Youtube-Star Ontan im Interview
ONTAN ist ein kreativer Kopf, der mit Leidenschaft für Anime und Manga die Herzen zahlreicher Follower erobert hat. Wir haben uns mit ihm über seine Faszination für japanische Popkultur und seine Reise als Content Creator unterhalten.
Sein YouTube-Kanal hat mittlerweile Follower, auf Instagram folgen ihm fast 38.000 Menschen und auf TIKTOK begeistert er rund 85.000 Fans. In unserem Gespräch hat ONTAN uns einen tiefen Einblick in seine Welt als Content Creator gegeben und erzählt, was ihn an Anime und der kreativen Arbeit dahinter so fasziniert.
Erzähle unseren Lesern etwas über dich. Was war dein erster Berührungspunkt mit Anime und Manga und warum begleitet es dich bis heute?
Ich bin durch meine älteren Brüder auf Anime gestoßen, wobei meine erste Erinnerung die Super Sayajin Transformation auf Namek ist (Anm. d. Red: Er meint eine Szene aus dem Anime DRAGON BALL). Ich war so jung, dass ich nicht verstanden habe, was passiert ist – aber der Hype der anderen und der Szene an sich hat mich komplett mitgerissen. Ich habe diesen Moment fotografisch im Kopf, als wäre es gestern gewesen, und weiß noch genau, an welchem Platz ich saß und welche Freunde zu Besuch waren. Heute lebe ich von dieser Liebe und versuche, sie zu teilen, darüber zu lachen, zu diskutieren und auch zu streiten. Ich glaube, wenn man etwas liebt, tut man es in allen Facetten.
Welchen Stellenwert nimmt die Popkultur aus Fernost heute in deinem Leben ein?
Da ich in Japan lebe, so gut wie 100 %. Ich verehre die japanische Kultur und war schon immer ein Fan davon, Neues zu erleben. Ich genieße Kulturschocks und soziale Interaktionen vor allem dann, wenn sie Neuland sind. Ich hatte nie Berührungspunkte mit Mobbing wie andere Weebs und konnte in Deutschland immer gut der Anime-Nerd sein und bin jetzt in Japan der Ausländer, und auch diese Rolle steht mir sehr gut.
Hast du einen Mangaka, den du besonders bewunderst und der dich in deiner Passion besonders geprägt hat?
Es gibt natürlich viele, aber Kentaro Miura ragt besonders heraus. Er gab mir mit der Eclipse eine geschichtliche Erfahrung, die mich so echt und spürbar berührt hat, dass ich sie seither als Maßstab für Storytelling sehe und auch irgendwie nach diesem Gefühl suche. Ruhe in Frieden, Kentaro Miura
Du hast viele Videos über verschiedenste Anime und Mangas gestaltet. Was hat dich dazu inspiriert und welche Bedeutung haben Manga/Animes wie NARUTO, HUNTER X HUNTER oder ONE PIECE für dich?
Sie alle bedeuten mir eine Menge und erinnern mich an besondere Lebensabschnitte. Da man Anime über mehrere Jahre konsumiert, entsteht eine parasoziale Beziehung, bei der man sich selbst in dem Gezeigten wiederfindet. Bei NARUTO denke ich an meine Fußballjugend, bei HUNTER X HUNTER an gewisse Straßenschlägereien, und ONE PIECE ist das Abenteuer, das ich mit meinem Abenteuer, das sich Leben schimpft, am besten vergleichen kann. Ich möchte erleben und entdecken, wie Luffy, seit ich ihn kenne, und das tue ich.
Dein Augenmerk liegt auf einer Vielzahl an Genres - Shonen, Shojo, Isekai … Die Grenzen sind ohnehin oft fliesend. Gibt es ein Genre, das du besonders magst, und wenn ja, warum?
Ich lese und schaue wirklich flächendeckend und am liebsten auch kontrastreich, aber wenn ich ein Genre als meinen Favoriten auswählen müsste, wären es Murder Mysterie oder Drama und am besten die Kombi aus beidem. Punpun, Billy Bat oder Real treffen diesen Genremix relativ genau.
Wie wählst du die Themen deiner Videos aus und was empfindest du bei der Wahl besonders schwierig bzw. besonders einfach?
Ich probiere extrem viel aus, was auch oft mit Scheitern einhergeht. Ich glaube jedoch, so lernt man am schnellsten, und dass Scheitern per se etwas Schlechtes sei, bezweifle ich sowieso. Am schwierigsten sind immer die persönlichen Dinge, die man unbedingt perfekt herüberbringen will. Im Internet will jede Aktion, Power und Geschwindigkeit, und mich frustriert es, dass meine Lieblingswerke absolut nicht auf diese Oberfläche passen.
