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Kleine Anfänge, große Wirkung!

CAPTAIN FUTURE ist wieder da und hat nichts von seinem Glanz verloren. In altem Gewand, aber mit modernen Inhalten, bringen der Autor Sylvain Runberg und Illustrator Alexis Tallone Curtis den Captain in Buchform zurück.

CAPTAIN FUTURE ist keine japanische Erfindung, sondern entspringt dem Geist von Edmond Hamilton, der in den 1940er Jahren wirkte. Der 1904 in Youngstown, Ohio geborene Autor von Science-Fiction-Literatur ist seit 1926 als freier Schriftsteller tätig. Im Jahr 1939 kontaktiert Leo Margulies, Herausgeber eines großen Magazins, ihn. Hamilton soll für eine Magazinreihe einen festen Charakter erschaffen, dessen Geschichte sich stets fortsetzt und entwickelt – so kommt CAPTAIN FUTURE zur Welt. Gemeinsam mit E. E. Smith („Skylark“) gilt Hamilton als Begründer der Space Opera. Zu diesem Genre gehören unter anderem „Star Trek“ und „Flash Gordon“ und einige andere.

Der Schöpfer von CAPTAIN FUTURE schreibt eine Reihe von Geschichten über die bis heute beliebte Figur, die in den 1940er Jahren in Pulp-Magazinen veröffentlicht wird. Die Hauptfigur, Curtis Newton, wird als genialer Wissenschaftler dargestellt, der als Erwachsener den Namen Captain Future annimmt, um Verbrechen im Sonnensystem und darüber hinaus zu bekämpfen.

Ein Neustart als Comic

Insgesamt besteht die CAPTAIN FUTURE-Reihe aus 24 Büchern, von denen 22 von Hamilton selbst und zwei von anderen Autoren verfasst wurden. Das japanische Studio Tōei Animation K.K. („One Piece“, „Dragon Ball“) hat aus der amerikanischen Vorlage einen 53-teiligen Anime gemacht, der sogar ab dem 27. September 1980 im deutschen Sender ZDF ausgestrahlt wurde. Nun erscheint ein Comic, ganz im Stil dieses Anime. Unter dem Titel CAPTAIN FUTURE – EWIGE HERRSCHER betreten Hamiltons Helden erneut die große Bühne.

Die Hauptfiguren Captain Future, der Android Otto (im Original Otho), der Robtor Grag und Professor Simon stehen zusammen mit Spezialagentin Joan Landor in einem Wettlauf gegen die Zeit. Fans dürfen sich freuen: Viele Figuren der Original-Novel finden sich auch im Comic.

Im Mittelpunkt der Handlung steht eine grausame Epidemie, die den Planeten Megara heimsucht: Eine spontane Mutation verwandelt normale Menschen in rasende Bestien ohne Sinn und Verstand.  Autor Sylvain Runberg nimmt in seinem Werk Bezug auf die Corona-Krise. Diese hat die gesellschaftlichen Strukturen, sozialen Gefüge und wirtschaftlichen Netze nachhaltig verändert. Dabei greift er auf eine extreme Darstellung zurück.

Die Aufgabe der Crew um Captain Future ist es jetzt, ein Heilmittel für diese seltsame Krise zu finden. Kämpfe, in denen selbst der gestandene Captain mit neuer Technik konfrontiert wird, erschweren den Weg der Crew. Der Oberbösewicht „Ewiger Herrscher“ verfügt über erstaunliche Raffinessen, die eigentlich gar nicht existieren dürften. Dazu gehört etwa die Fähigkeit, seinen Körper technisch so zu manipulieren, dass keine Kugel ihn treffen kann.

Der „Ewige Herrscher“ ist ein indirektes Sinnbild für all die reichen und stärkeren, lautesten Menschen, die aktuell weltweit versuchen, Einfluss auf die Politik zu nehmen, um sie nach ihrem Bild zu formen und ihr Weltbild als das einzig Richtige zu sehen. Ohne Rücksicht und Empathie auf die Gefühle der normalen Bürger. Damit der Captain seiner Mission gerecht wird, muss er nicht nur eine Epidemie beenden, sondern auch einen Herrscher daran hindern, eine ganze Welt zu vernichten.

Perfekte Umsetzung

Wenn das neue Duo um den alten Future eines richtig macht, dann ist es die Tatsache, dass sie den Cap in die Neuzeit holen.

Der anhaltende Sexismus gegenüber Agentin Joan Landor ist nun Geschichte. Die hübsche, blonde junge Frau durfte in den alten Werken zwar eigenständig handeln, Rätseln nachgehen und sich in gefährliche Situationen begeben. Immer wieder landet sie jedoch in unmöglichen Gefangenschaften, aus denen sie vom Captain gerettet werden muss. Das führt zu überschwänglicher Bewunderung und Schmalz. Die Neuerzählung verzichtet darauf und stellt die pfiffige Agentin als fähige, intelligente Kämpferin dar, die sich selbst aus Gefahren befreien kann und mit ihrer besonnenen Art eher dem Captain aus der Patsche hilft.

Ein anderer Pluspunkt ist der Verzicht auf übertriebene Heldendarstellungen, was das Lesen angenehmer macht. Die verschiedenen Akteure werden mit Schwächen, Ängsten und Zweifeln dargestellt. Nicht zuletzt muss sich der Captain am Ende seinen eigenen Dämonen stellen. All das macht die Figuren nahbarer als in den Geschichten Hamiltons, in denen CAPTAIN FUTURE allzu oft als unantastbar dargestellt wurde.

Die wunderschönen, an den Anime angelehnten Zeichnungen sind das Sahnehäubchen. Aufwendige Raumschiffe, sagenhaft schöne Weltraum-Szenerien und Landschaften, die Leser in die neue Welt des Captains eintauchen lassen, sind die Hauptattraktionen dieses Stoffs.

Satte, klare Farben und Linien dominieren – wie schon im Anime – die Zeichnungen. Gut strukturierte Panels erschaffen ein absolutes Lesevergnügen und treiben die Handlung spannend und ohne Langeweile voran. Ein kleiner Tipp für Anime-Nerds: Ein wenig „Yu-Gi-Oh“ hat sich in dem Buch auch versteckt.

CAPTAIN FUTURE – EWIGE HERRSCHER ist ein absolut würdiger Neustart für die Reihe und holt die Space Opera in die Moderne, ohne dem Original untreu zu werden.

LILI SCHMIRGAL

Titel: CAPTAIN FUTURE – EWIGE HERRSCHER  
Autor: Sylvain Runberg
Illustrator: Alexis Tallone
Verlag. Carlsen
Seiten: 208
Bände: 2+
Datum Ersterscheinung: 16.06.2025