Die Musik der Stille
Die Musik der Stille
Tief unterhalb der Universität von Imre, die eine Bibliothek von tausend mal eintausend Büchern beherbergt, lebt Auri. Sie übt sich in der Kunst der Alchemie und wandelt durch das unterirdische Labyrinth der Universität. Hier nun also lebt sie, ein stummes, ganz in sich ruhendes, hageres Mädchen mit Haaren wie die Sonne - und sie wartet... sie wartet auf IHN, der sie in sieben Tagen besuchen wird.
Auf Fotos, die es von Patrick Rothfuss gibt, Autor von DIE MUSIK DER STILLE, vor allem aber der "Königsmörder-Chronik", zu welcher auch die hier vorliegende Novelle gehört, sieht man einen gemütlichen, in sich ruhenden Mann, der eine Vorliebe für schöne Sprache aber vor allem auch bezaubernde Geschichten hat. Genau darum handelt es sich bei DIE MUSIK DER STILLE, einem mit nicht einmal 200 Seiten sehr übersichtlichen, aber nicht minder liebevoll detailreichen Kleinod der Fantasy-Literatur, der nun bei Klett Cotta broschiert erscheint.
DIE MUSIK DER STILLE schildert das Leben von Auri, die bereits innerhalb der "Königsmörder-Chronik" immer wieder auftaucht. Hier wird sie als eine ehemalige Studentin der Universität von Imre beschrieben, die aufgrund eines bestimmten Ereignisses ihren Verstand verlor, der Universität den Rücken kehrte und sich daraufhin in die Kanalisation - das Unterding - zurückzog. Hervorzuheben ist dabei die sprachliche Versiertheit des Autors, aber auch die Besonderheit der Bezeichnungen dieser Welt. Denn alles im Unterding hat seinen ganz einen Sinn, sein eigenes Wesen und somit de facto seinen ureigentümlichen Namen: „Sie nahm die Wendeltreppe durchs Dunkelhaus, ringsherum und hinab, ringsherum und hinab. Und als sie schließlich fließendes Wasser und das Klirren von Glas hörte, wusste sie, dass sie die Schwelle nach Klimpern überschritten hatte.“
DIE MUSIK DER STILLE ist eine bezaubernde Geschichte, aber - und darauf nimmt Rothfuss im Vorwort selbst Bezug – definitiv keine Geschichte, die als Einstieg in die Geschichte der "Königsmörder-Chronik" dienen kann. Dafür wird zu viel Wissen um die Handlung und ihre Protagonisten vorausgesetzt. Nichts desto trotz sei hier auf den Stil des Autors verwiesen, der einen Hang zu Poesie sehr klar erkennen lässt. Alles an der Geschichte entspricht einem tiefen Verständnis für Ästhetik der Sprache, die dem kleinen Werk eine ganz besondere Note verleiht.
ISABELL SCHLOTT
Titel: DIE MUSIK DER STILLE
Autor: Patrick Rothfuss
Seitenzahl: 176
Verlag: Klett-Cotta
- Aufrufe: 3003