Phillip P. Peterson: UNIVERSUM
So haben sich Kolonisten ihren Aufbruch in ein neues Leben nicht vorgestellt: Bei einem Routineflug stecken sie in einer Blase der Raum-Zeit fest. Der mit viel wissenschaftlichem Hintergrundwissen aufwartende Science-Fiction-Roman UNIVERSUM aus der Feder von Phillip P. Peterson erscheint am 29. September bei Fischer TOR.
Kriegsheld oder Verräter? An Mike Warnock scheiden sich die Geister. Der Pilot warf einst in einem intergalaktischen Krieg über Tau Ceti 2 die Nova-Bombe ab. Die Folgen waren verheerend: Das Manöver beendete zwar den Krieg, doch der Planet wurde komplett ausgelöscht und seine 5,3 Millionen Bewohner starben. Mike konnte mit der Schuld nicht leben, desertierte und machte das damit verbundene Nova-Projekt öffentlich – was ihm erst recht kollektive Verachtung einbrachte. Zusammen mit seiner Frau Ellie und seinem fünfjährigen Sohn Neil will er nun fernab der Erde als Kolonist in ein neues Lebens starten. Insgesamt sind 17 Personen auf der Challenger nach Omicron 3 an Bord, unter anderem die Besatzung um die rüde Kapitänin Christine Dillinger und den überheblichen Bordingenieur Del Toro. Die Flugzeit soll nur zwei Wochen betragen, denn mithilfe eines erprobten Überlichtsprungs, in dem das Raumschiff wenige Sekunden mit nahezu Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist und nur einer geringen Zeitdilation unterliegt, bevor es wieder abgebremst wird, sind auch die entfernten Ziele des Universums näher zusammengerückt. Doch die Technik versagt – und die Challenger rast ungebremst durch Raum und Zeit, Jahr um Jahr in die Zukunft ...
Phillip P. Peterson heißt im wirklichen Leben Peter Bouarel, ist als promovierter Diplomingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik ein Mann vom Fach – und das merkt man seinem sowohl spannenden als auch wissenschaftlich unterfütterten Science-Fiction-Roman UNIVERSUM spürbar an. So wird er nicht müde, aktuelle technische Entwicklungen in seiner Welt der Zukunft fortzuspinnen, wenn etwa Mike gleich zu Beginn mittels „ContactPay“ eine Rechnung an Bord einer Billigfluglinie durchs Auslesen seiner Hirnströme begleicht. Eine automatisierte Robotküche an Bord der Challenger synthetisiert auf Sprachsteuerung hin in Sekunden Vorräte zur gewünschten Speise oder zum gewünschten Getränk – wobei sie mit Hochprozentigem so ihre Probleme hat. Das ist jedoch nur ein kleiner Vorgeschmack auf die vielen Annahmen und Theorien der Astrophysik, welche der Leserschaft in kleinen, leicht verdaulichen Häppchen immer wieder serviert werden. So beschreibt Peterson etwa anschaulich und ohne seine Leser zu überrollen, wie sich mithilfe kosmischer Hintergrundstrahlung das Alter einer Galaxis bestimmen lässt und wie das Altern von Galaxien vor sich geht, bis diese letztlich sterben. Mit der Zunahme der physikalischen Erklärungen, die Anklänge bei der Relativitäts- bis zur Zwei-Welten-Theorie aufweisen, rückt auch eine zunächst unscheinbare, kauzige Nebenfigur ins Zentrum des Geschehens. Der nerdige deutsche Reaktortechniker Baumann lässt sich dabei als alter ego verstehen.
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