Der Weizen gedeiht im Süden
Der Weizen gedeiht im Süden
Die Welt ist am Ende und die Menschheit dem Tode geweiht. Die nördliche Hemisphäre wurde durch einen Atomkrieg schwer getroffen und versinkt im atomaren Winter. Nur Dr. Oliver Bertram gelang zusammen mit seiner Tochter und einigen wenigen Überlebenden die Flucht in einen hochtechnisierten Bunker in der Schweiz. Während noch zu Beginn die Hoffnung auf ein (Über-)Leben real scheint, treibt ein soziopathischer Killer in der Gruppe sein Unwesen, während die Getreidepest letztlich alle Grundlagen der Gruppe zerstört. Von Angst aber auch Hoffnung getrieben, dass Afrika von den Auswirkungen des Krieges größtenteils verschont blieb, bricht Bertram mit einer kleinen Gruppe in Richtung Süden auf. Vor ihnen liegt die Reise durch einen zerstörten Kontinent mit ungeahnten Gefahren…
Die Corona-Pandemie ist in aller Munde und so scheint es schon fast naheliegend, dass man die jetzige Situation ein wenig versucht in Relation zur Dystopie zu bringen, die Erik Schulz hier entworfen hat. Mit derlei Vergleichen stößt man jedoch schnell an seine Grenzen. Obgleich sich auch hierzulande eine Art Lagerkoller und Verschwörungstheorien ausbreiten, ist Schulz' Skizzierung menschlicher Abgründe in DER WEIZEN GEDEIHT IM SÜDEN noch wahnhafter und erschreckender. Bei der Lektüre des Romans, der sich in drei Teile aufteilt – den Bunker, die Reise über die Alpen und das Kapitel, welches dem Buch gleichzeitig den Namen gab – schwingt eine bedrückende Atmosphäre mit, die man vermutlich am ehesten mit dem Wort „authentisch“ beschreiben kann. Maßgeblich kann hierfür genannt werden, dass Schulz, der als Allgemeinmediziner in Berlin tätig ist, sich in mehreren Anti-Atomwaffen Organisationen engagiert und seine Erfahrungen und Ängste niedergeschrieben zu haben scheint.
Dystopien der Postapokalypse gibt es in der weiten Literaturlandschaft zuhauf. Sei es nun in Form einer Jugendliebe am Rande der menschlichen Existenz, wie in Gudrun Pausewangs Roman „Die Wolke“ (1987) oder deutlich bedrückender in „Die Straße“ (2006) von Cormac McCarthy. Diesen Romanen ist die Schwere des Themas zu eigen – und hierin reiht sich Erik Schulz mit seinem neuesten Werk bestens ein. Eine unbedingte Leseempfehlung!
ISABELL SCHLOTT
Titel: DER WEIZEN GEDEIHT IM SÜDEN
Autor: Erik D. Schulz
Verlag: acabus Verlag
Seiten: 420
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