Dämonischer Pakt in der Wolfsschlucht

In Jens Neuberts Filmadaption von Carl Maria von Webers DER FREISCHÜTZ wird ein einfacher Jäger zum Spielball dunkler Mächte. Eine Geschichte von Liebe, Ehrgeiz und Versuchung, getragen von großartiger Musik und packender Bildsprache.

Max, ein junger Jäger, verliert seine Treffsicherheit – ausgerechnet in dem Moment, in dem alles auf dem Spiel steht. Nur wenn er sich als Meisterschütze erweist, darf er seine geliebte Agathe heiraten. Doch Agathes Vater stellt eine unbarmherzige Bedingung: Nur ein fehlerfreier Schuss wird ihn überzeugen. Was als romantisches Versprechen beginnt, verwandelt sich zunehmend in ein düsteres Drama. Kaspar, Max’ Jagdgefährte, bietet Hilfe an – doch seine Ratschläge entpuppen sich als Tor zur Finsternis. Gemeinsam steigen die beiden in die Wolfsschlucht hinab, um sogenannte Freikugeln zu gießen. Kugeln, gelenkt von dunklen Mächten, die ihr Ziel nie verfehlen.

Was folgt, ist ein unheilvoller Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Aberglaube und Realität. Jens Neubert inszeniert Carl Maria von Webers Oper mit filmischer Wucht und detailverliebtem Bühnengefühl. Die düsteren Wälder, das flackernde Feuer, der drohende Himmel – all das entfaltet eine bildmächtige Atmosphäre, die dem Mythos neue Tiefe verleiht. Michael König als Max und Juliane Banse als Agathe verleihen ihren Figuren emotionale Wucht, während Michael Volle als Kaspar die dunkle Seite des Menschen mit unheimlicher Präsenz verkörpert.

Die Musik bleibt das pulsierende Herz des Werks. Webers Kompositionen, von romantischer Zartheit bis zur donnernden Bedrohlichkeit, verbinden sich mit der szenischen Wucht zu einem Opernfilm, der auch Liebhaber des klassischen Kinos fesseln kann. Für Puristen ein Fest – für Opernskeptiker jedoch bleibt der Zugang schwer, denn gesungen wird natürlich in der traditionellen Form, mit all der Theatralik, die das Genre mit sich bringt.

PETER ELWE