Zum Hauptinhalt springen

Wer ist der Killer? Oder: Freaks sind auch nur Menschen

Mord im Paradies der Nerds: In MORD IN GEEKTOWN lebt jeder als Popkultur-Ikone – bis ein Killer das Spiel neu startet. Peter Osteried liefert einen klischeeverliebten, charmant überdrehten Krimi zwischen Fanservice und Leichenschau. Wer findet mehr Easter Eggs – Ihr oder der Kommissar?

Sommer. Sonne. Doppelmord. Um im Bild zu bleiben: Autor, Journalist und „Moviestar”-Chefredakteur Peter Osteried badet in seinem Krimi MORD IN GEEKTOWN (schon das Genre ist des deutschen Lesers Liebling) in allen möglichen und unmöglichen Klischees, um dem Film- und Popkulturfan zu gefallen. Das ist schmeichelnd – und bisweilen überladen nervig. Fraglos ist die Lektüre kurzweilig, aber fühlt man sich großartig, alle 4.576 Hinweise identifizieren zu können – oder nur 23 entdeckt zu haben? Das ist vielleicht der größte Kritikpunkt der ansonsten sehr klassischen Erzählung von Mord und Totschlag.

Aber nicht falsch verstehen: Der Krimi ist witzig, gut goutierbar am Strand (oder unter der warmen Bettdecke) und locker geschrieben.

Also, worum geht’s? Um den wahr gewordenen feuchten Traum eines jeden Fans: Geektown. Von einem exzentrischen Milliardär erschaffen, darf hier mehr oder weniger jeder in die literarische Figur schlüpfen, die er mag: Norman Bates, Spock oder Jar Jar Binks. Nichts ist unmöglich – und theoretisch ist alles friedlich. Bis Teile von zwei Leichen gefunden werden.

Autor Peter Osteried

Ganz klar: Die Geek-Idylle kann nur von einem irren Killer von außen zerstört worden sein. Oder? Zur Aufklärung wird Kommissar Sören Torwen geschickt, ihm zur Seite steht der Sicherheitschef der Stadt, Daniel Winter. Im Laufe der Handlung findet das ungleiche Paar so manches haarsträubende Detail in diesem dann doch allzu menschlichen Geektown wieder.

MORD IN GEEKTOWN ist eine clevere Spielerei mit Klischees und popkulturellen Referenzen – manchmal zu viel des Guten, oft amüsant, nie langweilig. Wer sich gern durch ein Labyrinth aus Filmzitaten, Nerdwissen und klassischen Krimi-Versatzstücken liest, wird bestens unterhalten. Für alle anderen gilt: Wer den Witz versteht, hat mehr vom Buch.

MARCUS CISLAK

Originaltitel: MORD IN GEEKTOWN
Autor: Peter Osteried
Verlag: In Farbe und Bunt Verlag
Seiten: 322
Erscheinungsdatum: veröffentlicht