Französisches Affentheater in Manhattan

Die Idee ist eigentlich charmant – doch leider vergeigt die französische Comicreihe DIE KONG CREW erstaunlich viel.

Was wäre, wenn King Kong nicht besiegt worden wäre, sondern Manhattan erobert und es sich dort gemütlich eingerichtet hätte? Das Gedankenspiel klingt spannend – doch leider vergeigt die französische Comicreihe erstaunlich viel. Im Kern bekommt man einen prähistorischen Großstadtdschungel, einen mäßig coolen Flyboy und seinen Dackel. Ja, richtig gelesen: Der Kerl ist so cool, dass er nur einen Fiffi hat. Und seine Kollegen vom Fliegerhorst haben nichts Besseres zu tun, als sich ständig darüber lustig zu machen, dass Virgil keine Freundin hat.

Das wirkt derart rückständig-retro, dass man meinen könnte, der Comic sei tatsächlich in den 50ern entstanden. Dabei stammt die Reihe aus den Jahren 2019 bis 2021 und entspringt der Feder von Eric Herenguel. Panini veröffentlichte 2022 zwei Alben mit jeweils zwei Kapiteln. Man wundert sich kurz: Drei Kapitel fehlen noch – bis heute nicht auf Deutsch erschienen. Aber wundern sollte man sich eigentlich nicht. Die opulenten, bonbonfarbenen und sehr detailverliebten Zeichnungen beeindrucken zwar auf den ersten Blick, doch die Story bleibt flach, spannungsarm und streckenweise ideenlos. Gewollter Hochglanz-Trash ohne Charme und ohne Tiefgang. Und das Schlimmste: Der titelgebende Riesenaffe fehlt vollständig. Im ersten Buch mit 55 Seiten (DIE KONG CREW – DSCHUNGEL VON MANHATTAN) taucht King Kong überhaupt nicht auf – dafür ein paar Dinos, Mammuts und eben der Dackel. Macht einen das sauer? Nö. Bestenfalls enttäuscht es.

Ein kurzer Story-Abriss fehlt noch: Wir schreiben das Jahr 1947. Manhattan ist Sperrgebiet. Der (abwesende?) König Kong herrscht seit 14 Jahren, während prähistorische Flora und Fauna die Insel zurückerobern. Ein Journalist und ein Forscher haben sich eingeschmuggelt – der Wissensdurst trieb sie mitten ins Gefahrengebiet. Auch die Neugier spült die Militärpiloten um Virgil bei einem Routineflug zu weit ins Sperrgebiet. Es kommt, wie es kommen muss: Ein Flugsaurier zwingt Virgil zum Absturz. Nun gilt es, zu überleben. Ein paar Amazonen, Raubsaurier und später der treudoofe Dackel als blinder Passagier tauchen ebenfalls auf … nun ja, wem’s gefällt.

Neben den Einzelalben veröffentlichte Panini auch die DIE KONG CREW – ARTIST’S EDITION, die die ersten drei Kapitel sowie zahlreiche Extras – darunter Interviews und Skizzen – enthält. Für dieses Schmuckstück müssen Fans allerdings tief in die Tasche greifen: 149 Euro stehen auf dem Preisschild. Ob einem das die Serie wert ist, muss jeder selbst entscheiden.

MARCUS CISLAK