Dean Koontz’ preisgekrönter Horror-Roman „Watchers“ (in Deutschland: „Brandzeichen“) erschien im Jahr 1987. Ein Jahr später erfolgte unter dem Originaltitel und mit dem damaligen Teeniestar Corey Haim („The Lost Boys“) schon die Adaption fürs Kino. Kein Wunder, denn die Story um ein ethisch fragwürdiges wissenschaftliches Experiment, bei dem mittels Genmanipulation hochentwickelte tierische Tötungsmaschinen gezüchtet werden, ist perfekter Genrestoff – sollte man zumindest meinen. Der Film sprang mit der literarischen Vorlage jedoch sehr frei um, die Kritiken waren eher durchwachsen – doch besonders die Umsätze auf dem Videomarkt machten ihn zum Erfolg.
Die 18-Jährige Trish (Michele Michaels) hat sturmfrei, also veranstaltet sie mit ihren Freundinnen am Abend eine Pyjama-Party. Während Diane, Jackie und Kim der Einladung für einen lustigen Mädelsabend mit Alkohol und ein paar Joints nachkommen, sagt die neu nach Los Angeles gezogene Valery ab: Trish lästert nämlich über sie. Doch nicht nur wegen zwei notgeilen Mitschülern, die dem Mädchenquartett nachsteigen, gerät die Party turbulenter als gedacht. Der psychopathische Serienkiller Russ Thorn (Michael Villella) ist aus dem Gefängnis entkommen und trachtet mit seinem riesigen Bohrer den leicht bekleideten Teenagerinnen nach dem Leben…
SLUMBER PARTY MASSACRE wurde im Jahr 1982, also in der Hochphase der Teenie-Slasher-Welle veröffentlicht. In Sachen Spannungsaufbau kann er den hierzulande wesentlich bekannteren Genre-Vertretern „Freitag, der 13.“ (1980) und „A Nightmare on Elm Street“ (1984) nicht das Wasser reichen: dafür herrscht bei den zahlreichen Pseudo-Schockeffekten im Mittelteil einfach eine zu lange Durststrecke zwischen den mit deftigen Gewaltspitzen angereicherten Kills. Womit der lange Zeit in Deutschland wegen Gewaltverherrlichung beschlagnahmte, für eine bierselige Runde bestens geeignete Streifen von Regisseurin Amy Holden Jones hingegen punktet, ist – trotz vom Produzenten Roger Corman eingeforderten Nacktszenen – sein feministischer Ansatz. Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Rita Maw Brown, einer Aktivistin der lesbischen Frauenbewegung – und so ist es nicht verwunderlich, dass der absurd lange Bohrer ein phallisches Symbol darstellt, während die Jungfrauen natürlich nachvollziehbare Angst davor haben, von diesem penetriert zu werden. In dieser metaphorischen Lesart entpuppt sich das Finale als schmerzhafte Kastration.
Die vorliegende Limited Collector’s Edition von Lucky 7 präsentiert den Film ungeschnitten in einer Scanavobox mit einer Blu-Ray und DVD des Films, welche dieselben Boni aufweist wie eine wesentlich strenger limtierte Veröffentlichung von Shamrock Media (2022). Interessant ist die als Extra auch hier enthaltene 23-minütige Dokumentation „Sleepless Nights“, bei der 28 Jahre später die Beteiligten zu Wort kommen, jedoch allemal. Die aufstrebende Cutterin Amy Holden Jones steht zu ihrem Regiedebüt – womit sie sich gegen ein Mitwirken an Steven Spielbergs Meisterwerk „E.T. - Der Außerirdische“ (1982) entschied. Killer-Darsteller Michael Villella ist ohne wahnsinnigen Blick kaum wiederzuerkennen – und gibt zu, dass er sich bei seiner Method-Acting-Methode während des Drehs vom übrigen Cast separierte und seine Fortbewegung im Film einem Pfau nachempfand. Als physische Boni sind zudem – wie üblich in der Edition – ein Bierfilz mit dem Coverartwork und ein A4-Filmposter enthalten.
LUTZ GRANERT
Titel: SLUMBER PARTY MASSACRE (2-Disc Limited Collector's Edition) Label: Lucky 7 Art Collection (Venal Virulent Video) Land/Jahr: USA 1982 FSK & Laufzeit: ungeprüft, ca. 76 Min. (BluRay) / ca. 72 Min. (DVD) Verkaufsstart: veröffentlicht