FRITZ LANG - DIE COMIC-BIOGRAFIE
Das Kino-Auge: Ein französisches Kreativ-Duo legt die Lebensgeschichte einer Kino-Legende vor: FRITZ LANG - DIE COMIC-BIOGRAFIE.
Joseph Beuys, Charlie Chaplin, George Orwell, Sophie Scholl: Comic-Biografien liegen im Trend. Die „neunte Kunst“ bietet abseits verdichteter Informationen in Textform die Chance, durch auffällige Kolorierungen und Zeichenstile Bewusstseinszustände oder Gefühle von Prominenten auszudrücken – etwa im farbenfrohen „Starman“ um die Karriere von David Bowie. FRITZ LANG – DIE COMIC-BIOGRAFIE kommt dagegen optisch reichlich öde daher. Unterkühltes Blau-Braun-Grau dominiert die großformatigen Seiten – und Arnaud Delalande („Der Fall Alan Turing“) und Éric Liberge lassen selbst banale Überlegungen des berühmten Monokel-Trägers in Gedankenblasen aufsteigen („Die Malerei! Die Malerei! Werde ich es jemals schaffen? Wie ich Wien vermisse...“, Seite 9).
Die Graphic Novel setzt im September 1920 ein, als Langs erste Ehefrau Lisa Rosenthal starb – wie genau, ist bis heute ungeklärt. Dann wird es – Zeitsprung um ein paar Jahre zurück – inhaltlich gerade für Cinephile interessant: Langs Liebe fürs Kino löst die Faszination für die Malerei ab, er steigt zunächst als Drehbuchautor für Joe May („Das indische Grabmal“) auf, beginnt später unter dem Einfluss des Expressionismus eigene Filme zu drehen. Flugs schleicht sich mit dem Golem in einer Assoziation eine noch dämonischere Gestalt in die Panels: Langs Aufstieg im deutschen Filmbetrieb wird verquickt mit dem Adolf Hitlers – welche Lang wiederum zu einem „Schreckgespenst“ namens Dr. Mabuse inspiriert. Immer wieder werden die beiden Karrieren regelrecht aufdringlich und plakativ miteinander verflochten, bis in einem Panel schließlich eine „M“-Markierung über einem Hakenkreuz prangt. Man könnte ganz filmisch auch von Parallelmontage sprechen.
FRITZ LANG – DIE COMIC-BIOGRAFIE lebt von seinen künstlerischen Freiheiten, von seiner Ausgestaltung des biografisch Unbekannten. Natürlich bietet es anschauliche Motive, wenn Lang in seinen Albträumen von Lisa Rosenthal oder Filmfiguren wie dem „müden Tod“ verfolgt wird – verbrieft ist es nicht. Gerade Cineasten werden jedoch gerade bei den beiläufig vermittelten Informationen zum Dreh von „Metropolis“ (1926) und „Die Frau im Mond“ (1929) die Graphic Novel mit Gewinn lesen.
LUTZ GRANERT
Titel: FRITZ LANG – DIE COMIC-BIOGRAFIE
Verlag: Knesebeck
Autor & Zeichnungen:Èric Liberge, Arnaud Delalande
Erscheinungsform/Seitenzahl: Hardcover, 112 Seiten
Verkaufsstart: veröffentlicht