FESTA EXTREM: DAS SNUFF HAUS
FESTA EXTREM: DAS SNUFF HAUS
Vom Töten besessen
Geister gibt es nicht – oder doch? Ein Auftrag führt den Journalisten Melvin in ein abgelegenes Haus, das einige Geheimnisse aufweist. DAS SNUFF-HAUS ist der aktuelle und 26. Band der FESTA EXTREM-Reihe, und Autor Edward Lee zieht wieder alle Register ebenso abstoßender wie faszinierend-deftiger Horrorliteratur.
Eigentlich ist der Journalist Melvin ein ziemlich harmloser Zeitgenosse. Er ist mit 33 noch Jungfrau, schüchtern und arbeitet – durch die Gunst seinen millionenschweren Vaters – für ein kostenloses Provinzblättchen. Sein Chefredakteur Dirk braucht mal wieder eine gute Story und schickt Dirk zu einem vermeintlichen Geisterhaus, das sich meilenweit entfernt von der nächsten Stadt befindet. Zusammen mit seiner frisch angeheirateten, heißen und nudistisch veranlagten Stiefmutter Gwyneth, die sich neue Inspiration für ihre Kunst mit Knochenstücken erhofft, macht er sich dorthin auf.
Als er beim Essenholen eine drogensüchtige Prostituierte namens Shirley aufliest, erfährt er erste haarsträubende Geschichten über das verfallende Haus: Dort soll die Mafia bis 1977 Pornos und schließlich auch Snuff-Filme mit echten Morden gedreht haben, und die Geister der Opfer sollen dort spuken. Melvin glaubt zunächst an urbane Legenden, doch als Gwyneth sich zunehmend seltsam benimmt und Melvin von immer abstoßenderen Alpträumen heimgesucht wird, beginnt er zu befürchten, ob an dem Hokuspokus etwas dran ist…
DAS SNUFF-HAUS beginnt ruhig – doch Autor Edward Lee gelingt es hervorragend, zunehmend Spannung aufzubauen. Immer mehr Hintergründe über die mysteriösen Vorkommnisse, die sich im Haus abgespielt haben, kommen ans Licht – und damit auch immer mehr Grausamkeiten. Doch es ist nicht nur die fesselnde und bis zum Ende überraschende Story, die DAS SNUFF-HAUS zu einem gefangen nehmenden Horrorschmöker macht. Edward Lee bricht ab und an mit Konventionen. So schiebt er nach einem Einstieg, bei dem nicht klar ist, was wann passiert ist, auf Seite 47 ein kurzes selbstreferenzielles Kapitel ein, in dem er auf besondere „erzählerische Kniffe“ hinweist, wie Schriftsteller die nun entstandene Verwirrung wieder geradebiegen. Oder er mokiert sich über seine Hauptfigur Melvin, der, herrlich unbedarft wie er ist, beim Anblick von Gwyneths perfektem Körper immer wieder mit Spontanerektionen zu kämpfen hat.
Auch im weiteren Verlauf macht er vor der Beschreibung der triebhaften menschlichen Natur nicht Halt. Während bei Melvin gerade bei Gwyneths merkwürdigem Verhalten seine schlummernden Aggressionen erwachen, kostet sie unter den lüsternen Blicken einer Biker-Gang zusammen mit Shirley die Grenzen sexueller Perversionen mit Kot und Urin aus. Der genreerfahrene Edward Lee macht auch hier vor detaillierten Beschreibungen nicht Halt, die der Leser auch erst einmal aushalten muss. Auch wenn er im letzten Drittel der 224 Seiten hin und wieder etwas zu dick aufträgt und am Ende nicht alle Geschehnisse klar aufgelöst werden: DAS SNUFF-HAUS ist ein deftiges, dabei aber auch spannendes und unterhaltsames Stück Horror-Literatur.
LUTZ GRANERT
Titel: DAS SNUFF-HAUS (FESTA EXTREM 26)
Autor: Edward Lee
Seiten: 224
Verlag: Festa
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