Zwischen Pflegealltag und Kabarett:

Ein Kabarettist, ein Bauernhof in Niederbayern und die harte Realität der Pflege: Martin Frank macht daraus ein Hörbuch, das Tragik und Humor erstaunlich leicht verbindet.

Die alternde Gesellschaft ist längst kein abstraktes Polit-Thema mehr, sondern eine Erfahrung, die fast jede Familie betrifft – und nun auch Einzug in die Literatur hält. Martin Frank, Kabarettist und Träger des Bayerischen Kabarettpreises, widmet sich in seinem Buch OMA, ICH FAHR SCHON MAL DEN ROLLSTUHL VOR! dieser Realität. Grundlage ist seine eigene Geschichte: Mit 19 übernahm er die Pflege seiner Großmutter nach einem Schlaganfall – vier Jahre lang, bis zu ihrem Tod.

Das rund sechsstündige Hörbuch, von Frank selbst gelesen, verbindet Tragik und Humor auf unprätentiöse Weise. Zwar klingt der Titel nach seichter Comedy, doch die Schilderungen der Pflege sind oft bitterernst – und werden noch komplexer durch die demenzkranke Großtante im selben Haushalt. Gerade darin liegt aber die Stärke: Frank schafft es, die Mühen, Absurditäten und kleinen Lichtblicke dieser Lebensphase mit trockenem Witz und bayerischem Charme zu erzählen.

Nebenbei erfährt man einiges über das bäuerliche Leben im Niederbayern des 20. Jahrhunderts. Allerdings neigt Frank zu kleinen Umwegen in die eigene Biografie – etwa zu Anekdoten über vergessene Zahnbürsten und Hotelrezeptionen. Wer dem Hörbuch folgen will, sollte außerdem ein Ohr für (nieder-)bayerischen Dialekt mitbringen.

Ein authentisches, stellenweise raues, aber auch herzliches Zeitdokument – mehr Familienchronik als Kabarettnummer.

FRANK KALTOFEN