THE SINKING CITY
Wie schon das Cover verrät, führt THE SINKING CITY den Spieler in eine düstere Welt mit viel zu vielen Tentakeln. Der abgehalfterte und psychisch nicht unbedingt gefestigte Privatdetektiv Charles W. Reed wird seit geraumer Zeit von Visionen geplagt. Er hofft, in der mysteriösen und komplett vom Wasser umgebenen Stadt Oakmond Antworten zu finden. Dabei muss er schnell lernen, dass die Stadt selber ein einziger Albtraum zu sein scheint. Und dieser ist tatsächlich das erste wirkliche Open-World-Setting des Entwicklers Frogwares, der in der Vergangenheit z.B. für die „Sherlock Holmes“-Spiele verantwortlich war. Da merkt man natürlich schon einen Unterschied zu renommierten Open-World-Teams; bestimmt auch Budget-bedingt.
Spielmechanisches Alleinstellungsmaerkmal von THE SINKING CITY: Der Spieler wird kaum an die Hand genommen. Dem Grundgedanken das Detektivseins entsprechend, müssen Tatorte selbst gefunden, Schlussfolgerungen selber gezogen und Entscheidungen eigenständig getroffen werden. Jeder Dialog, jede Untersuchung muss aufmerksam geführt werden, denn Hinweise sind zumeist extrem spärlich gesät. Das Was-soll-ich-als-Nächstes-tun wird nicht vorgegeben, sondern zur spannenden Herausforderung. THE SINKING CITY hat klassisches Third-Person-Gameplay. Frogwares hat die besten Ermittlungselemente vergangener Titel mitgenommen, wie die Geistervision oder die Rekonstruktion eines Tathergangs. Die Mechaniken von Nah- und Fernkampf sind dagegen noch recht hakelig und leiden unter der störrisch-undynamischen Kameraführung. Oft machen die hektischen Actionsequenzen die ansonsten dichte Atmosphäre zunichte.
Die in den 1920er Jahren angesiedelte alternative Realität steckt in bester „Cthulhu“-Manier voller dunkler Geheimnisse und Merkwürdigkeiten. Aufgehobene Physik, amphibische Wesen und der im Laufe des Spiels immer öfter aufflackernde Wahnsinn sind eine ehrfürchtige Reminiszenz an H.P. Lovecraft. Dazu gibt es knackige Sound- und Schockeffekte und fiese situationsbezogene Musiken.
Fazit: Frogwares hängt in Sachen Mechaniken noch ein ganzes Stück hinter der Konkurrenz, zeichnet sich aber durch die eigenständige Spielführung aus. Die Schwierigkeiten für Untersuchung und Kampf lassen sich unabhängig voneinander einstellen, sodass die weniger gelungenen Zankereien schnell abgearbeitet werden können. Mit 30 versprochenen Spielstunden ist „The Sinking City“ für einen Open-World-Titel noch recht kurz, die optionale Necronomicon-Edition kann da mit einem zusätzlichen Story-DLC zumindest etwas abhelfen.
VOLKERT REISS
Titel: THE SINKING CITY
Publisher: Big Ben Interactive
Plattformen: PS4, Xbox One, PC
USK: ab 16