachempfundenen Crossfire, die im flotten Tempo Energieprojektile verschießt, oder dem Shotgun-ähnlichen Arcblast, der zwar etwas langsamer feuert, dessen Projektile dafür aber ordentlich Wumms bieten. Besondere Freude bereitet die Blazecannon – ein Raketenwerfer, dessen Geschosse beim Aufprall explodieren. Riskant: Denn mit der Explosion können wir nicht nur verheerenden Schaden bei unseren Gegnern anrichten, sondern uns auch selbst allzu schnell in die Luft sprengen.

Im Kampf steht uns ansonsten vor allem ein hilfreicher Dash-Move zur Seite, mit dessen Hilfe wir elegant feindlichen Projektilen ausweichen können. Ein wahrer Lebensretter – besonders wenn die Situation einmal zu eskalieren droht und wir vor lauter auf uns zufliegender Projektile kaum mehr den Boden sehen. Während wir uns den Weg durch die verschiedenen Räume eines Dungeons ebnen, zeigt uns eine Minimap bereits die Konturen anliegender Räume. Das hilft uns, taktische Entscheidungen zu treffen: In einem großen Raum vermuten wir eher ein scharfes Scharmützel, in einem kleinen Raum mag hingegen eine Schatztruhe oder ein Shop auf uns warten – aber vielleicht auch eine Falle, wie ein Raum zum Bersten gefüllt mit explosiven Fässern.

Wenn wir einen Shop finden, können wir dort gegen Emotionen – die Währung des Spiels – verschiedenes Equipment wie neue Waffen, Ausrüstungsgegenstände oder neue Add-Ins kaufen. Add-Ins sind dabei vielfältige Modifikatoren für unsere Waffen: So können wir etwa Feuer- und Eis-Projektile verschießen, mehrere Schüsse gleichzeitig abfeuern oder mit Geschossen hantieren, die beim Aufprall noch einmal zerbersten. Witzig: Nach getätigtem Einkauf können wir uns dazu entscheiden, den Shop in die Luft zu jagen – dann kriegen wir ein bisschen Geld zurück, können aber auch nichts mehr kaufen.

Kaum ein Genre bedarf in der Entwicklung ein derartiges Feingespür für Details wie das der Rogue-likes: Schließlich gilt es, den scheinbar widersprüchlichen Spagat zu meistern, den Spieler für dutzende Stunden vor dem Bildschirm zu fesseln, während ein einzelner Run gern bereits nach wenigen Minuten ein Ende findet. Um dieses Kunststück zu meistern, ist eine beispiellose Eleganz gefragt: Alle Gameplay-Elemente müssen reibungslos, intuitiv und kurzweilig ineinandergreifen, während gleichzeitig genug Tiefgang geboten wird, damit das Geschehen nicht bereits nach wenigen Runden für Ermüdungserscheinungen sorgt.

Schon in der frühen Version, die wir von M.O.O.D.S. spielen konnten, ist offensichtlich, dass die Entwickler von Sticky Stone diese Aufgabe mit Bravour meistern. Es ist zu jeder Sekunde spürbar, wie viel Liebe und Hirnschmalz in die Ausarbeitung und das Balancing des Spiels geflossen sind. Jede Waffe ist penibel ausgetüftelt, überzeugt mit eigenem Spielefühl und – am wichtigsten – macht direkt Spaß. Die Gegner begeistern mit einer schönen Vielfalt – von Robo-Spinnen und Dronen über gepanzerte Mechs mit reflektierenden Schilden bis hin zu schweißtreibenden Bossen – und intelligenten Angriffsmustern, die unsere Aufmerksamkeit fordern. Schon jetzt weiß M.O.O.D.S somit stundenlang zu begeistern.

JULIAN KRAUSE

Titel:  M.O.O.D.S
Publisher: Sticky Stone Studio
Plattform: PC, PS5, Xbox Series X, Nintendo Switch
Veröffentlichung: 2023

Sticky Stone Studio, M.O.O.D.S., Shooter, Freiburg, Games