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Cannon-Klassiker auf Bluray: PLATOON LEADER

Cannon Films stand in den 80er Jahren für ebenso dumpfe wie kurzweilige Krawumm-Streifen, die einigen Schauspielern zu einer Hollywood-Karriere verhalfen. Einer von ihnen war Michael Dudikoff: „American Fighter“ spielte 1986 das Zehnfache seiner Produktionskosten wieder ein – und so trat er in den folgenden Jahren nicht nur in drei Fortsetzungen, sondern auch weiteren B-Actionfilmen auf. Diesen Karriereschub verdankte er tatsächlich Chuck Norris. Da der eitle „Missing in Action“-Star für die Ninja-Szenen angeblich sein Gesicht nicht bedecken wollte, wurde das bis dahin in Sachen Kampfsport gänzlich unerfahrene Model für die Rolle des Joe Armstrong gecastet. Der Rest ist B-Movie-Geschichte. 

PLATOON LEADER, der hier im Verleih von NSM Records erstmals als Single-Bluray auf Deutsch vorliegt, ist eine Kuriosität. Entgegen der meisten anderen Cannon-Filme wurde der ambitionierte Kriegs-Actioner nicht von Menahem Golan und Yoram Globus produziert und es ist der einzige Film im Oeuvre von Aaron Norris, bei dem sein Bruder Chuck nicht mitwirkte. So spielt also Michael Dudikoff Lieutenant Jeff Knight, der direkt von der Militärschule in den Vietnamkrieg fliegt. Er soll eine Kompanie befehligen, die das einzige nicht-kommunistische Dorf der Gegend schützen soll. Nach anfänglicher Ablehnung findet der strenge Offizier nach einer eigenen Verwundung und einigen gewonnenen Gefechten die Akzeptanz der Truppe rund um Sergeant Mc Namara (Robert F. Lyons). Doch wie heißt es so schön in der deutschen Unterzeile: „Der Krieg kennt keine Helden“…

© 2024 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved. © 2024 NSM Records. All Rights Reserved.

Regisseur Aaron Norris ist nicht gerade für subtile und einfühlsame Kost bekannt – trotzdem bemüht er sich darum, PLATOON LEADER trotz etwas dick aufgetragenen Trauer-Trompeten-Score ein paar Denkanstöße zu verpassen. Wenn McNamara und Knight im letzten Filmdrittel mal in einer ruhigen Minute über den Sinn des Kriegsdiensts diskutieren („Er besteht darin, die Menschen dazu zu bringen, ihre Meinung zu ändern“), dann ist das durchaus mehr Tiefgang, als man von Chuckys Krawallbruder zugetraut hätte, der mit vielen blutigen, aber recht simpel choreografierten Shoot-Outs (zuweilen in Zeitlupe) und zahlreichen übertriebenen Explosionen die Wälder Südafrikas regelrecht rodete. Ungleich plumper geht er mit dem Problem des Drogenkonsums von Soldat Bacera um: Hier sollte man lieber nicht hinterfragen, wie er an den ganzen Stoff gelangt ist, um sich den goldenen Schuss zu setzen. 

Das HD-Master von PLATOON LEADER überzeugt durch eine gestochen scharfe Bildqualität. Zugleich wurde aber auch die Farbsättigung dermaßen hochgedreht, dass nicht nur der Dschungel viel grüner und saftiger, sondern Gesichter oft grau, dunkelbraun oder puterrot erscheinen, wenn sie bei in flächigem Schwarz versinkenden Nachtszenen überhaupt zu sehen sind. Extras sind abseits von zwei Trailern nicht auf der Scheibe zu finden. Unterm Strich bleibt eine kultige und brachiale B-Action-Granate, die – und das ist das Überraschende – auf Pathos gänzlich verzichtet.

LUTZ GRANERT

Titel: PLATOON LEADER (uncut)
Label: NSM Records
Land/Jahr: USA 1988
FSK & Laufzeit: ab 16, ca. 96 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht