JUBILÄUM IN DER WAHNSINNSVILLA

Vor 50 Jahren erschien mit „Die Nacht des Hexers“ der erste Heftroman um den Geisterjäger John Sinclair. Anlässlich dieses Jubiläums hat man dem Autor und Erfinder Jason Dark ein aufwändiges Projekt mit dem Titel VILLA WAHNSINN spendiert, das nun in Buchform und als Hörspiel vorliegt.

Zuallererst ist der Respekt. Der Respekt vor annähernd 3.000 (Heft-) Romanen, mehreren hundert Hörspielen, unzähligen Abenteuern, die den Kreuzträger gegen beinahe jede dämonische Entität quer durch die Welt- und Zeitgeschichte haben kämpfen und siegen lassen. Danke auch für die Gelegenheit, wenigstens zeitweise einem Nerdtum angehören zu dürfen, das sich auch im Erwachsenenalter ernsthaft damit beschäftigt, ob es nun „Ghouls“ oder „Ghule“ heißen muss, ob Sinclair die unzähligen aufgerissenen Hemden eigentlich von der Steuer absetzen kann und warum die legendären Hörspiele des Tonstudio Braun für manche Fans doch immer nur Ramsch waren.

VILLA WAHNSINN beginnt nun mit Sinclairs Freundin, der Journalistin und ehemaligen Hexe Jane Collins, die durch einen Anruf einer Freundin zur Villa des Bestsellerautors Elmore Kendrick geführt wird. Eigentlich, um dem alten Mann und seinem Enkel eine traurige Nachricht zu überbringen. Bald wird der Besuch aber zu einem Horrortrip ins Reich der Geister und Dämonen, auf den sich auch der Oberinspektor samt Freund und Kollege Suko begeben müssen.

Der Hörspielversion ist, was Qualität und Sprecherleistungen angeht, nichts vorzuwerfen. Katy Karrenbauer hat sich mittlerweile die Rolle der Jane Collins auf überzeugende Weise zu eigen gemacht. Höchsten Respekt auch an den kleinen Piet Rose, der als Elmore Kendricks Enkel David die Besucher durch die verschiedenen Räume und Welten der Wahnsinnsvilla führt und eine entscheidende Rolle für den Fortgang der Geschichte spielt. Und dann ist da noch Wolf-Dietrich Sprenger, der in seiner Rolle als Bestsellerautor ganz eindeutig an den Sinclair-Schöpfer Jason Dark erinnern soll. Darauf weisen nicht nur einige signifikante Datumsangaben hin, sondern auch ein längeres Gespräch, das Kendrick mit seinem „Geschöpf“ über die Herausforderungen des Schriftstellerlebens führt – und über einen faustischen Pakt, den er mit einem Dämon schließen musste, um seine erdachten teuflischen Figuren in Schach zu halten.

VILLA WAHNSINN verlässt bis auf die wenigen erwähnten Meta-Schlenker leider nie gewohnte Pfade, beschert dem Hörer aber immerhin eine gerade zum Ende hin rasante und dramatische Geisterbahnfahrt, die das Team um Dennis Ehrhardt gewohnt effektvoll inszeniert hat. Alles in allem also eine Geschichte, die so auch schon 1973 hätte erscheinen können. Für Fans und Sammler natürlich wunderbar, zumal das Ganze als aufwändig gestaltete CD-Version und als Doppel-LP mit mit vier exklusiven Covermotiven von Timo Wuerz und zahlreichen Zusatzmaterialien auf den Markt kommt. Abschließend deshalb noch einmal die besten Glückwünsche zum Jubiläum an den Autor Jason Dark, und alles Gute für alle weiteren Buch- und Hörspielprojekte, die in den nächsten 50 Jahren gern öfter etwas wagemutiger und experimentierfreudiger ausfallen dürfen.

MARKUS STENGELIN