Was mir einfach fällt, ist zu verstehen, was Menschen sehen wollen, jedoch weigere ich mich manchmal, ihnen genau das zu bieten, aufgrund meines Egos. Es ist ein ewiger Teufelskreis …
Wie lange braucht es von einer Idee des Videos bis hin zum fertigen Video? Worauf legst du besonders Wert bei der Gestaltung deiner Videos?
Es kommt ganz darauf an. Im Grunde versuche ich die Sache nur zu verkopfen, wenn es nötig ist, da ich ein Fan von herausplatzenden Emotionen bin. Sie sind echt und es ist okay, seine Meinung im Nachhinein zu ändern. Das Fühlen bei Anime und Manga ist das A und O. Die längsten Prozesse sind leider immer die unkreativen. Cutten, Copyrights umgehen usw …
Gibt es einen Manga/ Anime, mit dem du dich gerne tiefer befassen würdest, oder einen Manga/ Anime, über den du gar nichts mehr gestalten möchtest?
Ich würde liebend gerne Videos über die MONOGATARI-Serie oder Werke wie FLCL machen, jedoch ist die bittere Wahrheit, keiner würde sich dafür interessieren. Vielleicht werde ich den komplexen Themen einfach auch nicht gerecht …
Ich muss oft von spaßigen Themen ablassen wie Eisberg Videos usw. weil diese regelmäßig „Age Restricted“ werden und das alles zerstört. Ich bin ein großer Feind von Zensur und das Blockieren von Meinungsfreiheit.
Du hast die Anfänge des neuen Manga/ Anime-Booms in Deutschland hautnah miterlebt. Wie hast du das erlebt und was war in dieser Zeit für dich prägend, um so lange im Hobby zu bleiben?
Ich hab die Zeit extrem genossen. Ich hatte das Gefühl, die Welt, in der ich gefühlt alleine war, öffnete sich und jeder möchte was darüber wissen. Vor dem neuen Boom fühlte ich mich, als hätte ich eine Schatztruhe, deren Wert keiner kennt, und nach dem Boom fühlte ich mich, als wäre sie leer geplündert, aber jeder hat ein kleines bisschen davon bekommen.
Beide Phasen haben etwas Wertvolles, was die jeweils andere nicht hat. Ich vermisse die Mystik sehr.
Heute gibt es weltweit viele Menschen, die von Manga/ Anime ihren Lebensunterhalt bestreiten – wie stehst du als Content-Creator dazu?
Ich führe oft Diskussionen darüber, wie schlimm es um die Jugend steht und was Social Media usw. mit ihnen macht. Ich halte 99 % solcher Takes für Quatsch.
Es ist verdammt schön, sein Hobby zum Beruf zu machen, und heutzutage geht das leichter als je zuvor. Klar, nicht jeder ist dazu gemacht, aber meine Meinung ist immer: „Tu es!“ „Tu es!“ „Tu es!“
Ich bin auch sehr froh, dass ich nicht allzu jung war, da selbst die selbstbewussteste Gestalt unter der Sonne nicht unberührt bleibt von der Unendlichkeit an Parametern, die da mitschwingen. Ich kenne wenige in der Branche, die damit so gut umgehen können wie ich, und auch meine Laune wird davon beeinflusst. Ich möchte noch mehr verdienen, den Leuten etwas Großes bieten und das, was ich liebe, zelebrieren.
Heute ist die Szene sehr gewachsen – es gibt viele positive Aspekte, aber auch negative. Social Media füllt sich mit Serien-Shaming und anderen unschönen Dingen. Wie erlebst du das und würdest du sagen, es hat sich im Gegensatz zu den Anfängen sehr verändert?
Ich würde sagen, alles wird immer oberflächlicher, was mir gar nicht gefällt. Ich passe mich darauf an, weil es mein Job ist, aber ich verabscheue unpassioniertes Hype-hinterher Gerenne zutiefst. Allerdings möchte ich nicht, dass die Welt sich meinen Wünschen beugt. Wenn ich soziale Trends nicht mag, entgehe ich ihnen. Anime und Manga lassen sich wunderbar im kleinen Kreis genießen.
Was sollte – abgesehen von dem Hass – für dich im Hobby des Mangas und Anime ändern?
Ich vermisse die alte Diversität. Anderssein ist etwas Schönes.
Was würdest du unseren Lesern mitgeben, die neu im Hobby einsteigen?
Versucht zu fühlen. Tätigt Cover-Käufe. Lauft Wege, die nicht vorgetrampelt sind. Entdeckt und sucht nach den Geheimnissen. Es gibt wenige Medien, die mehr Vielfalt und kreative Ergüsse bieten. Wie so sollte man sich da auf Generisches beschränken?
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte LILI SCHMIRGAL