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Allein unter Killern

Die erfolgreiche Kriminalschriftstellerin Helen Fields nimmt den Leser in ihrem aktuellen Roman THE INSTITUTION mit in ein Hochsicherheitsgefängnis, in das zur Aufklärung eines Mordfalls eine junge Profilerin eingeschleust wird. Umgeben von wahnsinnigen Gewaltverbrechern, wird das Unterfangen für die verdeckte Ermittlerin mehr und mehr zum Himmelfahrtskommando.

Ob Thomas Harris in seinen kühnsten Träumen geahnt hat, welche Welle der psychopathischen Thriller-Literatur er mit seinen Romanen um den genialen Menschenfresser Hannibal Lecter und durch die darauffolgende oscarprämierte Verfilmung von „Das Schweigen der Lämmer“ auslösen würde? Seither wimmelt es in der populären Literatur von Serienmördern und Ermittlern aller Couleur. Was ein Profiler macht, weiß inzwischen jedes Schulkind, und monströse, wahnsinnige Menschenschlächter wie Jeffrey Dahmer sind nicht zuletzt dank geschickter Vermarktung zu Ikonen der modernen Popkultur geworden.

Von der Juristin zur Bestsellerautorin

Helen Fields hat ihren ganz eigenen Weg zur Literatur gefunden. Sie begann ihr Jurastudium an der renommierten University of East Anglia in Norwich. Danach führte ihr Weg schließlich zur Inns of Court School of Law in London, einer der angesehensten juristischen Institutionen weltweit, und sie praktizierte über 13 Jahre  als Anwältin. Doch das Leben hält oft Überraschungen bereit, und nach der Geburt ihres zweiten Kindes beschloss sie, einen neuen Weg einzuschlagen: das Schreiben von Thrillern. Schon ihr erster Roman „Die perfekte Gefährtin“, der Auftakt zu der mittlerweile sechsteiligen Luc-Callanach-Reihe, zog Leser auf der ganzen Welt in ihren Bann. 

Düstere Aussichten

Dr. Connie Woolwine ist keine Unbekannte für Fields-Fans, schließlich tauchte die forensische Profilerin schon im hierzulande unveröffentlichten „The Shadow Man“ auf. In ihrem neuesten Fall verschlägt es Connie in die Parry Institution, ein burgähnliches Hochsicherheitsgefängnis für psychisch Kranke, mitten im Nirgendwo. In dem alten gotischen Gebäude sitzen einige der gefährlichsten Verbrecher des Landes ein. Und eigentlich sollte man denken, hier wären die Sicherheitsvorkehrungen enorm, doch nun geschieht etwas Unglaubliches: Eine hochschwangere Krankenschwester wird ermordet aufgefunden. Das Baby wurde ihr brutal aus dem Leib gerissen und ist nun verschwunden. Connie arbeitet verdeckt als Spezialtherapeutin. Sie beginnt zum Zweck der Aufklärung ohne Umschweife mit dem „Profilen“ und nimmt sich Insasse für Insasse der Station vor – einer muss das Baby entführt haben!

Beklemmende Spannung

Autorin Helen Fields versteht ihr Handwerk und ihr Genre, denn sie bastelt einige schön skizzierte Scheusale in ihre Geschichte. Alles wird geboten, vom Studenten meuchelnden Universitätsprofessor über den kindlich-durchgeknallten Frauenmörder bis hin zum sadistischen Krankenwärter. Und alle sind versammelt in einem gruseligen, beklemmenden Gebäude fernab der Zivilisation.
Die Autorin begleitet Connie auf ihrem Pfad durch die tief komplexen Gedankenwelten ihrer Patienten, während sie uns in die geheimnisvolle und äußerst faszinierende Welt der Anstalt führt. In dieser Welt zeichnet die Autorin ein düsteres, desaströses Bild der modernen forensischen Psychiatrie, das lange nachwirkt.

Die Spannungskurve steigt kontinuierlich an, nachdem ein Gewitter die Kommunikation mit der Außenwelt unterbricht, und erreicht ihren Höhepunkt im letzten Drittel des Romans, als die immer labiler werdende Connie unerwartet die fürsorgliche Therapie der Parry Institution „genießen“ darf. Dies ist der Moment, in dem die Leser ihre anfänglichen Vermutungen bestätigt sehen: Die Bediensteten scheinen wahnsinniger zu sein als die Insassen!

Mit Fortlauf der Geschichte sinkt Connie tiefer in den Strudel des Irrenhauses, und wir werden Zeugen ihrer inneren Stärke und Entschlossenheit. Die Autorin beweist am Ende des Buches ihr außergewöhnliches Talent, indem sie die Spannung auf ein dramatisches Finale zusteuert. Dieses Finale ist so mitreißend und intensiv, dass es einen sprachlos zurücklässt. Aber damit nicht genug, auf der letzten Seite des Buches sorgt sie für eine weitere überraschende Wendung in Connies Leben, die in ihr ein neuerliches Trauma begründet und in uns die Vorfreude auf einen weiteren Roman weckt.

Fazit

THE INSTITUTION erweist sich als ein beeindruckend solider und meisterhaft gefertigter Thriller, der zweifellos einen Ehrenplatz in den Bücherregalen eingefleischter Leser von Bestsellerautoren wie Jeffrey Deaver und Sebastian Fitzek verdient. Dieses literarische Meisterwerk ist ein unverzichtbarer Begleiter für alle, die anspruchsvolle Spannung und meisterhaftes Handwerk zu schätzen wissen. 

MARKUS STENGELIN & FLORIAN TRITSCH

Titel: The Institution
Verlag: dtv
Autor: Helen Fields
Erscheinungsform/Seitenzahl: Paperback, 448
Verkaufsstart: veröffentlicht