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Captain-Picard-Tag-Special: Ralph Sander im Interview

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Am 16. Juni feiern wir den Captain Picard Day, einen besonderen Tag zu Ehren des legendären Captain Jean-Luc Picard aus der Serie „Star Trek: The Next Generation“. Aus diesem Anlass haben wir das Vergnügen, ein exklusives Interview mit dem Star Trek Experten Ralph Sander zu führen. 

Am 16. Juni ist Captain-Picard-Tag. Wann hast du zum ersten Mal davon gehört?
Das war irgendwann relativ kurz nach der US-Erstausstrahlung von „Das Pegasus-Projekt“ im Januar 1994, als wir aus den USA eine Videokassette mit dem Mitschnitt der Episode erhalten hatten. Es ist nach wie vor eine der originellsten Anfangsszenen einer TNG-Episode, und im Original ist sie noch eine Spur besser, wenn man Jonathan Frakes hört, wie er Patrick Stewarts Tonfall imitiert.

Da du die Folge schon erwähnst. In deinem Buch „STAR TREK Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ hat sie es allerdings nicht in die Top 5 geschafft. Gehört sie für dich dennoch zu deiner Top 10?
Es war schon sehr schwer, die Top 5 auszuwählen, weil es viele sehr gute Episoden gibt. Aber es gibt noch viel mehr Episoden, die alle dicht unterhalb der Top 5 rangieren, und da gehört „Das Pegasus-Projekt“ auf jeden Fall dazu. 

🖖 Mehr zum Buch „STAR TREK Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ findet Ihr hier.

Wirst du den Tag mit einer heißen Tasse Earl Grey beginnen?
Auch wenn das jetzt sehr un-trekkig klingt, aber die Antwort ist Nein. Ich halte nicht so viel davon, fiktive Rituale in die Realität zu überführen.

Welche Rolle spielt er in der Star-Trek-Fankultur, insbesondere im Vergleich zu anderen beliebten Charakteren wie Captain Kirk oder Captain Sisko?
Das kann ich nicht beantworten, weil ich dafür zu wenig unter Star Trek-Fans bin. Aus den Fangruppen auf Facebook habe ich mich komplett zurückgezogen, weil ich meine Zeit nicht damit verbringen möchte, mir von neuen Fans erzählen zu lassen, dass Strange New Worlds die einzig wahre Trek-Serie ist und dass ich ja offenbar von Star Trek keine Ahnung habe. Ich könnte da nur spekulieren, aber das mache ich eher ungern. Was mich persönlich angeht, rangiert Picard eher hinter Kirk und Sisko.

Was macht deiner Meinung nach Picard zu einem so ikonischen Charakter im „Star Trek“-Universum?
Und die nächste Antwort, für die die Fans mich hassen werden. 😄 Wenn ich das überstrapazierte „ikonisch“ hier mal mit „markant“ übersetze, dann hebt sich Picard von Kirk vor allem dadurch ab, dass er älter und besonnener ist. Ich würde aber grundsätzlich nicht sagen, dass Picard aus der Gesamtheit der Charaktere ganz besonders hervorsticht.

🤨 Ein weiteres Interview mit Ralph Sander findet Ihr hier.

Wie hat sich Captain Picard in den Star-Trek-Filmen und in „Star Trek: Picard“ im Vergleich zu seiner Darstellung in der Fernsehserie entwickelt?
Die Filme lagen auf einer Linie mit der vorangegangenen Serie, und es steckten ja auch die TNG-Produzenten Berman und Piller dahinter. Daher gab es da keine großen Probleme, weil die beiden die Figuren kannten und wussten, wie man sie einsetzen muss. Etwas unpassend ist Picards Darstellung in „Der erste Kontakt“, wenn er im ärmellosen Oberteil in leichter Rambo-Manier gegen die Borg vorgeht. Das hätte man sicher eleganter lösen können, aber dem Film hat es nicht geschadet. Und dass zwei Filme später „Star Trek: Nemesis“ eine solche Bruchlandung hingelegt hat, hat auch nichts mit einer untypischen Darstellung der Figur Picard zu tun. Die Geschichte rückt Picard zwar zu sehr in den Vordergrund, aber das Problem hat man immer, wenn man einen der Darsteller zum Produzenten oder Drehbuchautor macht, weil der dann fast unweigerlich seinen Einfluss geltend machen und seinen Charakter in den Mittelpunkt stellen will.
Genau das sieht man sehr deutlich bei „Star Trek: Picard“. Ich habe mir die erste Picard-Season angetan und es anschließend bereut, weil mir niemand diese zehn Stunden wiedergibt, die ich da vergeudet habe. Abgesehen davon, dass die Handlung allenfalls für einen Zwei- oder maximal Dreiteiler taugt und maßlos in die Länge gezogen wurde, hatte dieser Picard kaum noch etwas mit dem TNG-Picard zu tun. 
Das Problem (zumindest bei der ersten Season, die späteren habe ich mir gar nicht mehr angesehen) bei „Star Trek: Picard“ ist, dass Patrick Stewart sie zu einem Ego-Trip als Schauspieler genutzt hat, bei dem die alten Kollegen nur Randfiguren sein durften. Brent Spiners Rolle ist zwar etwas größer, aber vom Rest ist wenig bis gar nichts zu sehen. Stewart hat vergessen, dass jede Star Trek-Serie eine Ensembleserie ist, die von den bekannten Charakteren und den Beziehungen untereinander lebt. Die Figuren, die ihm in dieser Serie an die Seite gestellt wurden, waren bis auf Seven of Nine nichtssagend und uninteressant, so wie leider auch gut achtzig Prozent der Handlung.
Wenn dann auch noch ein Produzent aus dem Dunstkreis von JarJar Abrams dazukommt, der von Star Trek keine Ahnung hat, dann ist natürlich auch niemand zur Stelle, der korrigierend eingreifen kann.

Du bist ja in erster Linie Fan der Classic-Serie. Denkst du Kirk hätte auch einen Captain-Kirk-Tag veranstaltet?
Ich bin nicht in erster Linie Fan der Classic-Serie, aber sie ist nun mal die Grundlage für alles, was danach gekommen ist. Das macht sie unweigerlich wichtiger als den „Rest“, auch wenn es nur knapp 80 Episoden sind. Ich denke, für Kirk war jeder Tag ein Captain-Kirk-Tag, zumindest aber jeder Tag, an dem wieder mal eine Weltraumschönheit in seinen Armen lag. Und von denen gab es ja bekanntlich einige. 😄

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